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April 2003

Dementi beantworteten Evil Rocks Hard einige Fragen zum aktuellen Album "Zweigefühl"...

Wie kam euerer Bandname Dementi zustande?

Dementi als Bandname spiegelt für uns auf der einen Seite wieder, dass wir in unseren Songs Gefühle und Themen berühren, die viele Menschen nicht wahr haben wollen. Dinge die im verborgenen, eigenen Ich ablaufen und die bei ihrer direkten Konfrontation zumeist verleugnet werden oder eben dementiert. Die zweite Seite des Spiegels ist, dass wir für unser Kind einen Namen gesucht haben der einprägsam ist und gut klingt. Denn über ein namenloses Kind kann man schlecht schreiben.

Am 14.4 kommt euer neues Album "Zweigefühl" in die Läden. Wie würdet ihr die Veränderung zu den Vorgängern beschreiben?

Wir hatten durch RE:POP die Möglichkeit einen professionellen Rahmen ein fettes Album aufzunehmen. Durch unsere vorangegange Arbeitsweise stand die komplette Songstruktur und die meisten Keyboards und Samples schon bevor wir im Studio mit den Aufnahmen begonnen haben. Im Studio haben wir dem Ganzen dann einen Feinschliff verpasst. Bei den Gitarren, Bass und Gesang sind wir von einigen alt eingefahrenen Live-Sachen abgewichen und haben im Studio neue Ideen entwickelt. Wir sind mit unsrem Silberling sehr zufrieden und denken das wir in der Kürze der Zeit eine gute Produktion abgeliefert haben. Sicher mussten wir an einigen Punkten Abstriche machen, die Erfahrung zeigt, dass man am Ende immer nie genug Zeit hat um sein Dinge im Studio umzusetzen. In Zukunft hoffen wir auf jeden Fall, dass wir die Möglichkeit haben werden, mit weniger Zeitdruck und dem genügenden Abstand ein Album aufzunehmen. Wir denken, dass noch Potenziale in uns und in der Musik, die wir machen, liegen, die man noch besser herausarbeiten kann.

Welche Erwartungen bzw. Hoffnungen habt ihr in Bezug zur neuen Scheibe?

Wir hoffen natürlich das wir mit Unterstützung unseres Labels und deren Vertrieb Sony Music Import Service, "Dementi" einen Namen in der Musikszene geben, mit dem viele Menschen gute melancholische, harte, deutschsprachige Rockmusik verbinden. Wenn wir die Besucher unserer Konzerte dazu bewegen können den Zauber des Augenblicks nicht ungenutzt verstreichen zu lassen und das Leben intensiv zu erleben, ist das ein sehr aufrichtiges Ziel. Es gibt in unserer Zeit unzählige Bands die Musik zur Unterhaltung machen. Dementi macht keine Musik um nebenher beim Frühstücksradio zu laufen. Wir geben intensive Gefühle für intensive Momente im Leben. Ich Denke Musik ist unsere Art unsere Gefühle auszudrücken und diese Erfahrungen möchten wir gern teilen.

Wie sehen eure Pläne für die nächste Zeit nach dem Release-Stress aus?

Nach den Release-Events steht noch unser Auftritt beim diesjährigen WGT an. Wir hoffen durch die neu gewonnene Aufmerksamkeit noch weitere Festivals im Sommer spielen zu können. Wie gesagt, im Herbst eine Club-Tour und wir sind immer fleißig am Songschreiben und das Material würde schon jetzt für ein zweites Album ausreichen. Also geschmiedet wird, solange das Eisen noch heiß ist...

Die Texte eurer Lieder sind sehr tiefgründig und regen zum Nachdenken an. Inwiefern sind sie auf euere persönliche Vergangenheit und Einstellung bezogen?

Wir sind keine Band die den Weltenschmerz auf sich vereint. Der kritische Umgang mit unserer Umwelt und ein zynischer direkter Blick auf den Menschen an sich, ergeben ein Bild, dass melancholisch und nicht zwingen positiv ist. In einer Menschenmenge steht irgendwo die Insel mit der Aufschrift Dementi als Bandname. Ich denke es hilft mir persönlich sehr meine Gefühle und Gedanken durch Musik auszudrücken, denn oft fehlen einem im Zauber des Augenblicks die richtigen Worte und man verarbeitet alles besser. Sicher gibt es immer wieder Momente in denen einen Musik auch tiefer nach unten zieht, aber wenn man auch diese Phasen übersteht, geht man gestärkt und zuversichtlich an neue Dinge heran. Ich glaube es gibt immer wieder Songs in denen es direkt zur Sache gehen muss, jedoch gibt es in zwischenmenschlichen Beziehungen keinen Grund zur Anklage oder es geht nicht darum eine bestimmte Person an den Pranger zu stellen. Das sind alles sehr subjektive Gefühle die ihren Platz und den freien Raum zur Interpretation benötigen. Ich habe mich schon selbst dabei ertappt einen Song von uns zu hören von dem ich weiß, er repräsentiert eine bestimmte Geschichte meines Lebens, aber er gibt mir Gefühle, Worte und Stimmungen, die ich jetzt in der momentanen Situation brauche um neue Kraft zu finden. Wenn dies nicht nur mir so geht, sondern auch den Hörern von Dementi ist dies das schönste Geschenk was einem Künstler gemacht werden kann.

Welche Bands haben euch in eurem Werdegang am Meisten geprägt bzw. welche Musik hört ihr so privat?

Privat hören wir alle sehr unterschiedliche Musik. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Durch die verschieden Einflüsse aus genrefremder Musik bilden sich immer wieder interessante Effekte in unserer Musik wieder. Es gibt sicher Bands und Songs die wir alle gern hören und die auch eine gewisse gemeinsame Grundlage bildet, aber mitunter sind auch sehr skurrile und ausgefallene Sachen dabei, bei denen die Vorlieben auseinander gehen. Wir hören privat sehr viele US- Grunge, Alternative, Funk und Rockproduktionen, eher weniger Gothic-Rock, aber wie gesagt die Peter Gabriel, Sting oder James Taylor Platte findet genauso Ihre Berechtigung. Bandnamen: Paradise Lost, Zeromancer, A Perfect Circle, Orgy, Godsmack, Filter, Creed.

Wie seht ihr die deutsche Gothicszene?

Von Außen!!! Nein, Spaß beiseite oder wir sind genau schon beim Thema. Viele nehmen sich selbst zu ernst... Junge Leute, die die Gothic Musik für sich entdecken und dies halt auf andere Wege tun wie vor einigen Jahren, werden verächtlich angesehen. Jeder will der realste Gothic sein und dem anderen erklären wie oder was er ist und wie er zu sein hat. Am Ende geht es doch um die Individualität. Jeden Menschen der in dieser Szene ist, so frei sein zu lassen wie er das gerne möchte. War dies nicht auch einmal ein Grundgedanke der Bewegung? Eine Szene in der man unter Gleichgesinnten Erfahrungen, Gedanken und Gefühle austauschen kann. Sicher gehört auch dazu auf Partys zu gehen und für einen Moment lang das Leben intensiv zu erleben... und Spaß zu haben. Wir haben kein Recht Irgendwem Irgendetwas zu sagen, meine Meinung ist einfach, dass alle etwas lockerer werden sollten.

Im Januar habt ihr einen Vertrag bei RE:POP unterschrieben. Ändert sich für euch dadurch etwas?

In gewisser Weise schon... Wir haben selbst schon auf einer sehr hohen professionellen Ebene unsere Band "Dementi" promotet, gebookt und irgendwie auch selbst gemanaged. Durch RE:POP haben wir nun mehr die Möglichkeit uns um die eigentlichen Dinge, wie das Musik machen und live auftreten, zu kümmern. Sicher sind der Aufwand und die Arbeit gewachsen und somit gleicht sich das auch wieder aus. Wir denken das RE:POP mit seinem jungen Team für uns eine gute Arbeit leisten kann. Sicher übergibt man immer schweren Herzens Teile seiner Arbeit, denn wie sagt man immer so schön: "Was man nicht selber macht, wird nichts!" Ich denke, dass man sich an einem bestimmten Punkt von der Illusion lösen muss, dass man bei irgendwelchen wichtigen Leuten die Tür herein spaziert und eine mit Edding beschrieben CD-R auf den Tisch legt, sagt ich bin das heißeste Wiener-Würstchen lasst mich auf eurem Festival-Spielen, gebt mir ein Interview in eurer Zeitung, oder überlasst mir mal für vier Wochen euer Tonstudio. Sicher am Ende gehört die Musik dem Musiker, aber ohne Vermarktung, Auftritte usw. läuft heutzutage einfach nichts mehr. Das hat nicht zwingend etwas mit Kommerz zu tun, denn der Vogel den niemand kennt, kann noch so schön singen, aber für sich allein im Käfig. Ich denke mit RE:POP haben wir einen kompetenten Partner gefunden der uns sein lässt wie wir sind und uns hilft ein Schritt weit nach vorn zu kommen.

Bei Battle Of The Bands von Sonic Seducer habt ihr den ersten Platz belegt. Was bedeutet euch diese Auszeichnung?

Der Preis nimmt einen sehr hohen Stellenwert bei uns ein, da es ein Preis ist der auch mit direkt vom Publikum vergeben wird. Wir haben schon jedes Jahr daran teilgenommen. Zurzeit ist in Deutschland eine sehr starke Electro Szene und viele stehen auf diese Art von Musik. Wir haben uns von diesem Boom nicht beirren lassen und haben uns nach drei Jahren bei der Battle Of The Bands als einziger Act mit Gitarren gegen ein breites Feld von guter Musik durchgesetzt und dies macht uns schon stolz. Auch haben wir natürlich eine breite Aufmerksamkeit dadurch genossen und schlussendlich ist auch unser Label RE:POP dadurch auf uns aufmerksam geworden.

Was wollt ihr euren Fans noch mitgeben?

Zu unsren Fans, Freunden und Familien die uns jetzt schon mehr als 5 Jahre von den ganz kleinen Anfängen bis zu den heutigen ersten helleren Lichtstrahlen begleitet haben, würde ich noch sagen, Sie sind gewachsene Freunde die in bestimmten Momenten Gefühle und Gedanken mit uns und wir mit ihnen teilen. Ich verwende immer gern den Satz: Sie laufen mit uns auf der anderen Seite der Strasse. Ohne Ihre Unterstützung in den positiven sowie den tief dunklen Momenten z.B. dem tragischen Tod unseres Keyboarders, Vaters und Freundes KDA, stehen sie immer hinter uns geben uns Kraft, Halt und auch kritisches Feedback. Ohne Sie hätten wir wohl nicht die Möglichkeit dieses Interview zu geben...

Awén Weber