Stories

Oktober 2008

Hallo Jean! Seit der letzten Crown of Thorns-Platte ist eine Menge Zeit vergangen...

Ich hatte viel zu tun. Steven Van Zandt fragte mich vor vier Jahren, ob ich ihm mit dem Aufbau der Rockfirma Renegade helfen könnte.Ich war über den Zeitpunkt glücklich. Wir sind schon lange befreundetund mir gefiel seine Vorstellung, jungen Bands beim Aufstieg zu helfen. Das hat natürlich lange gedauert, aber ich habe trotzdem Songs und Filmmusiken geschrieben.

Warum wolltest Du wieder aufnehmen und auf Tour gehen?

I vermisse es einfach und die Band vermisst es. Ich denke, dass man dazu geboren wird, etwas Bestimmtes zu tun. Du hast es einfach im Blut, aber manchmal muss man auch innehalten, um sich zu orientieren.
 
Du hast eine bedeutende Rolle im Musikgeschäft der letzten 30 Jahre gespielt, angefangen mit Deiner Zeit bei den Plasmatics über die Zeit mit Little Steven bis hin zu den Aufnahmen mit Paul Stanley. Was waren Deine persönlichen Lieblingsmomente?
 
Da gab es so viele….Als ich das erste mal meinen Namen auf einer Schallplatte gesehen habe und sie wie ein Stück Gold mit mir herumgetragen habe. Mein erstes Kiss-Konzert und dann der Moment, als ich mit Paul Stanley in dessen Appartement saß und mit ihm Songs geschrieben habe! Mein erstes großes Festivalmit Little Steven, meine erste Platte in den oberen Chartregionen, „Feel The Heat“. Mit den Ramones zu schreiben und aufzunehmen, Konzertreisen mit Bon Jovi und Van Halen zu machen usw. usf. Das Musikgeschäft ist eine Achterbahn und darum gab es auch Niederlagen und Enttäuschungen um die schönen Dinge in der Waage zu halten.
 
Du bist Teil einer bedrohten Art: Ein Schwarzer im Hardrock. Warum gibt es so wenige Farbige im Hard’n’Heavy Sektor?
 
Ja, so war es schon immer. Mir ist das bei den Plasmatics erstmals bewusst geworden. Da hat es sogar Monate gedauert, bis sich einmal ein Schwarzer in ein Konzert verlaufen hat. Ich bin auf Long Island aufgewachsen und war während meiner Schulzeit immer das einzig Farbige Kind in meiner Klasse und in der Nachbarschaft. Ich bin wie alle anderen dort mit Led Zeppelin, Steely Dan, Janis Joplin, Eric Clapton, Kiss und all den anderen aufgewachsen. Natürlich mochte ich auch Motown. Ich denke, dass das, was du magst, vor allem von deiner Umgebung abhängt. Fast alle schwarzen Musiker die ich treffe und die harte Rockmusik mögen, sind genauso aufgewachsen wie ich selbst. Ich habe schon immer daran geglaubt, dass Leute eher das tun sollten was sie wollen, als das was man von ihnen erwartet!
 
Gott sei Dank ist das bei Dir so! Eure neue Platte „Faith“ ist eine klassische Rockplatte, die alles besitzt, was eine Rockplatte benötigt: tonnenweise Gitarren, starke Melodiebögen, ganz viel Gefühl. Sie klingt heute so modern wie sie es auch schon in den 70ern, 80ern und 90ern gewesen wäre. Wie schafft man es, solch zeitlose Songs zu schreiben?
 
Danke für dieses große Kompliment! Es gibt kein Geheimnis dabei. Wenn es mir klar wird, dass ich demnächst wieder ins Studio gehen werde, dann beginnen die Ideen zu sprießen und ich versuche sie einzufangen wie auch immer es möglich ist: Ich summe sie ins Diktiergerät oder auf den Anrufbeantworter, Kassettenrekorder usw. Und dann versuchen wir als Band daraus Songs zu machen.
 
Welche Pläne habt Ihr als Band in der Zukunft bzw. als Solokünstler?
 
Wir sind gerade dabei, uns darüber zu verständigen. Wir verhandeln mit Agenten usw. Wir haben aber definitiv vor, vor so vielen Leuten wie nur möglich zu spielen.
 
Vielen Dank für das Interview!

Nichts zu danken! Und danke für die Unterstützung!

Frank Scheuermann