Stories

September 2003

Eine der aktuellen deutschen Bands, von der man gerne behaupten würde, „die habe ich schon gekannt als sie ihr Debüt veröffentlichten“. Leider kann ich das nicht sagen, doch auch die letzten zwei Platten sind schon sehr stark gewesen und so musste Leif, der sympathische Frontgrunzer der Truppe dann doch mal zum Interview gebeten werden...

Zuerst mal zum neuen Album insgesamt. Es ist etwas thrashiger geworden, war das ein bewusster Schritt?

Wir machen eigentlich nichts bewusst, sondern das ist eine stetige unterbewusste Entwicklung, die da stattfindet. Wahrscheinlich kommen auch unsere Roots jetzt mehr zum tragen und die liegen ganz klar im Thrash Metal Bereich. Die heftige Darstellung der Musik kann aber bei vielen natürlich die Assoziation mit Death Metal hervorrufen. Der neue Sound bringt den Thrash auch mehr zum tragen.

Du bist mit deiner Stimme auch etwas höher, klarer gelagert als beim letzten Mal?

Gestern sagte jemand noch zu mir, dass ich doch viel tiefer singe, als früher. Aber das er klarer ist kann gut sein, denn darauf habe ich wert gelegt. Ich wollte nicht nur staubsaugermäßig uninspiriert klingen, ohne dass man die Texte zumindest einigermaßen verstehen kann. Gerade Tempo und Aussprache sollen mehr catchy sein, da auch meine Vorbilder Tompa, David Vincent und Chuck Schuldiner (At The Gates, Morbid Angel und Death – Verf.) immer Wert auf diese Attribute gelegt haben.

Wie schreibst du deine Texte?

Da muss ich eigentlich nichts Besonderes machen, ich laufe offen durch das Leben und versuche durch die Musik eine bestimmte dunkle Seite zu zeigen oder auch loszuwerden. Es steht kein Konzept dahinter, ich lasse mich einfach durch die Realität inspirieren. Ehrlich gesagt habe ich auch gar keinen Bock und keine Zeit über Einhörner und Schwerter zu singen. Ich schreibe persönlich und passend zur Musik negativ.

Wer hat denn euer, echt cooles Cover gezeichnet?

Ja wir fanden das auch total nett und plakativ. Es drückt zwei, vielleicht sogar drei verschiedene Interpretationen des Titels aus. Im Thrash Metal sind die Grenzen ja auch nicht so eng gesetzt wie etwa im Gothic oder Grindbereich (Nackte Frau bzw. Blut und Zensur – Verf.), daher ließen wir uns verschiedene Konzepte zuschicken und Björn, ein alter Bekannter von uns, von www.Killustrusions.com, die bereits einige geile Cover entworfen haben, machte schließlich das Rennen, da er ein komplettes Konzept auch für das Booklet usw. entworfen hatte.

Ihr habt wieder bei meinem Lieblingsproduzenten Herrn Classen aufgenommen, der eine Killerproduktion nach der anderen raus haut, wie ist es denn so mit ihm zu arbeiten?

Also ich denke der Andy hat momentan einfach einen guten Lauf. Für uns war halt wichtig, dass er menschlich zu uns passt, zudem hat er durch seine Arbeit als Gitarrist von Holy Moses dieselben Roots wie wir. Sein Erfolg mit den Produktionen begann eigentlich mit unserer Scheibe „Inwards“, die viele andere Bands (z.B. Callenish Circle – Verf.) dazu brachte auch im Stage One aufzunehmen, da er einen frischen und druckvollen Sound schafft, der aber immer individuell klingt. Gerade Platten wie die neue Tankard hat er unglaublich viel weiter gebracht. Wir selbst wollten noch mal dort aufnehmen, weil wir dachten, dass da noch was geht, dass kleine Details noch zu verbessern wären. Wir haben auch relativ flott aufgenommen, 15 Songs in nur drei Wochen, aber das war für uns eher Motivation, denn Druck.

Wieso habt ihr denn ein Turbonegro-Cover - ich bin großer Fan dieser Band und finde das sehr geil - für die neue Platte aufgenommen?

Wir sind ebenfalls große Fans der Band und haben sowieso schon immer ein großes Herz für Punk oder Hardcoresachen gehabt. Wir wollten einfach einem unserer Faves huldigen und außerdem finde ich es gut auch mal andere Bands zu covern. Zudem ist es relativ einfach zu schrammeln und hat einen geilen Text, gerade die Passage „My Generation Sucks“ unterschreibe ich gerne. Außerdem denke ich, dass die frühen Werke so manche Death Metal Band locker in die Tasche stecken können, was das Feeling angeht.

Habt ihr darum auch den 3.Song ‚Destination Hell’ genannt, sozusagen als Hommage an den Song vom ‚Never Is Forever’ -Album?

Oh, das wusste ich gar nicht, ich kenne dieses Album nämlich nicht. Es zeigt vielleicht an, dass wir eine ähnliche Gedankenrichtung haben. Ist aber ein cooler Zufall, genauso übrigens wie der Name der Scheibe. Unsere Bekannten von Harmony Dies aus Berlin haben nämlich dieser Tage ein gleichnamiges Album veröffentlicht, was lustigerweise bei einem Telefongespräch untereinander herauskam. Vielleicht rippen wir aber mit dem neuen Album auch einfach nur andere Bands ab?

So wird’s sein! Humor hat der junge Mann. Aber was denkst er denn, warum die Slayervergleiche in den Reviews langsam zurückgehen?

Nun, dass er gezogen wurde ist klar, weil es einfach der offensichtlichste Verweis ist, um jemandem ungefähr unsere Musik zu beschreiben. Sie haben uns auch definitiv beeinflusst, was Songwriting und Riffs betrifft (Hier verweist der uneigennützige Interviewer auf sein Review – Verf.). Aber langsam kommt eine gewisse Akzeptanz unseres Stils und unserer Art zu musizieren. Zudem haben wir mindestens deathmetallische Vocals integriert und soweit ich weiß, mögen Slayer keinen Death Metal. Und so ähnlich ist es dann im Endeffekt auch nicht.

In Deutschland wurdet ihr lange Zeit, auch von mir, unterschätzt, nun hört man bereits wieder Rufe die „Sackgasse“ schreien, dein Kommentar?

Der Grat zwischen Underdog und übertriebenem Hype ist schmal, aber ich denke unser Plus ist, dass wir immer gespielt haben, worauf wir Lust hatten. Außerdem mussten wir in der Öffentlichkeit erst reifen. Ich meine viele Bands legen sich selbst mit ihrem ersten Album die Messlatte ziemlich hoch, weil sie noch dreckiger und direkter sind und können dann nie wieder dieses Niveau halten. Bei uns ist eine kontinuierliche Steigerung zu erkennen, unsere Qualität steigt, wir haben unser bestes Album noch vor uns. Und dieses Gezeter ist nichts anderes als Penisneid, wir haben uns persönlich verbessert und sind unserem Stil treu geblieben. Aber es ist auch ganz normal, einer wirft immer den ersten Stein und wer weiß, vielleicht gibt es uns in einem Jahr nicht mehr und dann können diejenigen sich zurücklehnen und sagen, seht ihr, ich hab’s doch gewusst.

Das mit dem guten Humor hatten wir ja schon. Doch nun zu neuen Ufern, wäre es nun nicht an der Zeit mal eine eigene Headlinertour zu spielen?

Das ist kein Luxus den wir brauchen, da sollen sich die anderen Bands schön drum streiten. Wir spielen gerne als teil eines starken Billings, mit coolen anderen Bands. Zudem fühlen wir uns dem Underground sehr verbunden, spielen viele kleinere Konzerte und setzen da eher eine persönliche Bedeutung in die Zusammenstellungen.

Wie findest du denn das Package für die X-Mas Festivals?

Ich finde es sehr gut, gerade weil es so ausgewogen ist. Kein Mensch braucht acht Thrash Metal Bands. Gerade die teilnehmenden Bands sind sehr starke Livegruppen, die eigentlich eine Menge reißen müssten. Mit gut der Hälfte waren wir schon auf Tour, von daher erwarte ich eine Menge von diesem Package.

Wie war denn eure Tour in Japan, seid ihr dort gut angekommen?

In Japan gilt erstmal, je mehr Soli, desto besser. Wir waren 2001 mit Night In Gales und Defleshed dort für vier Shows und es hat ne Menge Spaß gemacht. Wir sind gerne Metaltouristen und haben das auch ohne Labelunterstützung durchgezogen. Dort sind einfach ein geiles Publikum und auch viele coole Bands wie etwa Defiled, die bei uns im Vorprogramm spielten. Ich denke 2004 verschlägt es uns wieder dorthin. Wir hatten eine gute Zeit dort.

Da du selbst als Journalist beim Voices From The Darkside Fanzine tätig bist, findest du die häufige Kritik an zu positiven Kritiken der Journaille gerechtfertigt?

Also dazu ist mir Musik viel zu persönlich, zudem schreibe ich schon länger nicht mehr für das VFTDS. Dieses Mag ist aber sehr kritisch und in der Fanzineecke gehört es auch einfach dazu Platten zu verreißen. Ich selbst habe manche Platte zerrissen, die ich heute absolut stark finde. Aber die Kritiker sollen erstmal selbst was auf die Beine stellen und nicht immer nur meckern das, dass Rock Hard oder sonst wer so schwach geworden sei. Wenn man erstmal die Kosten sieht und dann merkt so ne Labelanzeige wäre doch nicht schlecht, dann wird man vielleicht auch einiges besser verstehen.

Außerdem sind Besprechungen ja keine Verpflichtenden Hinweise, sondern Empfehlungen, die niemanden zu etwas zwingen. Nun kommen wir zu ein paar Halbsätzen, die Herr Jensen vervollständigen sollte...

Nr1: Ohne Punkrock wäre Thrash Metal...

...wahrscheinlich noch aggressiver. -Scheiße das macht ja gar keinen Sinn. - ...wäre Thrash noch Thrash.

Das lassen wir mal stehen. Eine Tor mit Slayer, The Haunted und Dew-Scented wäre...

...genial und das absolute Optimum. Mit The Haunted hätte es im Frühjahr auch fast geklappt, warten wir mal die Zukunft ab.

Deutschlands bester Musiker ist...

...Alexander. (In Fachkreisen auch Robbie Claw genannt, von Robbie Williams und seinem tollen Nachnamen abgeleitet- Verf.)

Eine Gemeinsamkeit zwischen Bayern München, Manowar und den USA ist…

...dass viele darauf stehen und nicht mal wissen warum.

Für mich die Antwort des Tages. Letzter Quizpunkt: ‚Fast As A Shark’ ist von…

...Accept, ich habe meine Metalaufgaben gemacht, obwohl ich die eigentlich nie so gehört habe. Da ich in Südamerika aufgewachsen bin, kam ich eher mit Slayer, Kreator und Possessed in Berührung.

Deine Top-five:

Trouble - Manic Frustration
Thort Industry (? - Verf.) - Black Umbrella
Terrorizer - World Downfall
Forbidden - Forbidden Evil
Cynic - Focus

Bleibt mir nur noch Danke für das coole Interview.

Christian Kremp






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