Vor dem Auftritt in Langen, war Sänger Zoltán Farkas von Ektomorf trotz Erkältung bereit sich zum neuen Album, der Tour und der Band an sich zu äußern...
Wie lange seid ihr jetzt on the road gewesen seit ihr "Destroy" letzten März veröffentlicht habt?
Wir waren für ca. 5 Wochen zu Hause, der Rest war Tour. Wir sind durch die Clubs getourt, haben ein paar Festivals gespielt, ein Video gedreht und natürlich unser neues Album "Instinct" aufgenommen.
Ihr seid nun mit Kreator auf Tour, ist diese Band eine Art Vorbild für euch, wie sich die Band entwickeln könnte?
Es ist einfach total aufregend mit Kreator auf Tour zu gehen, jeder von uns freut sich, weil er die Band seit Langem hört und jetzt mit Leuten wie ihm (zeigt auf Ventor, der gerade am Nebentisch ein Interview führt - Verf.) die Bühne zu teilen. Sie sind heute auch einfach immer noch eine der heaviesten Bands auf der Welt.
Wie läuft die Tor für euch bis jetzt? Seid ihr zufrieden?
Yeah man, wir spielen jeden Abend vor 800-1000 Leuten und werden gut aufgenommen. Das fühlt sich gut an. Das Publikum ist gut gemischt, so dass wir Leuten aus verschiedenen Musikrichtungen unsere Musik präsentieren können. Da sind einerseits die Fans, die uns kennen und richtig abgehen zu den Songs, andererseits freue ich mich total, wenn ich sehe, dass Leute, die unsere Musik noch nicht kennen oder zu Beginn der Show unschlüssig sind, ebenfalls anfangen herum zu springen oder die Haare zu schütteln.
Ihr habt letztes Jahr auf dem Full Force Festival gespielt, ein richtig starkes Konzert. Als der Auftritt vorüber war, hab ihr euch sehr emotional bei den Fans bedankt. Ist es für euch immer noch etwas Besonderes aufzutreten?
Es ist natürlich immer noch etwas besonderes die Bühne zu betreten, aber auf dem Full Force kamen wir auf die Bühne und es sah aus als wären 200.000 Menschen vor uns und alle diese Menschen mochten die Musik, die wir gerade spielten. Der Veranstalter meinte danach zu uns, dass er noch nie eine solche Publikumsreaktion am frühen Nachmittag bei einem Festival gesehen hätte und dass es wie eine Headlinershow gewirkt habe. Darum ist dieser Auftritt etwas anderes. Wenn wir sonst auf die Bühne gehen ist es darum etwas besonderes, weil wir das tun was wir mögen und es anderen Menschen gefällt. Auf dem Full Force geschah das nur in extremem Ausmaß.
Euer letztes Album hat haufenweise gute Besprechungen bekommen, der einzige Kritikpunkt an der Band war, dass sie ein wenig zu stark nach Sepultura klingen würde!
Mich nervt das schon, ich höre das eben sehr oft. Warum sind die Menschen immer so voreingenommen, nehmt die beschissene CD, hört sie euch an und wenn sich euch gefällt, dann passt das doch. Außerdem, wenn wir klingen wie Sepultura, die eine klasse Band ist, dann sind wir ebenfalls eine klasse Band. And so fuck off. Du kannst das genau so hinschreiben.
Ihr hattet fast orientalisch anmutende Klänge auf der letzten Platte. Habt ihr sie nur benutzt, weil sie in den Sound passten oder stand da etwas Persönliches dahinter?
Ich bin Zigeuner, da meine Mutter eine Zigeunerin war, mein Vater Ungar, ich fühle mich auch als ein solcher und diese Einflüsse sind aus der Musik der Zigeuner entstanden. Diese Atmosphäre fasziniert mich einfach. Gestern Abend habe ich zum Einschlafen den Soundtrack von Gladiator gehört und auch diese Songs haben teilweise etwas von dieser Stimmung. Traurig und doch faszinierend, darum werden wir heute einen Song vom Soundtrack als Intro zur Show nutzen.
Euer neues Album hört auf den Namen "Instinct". Wie würdest du es beschreiben, was ist anders?
Zunächst einmal hatten wir uns vorgenommen die Produktion von "Destroy" zu toppen. Sie war zwar schon genial, aber wir wollten noch mehr. Stilistisch haben wir uns noch mehr in die Thrash Metal Ecke bewegt. Ich stehe eben total auf Metallica, "Master Of Puppets", auf dem neuen Album haben wir versucht eben diese Art der Anschläge einzubauen, um härter rüber zu kommen. Das Ganze sollte noch knackiger und aggressiver klingen.
Die neue CD kommt Ende März in die Läden, was steht danach auf dem Programm?
Wir werden Clubshows hier in Deutschland und Österreich spielen, Einige davon zusammen mit Caliban, und dann ein paar Festivals, ich glaube sieben Stück, wie das Full Force und das Summer Breeze. Danach gehen wir im September auf Tour, wie steht noch nicht fest. Sollte das neue Album ein Erfolg werden, könnte es sein, dass wir eine Headlinertour bekommen, ansonsten Touren wir als Support, aber wir gehen in jedem Fall auf Tour.
Du hast vorhin erwähnt, dass die neue Scheibe thrashiger geworden sei. Zu welcher Szene oder Stilistik würdest du Ektomorf denn allgemein zuordnen? Death Metal? Metalcore?
Oh, Death Metal auf gar keinen Fall, ein Veranstalter hat uns einmal als Death Metal Band angekündigt, das hat uns gar nicht gefallen. Aus dieser Ecke kommen wir nicht. Ich bezeichne uns als Thrashcore, da wir aus Thrash wie auch aus dem Hardcore unsere Einflüsse beziehen. Dazu kommt dann noch Punk, diese drei Musikstilistiken setzen unseren Sound zusammen. Aber wenn ich auf dieser Tour unser Publikum betrachte, da gibt es Black Metal Fans und sogar True Metal Fans, die in unserer Musik, in unserem Sound etwas finden können. Es ist wohl eher eine große Mischung jeder Art von Metal.
Wie sieht es denn mit der ungarischen Metalszene aus, eigentlich kenne ich ansonsten nur noch Tormentor aus den Achtzigern (Übrigens sehr lohnend das "Anno Domini"-Album)?
Es gibt viele Bands, gerade aus dem True und Nu Metal Bereich, auch richtig Gute, aber in Ungarn hast du keine echte Chance. Man muss etwas wagen, wir haben unsere Zelte in Ungarn abgebrochen und sind nach Berlin umgezogen, wir mussten das tun, sonst wäre es mit der Band nicht weiter gegangen. Leider trauen sich andere Bands das nicht zu. Hier in Deutschland oder auch in Österreich hast du die Möglichkeit bekannt zu werden, in Ungarn fehlt die musikalische Infrastruktur. Man ist zu weit weg von allem.
Was bedeutet denn der Name Ektomorf?
Es ist ein lateinisches Wort und steht für einen erblichen, genetischen Defekt. Man wird immer dünner und kann sich schließlich nicht mehr bewegen. "Amorph" bedeutet das Gegenteil, doch wir haben uns für Ektomorf entschieden, weil fast niemand diese Bedeutung kennt. Aber jetzt wissen es ja alle.
Was war dein erstes Metalalbum?
Es war eine Kassette, Metallicas "Jump In The Fire"-Maxi von 1984.
Deine persönliche Best of Five?
Momentan oder Allgemein?
Geht wohl nur momentan oder?
Stimmt:
Iron Maiden - Powerslave
Kreator - Enemy Of God
Machine Head - Burn My Eyes
Metallica - Master Of Puppets
Hmm als fünfte, ich nehme die neue Ektomorf.
Nur wenn man dahinter steht wird es auch was und ein Novum noch dazu, bisher hatte sich noch kein Musiker selbst in der Playlist... Eine Story vielleicht noch, was war das seltsamste Erlebnis bisher mit der Band zusammen?
Wir reisten von Berlin nach Italien, um dort zu spielen. Wir mieteten ein Auto und auf dem Rückweg nach Hause kamen wir in eine Fahrzeugkontrolle. Das sah alles auch noch ganz normal aus. Dann kamen auf einmal zehn Polizisten zu uns und nahmen uns einfach fest, ohne Gründe zu nennen. Wir wurden für eine Nacht ins Gefängnis gesteckt und hatten keine Ahnung warum. Am nächsten Morgen wurden wir freigelassen. Ich fragte, warum das alles geschehen war, und sie antworteten: "Es war ein Fehler im Computer." Derjenige, der das Auto vor uns gemietet hatte, hatte es nicht rechtzeitig zurückgebracht. Er hatte es eine Stunde später zurückgegeben, aber das war nur in Bayern in den Computern vermerkt worden, sonst nirgends. Daher dachte die Polizei, dass wir den Wagen gestohlen hätten. Es war wirklich ernst, denn sie behandelten uns wie die letzten Arschlöcher.
Dein letzten Worte an die Fans:
Ich möchte nur sagen, bleibt wie ihr seid und wir sehen uns auf der Tour.
Christian Kremp