Interview mit der gesamten Blues Band am 12.2.2015 in Bensheim
ERH: Ihr seid auf Jubiläumstour...
Paul Jones (PJ): Es ist unglaublich! 35 Jahre, genau genommen sind es in zwei Monaten sogar schon 36 Jahre!Ich kann mich noch erinnern, als ich gehört habe, dass das Modern Jazz Quartet 28 Jahre zusammen war und ich mir gedacht habe: "Das gibt es gar nicht, keine Band bleibt so lange zusammen!"Und jetzt sind wir schon weit darüber!
ERH: Wie läuft die Tour bisher?
Dave Kelly (DK): Sie läuft seit etwa einer Woche und wir sind sehr zufrieden.
PJ (zeigt auf die Umgebung, eine spröde Abstellkammer, notdürftig als Garderobe hergerichtet): If it wasn't for the glamour, we wouldn't do it! (Band fällt in lautes Lachen ein)
ERH: Wie kamt ihr denn ausgerechnet auf der Höhe von Punk und New Wave auf die Idee, eine Blueband zu gründen?
PJ: Ich habe damals viel Theater gespielt, jede Menge Andrew Lloyd Webber und - wenn ich Glück hatte- Cole Porter. Das hat mich innerlich nicht wirklich ausgefüllt und ich bin fast immer direkt von der Bühne losgerannt und in Musikclubs mit Bands gegangen. Ich hatte sogar häufig noch mein Bühnen Make Up drauf. Und dann habe ich zu einem Pubbesitzer gesagt: "Ich will eine Blues Band gründen. Können wir hier auftreten?" Und er sagte, dass daraus nichts würde, weil das keiner hören wolle. Das war so 1978. Ein halbes Jahr später haben wir wieder geredet und er hat gesagt "Jederzeit!" Inzwischen waren nämlich all diese Bands populär geworden, die exakt das machten, was wir in den 60s gemacht hatten: Dr. Feelgood, Eddie And The Hot Rods und wie sie alle hießen.
ERH: Also war die Zeit wieder reif...
PJ: Ja, die Leute hatten einfach die Schnauze voll von diesem Progressive Rock Kram mit endlosem Gedudel. Ich weiß noch, wie ich damals eines Tges mit meinem Mini unterwegs war und John Peel legte die neue Platte von Yes auf und ließ sie ganz durchlaufen...
Gary Fletcher (GF): Ich glaube das war "Tales From Topographic Oceans"...
PJ: Ich glaube ja. Ich ich saß im Auto, konnte nicht weg und musste mir das Ding von vorne bis hinten anhören. Ich meine, das ist alles so überzogen, kein Song unter zwanzig Minuten! Und ich dachte mir: "Das ist lächerlich!"
ERH: Wie schafft man es eigentlich, 35 Jahre zusammen zu sein und ausschließlich Blues zu spielen?
PJ: Hör dir doch die Platten an, angefangen bei "Official Bootleg" über "Fat City" bis hin zu "Brassed Up": Man erkennt zwar eindeutig, dass es die gleiche Band ist, aber alle klingen sie unterschiedlich. Es gibt eben so viele unterschiedliche Wege, den Blues zu spielen.
ERH: Rob, wie ist es eigentlich für einen Musiker, der selbst in einer Progressive Rock Band wie Family den Durchbruch geschafft hat, jetzt nur noch den Blues zu spielen?
Rob Townshend (RT): Hör dir die Scheiben von Family an. Wir haben auch viele Blues Standards, unter anderem von Howlin' Wolf gespielt und dann haben die sich entwickelt, hier ein bisschen Geige, dort eine Flöte und dann wurden sie halt ein wenig komplexer, aber die Basis war für mich immer noch der Blues.
ERH: Wenn man euch anhört, fällt sofort auf, dass die Songs sehr kurz gehalten sind, im Gegensatz zu vielen Bluesbands. Was ist falsch an zehnminütigen Gitarrensoli?
Tom McGuinness (TM): Neun Minuten! (lacht) Kein Gitarrist kann zehn mInuten lang bei einem Solo unterhaltsam sein.
GF: Vielleicht Jeff (Beck)?
PJ: Ja, aber der spielt für mich kein Soli im engeren Sinne.... Jeff interagiert mit seinem Instrument mit allen anderen Musikern auf der Bühne. Das ist etwas völlig anders....
ERH: Mich unterhält Stan Webb, wenn er das tut...
TM: Ja, aber bei ihm hängt es davon ab, wieviel Bier oder Wodka Lemon er schon getrunken hat... (lacht)
ERH: Repertoire bringt eure alten Scheiben raus. Inwieweit seid ihr beteiligt?
TM: Sie legen sehr viel Wert auf unsere Mitarbeit und fragen nach, ob wir aus den jeweiligen Epochen noch irgendwo Bonustrack hätten.
GF: Das ist erstaunlich. Wenn man eine Platte aufnimmt, dann entscheidet man sich oft gegen einen Song und sagt sich: "Oh Mann, der geht gar nicht!" Mit ein paar Jahren Abstand hört man das Lied wieder und fragt sich ernsthaft, was man damals an den Ohren hatte!
ERH: Und wie kommt ihr an diese Bonusstücke?
GF: Das ist oft wirklich so, dass sie in einer alten Gartenlaube, im Keller oder auf dem Speicher herumliegen. Und dann findet man sie, schaut nach, ob die Bänder noch in Ordnung sind und dann versucht man das bester herauszuholen.
Wann gibt es eine neue Scheibe der Blues Band zu hören?
PJ: Eigentlich haben wir bisher noch gar nicht darüber nachgedacht. Von wann war die letzte? 2011? Stimmt, dann wird es wieder Zeit.
ERH: Vielen Dank für das Interview!