Stories

Juni 2010

Interview mit Andy Kuntz von Vanden Plasam 10.6.2010 in der IGS Ernst Bloch in Ludwigshafen Oggersheim.

Wie kamst du mit deiner Band auf euren Bandnamen?

Unser Line-Up der Band gibt es schon seit 15 bis 16 Jahren und unser Schlagzeuger und ich gründeten die Band vor ungefähr 23 oder 24 Jahren. Wir waren so gesagt eine Schülerband. Zuerst nannten wir uns Exodus, jedoch war dieser Name schon vergeben. Auf der IAA in Frankfurt lief ich dann an einem Auto vorbei, welches mir sehr gut gefiel und über ihm hing der Name Vanden Plas. Dieser Name gefiel uns dann so sehr, dass wir ihn übernahmen. Auch beschränkt uns dieser nicht nur auf eine bestimmte Musikrichtung. Zum Glück hat der Konzern der Automarke nie etwas dagegen gesagt, da wir wahrscheinlich die ersten Jahre zu unbekannt waren und später konnten sie nichts mehr sagen, da wir nach 5 Jahren ein Recht auf den Namen hatten.

Wie hieß deine erste Band und in welche Musikrichtung ging sie?

Diese Fragen ist spannend. Meine erste Band hieß Rock Zock und machte pfälzischen Mundartrock mit ziemlich schrägen Texten. Deswegen konnten wir auch nicht oft auftreten. Wenn wir auftraten, warfen wir oftmals Chinaböller in die Fans. Jedoch spielten wir immer unsere eigenen Songs und sehr selten Covers.

Wie kam es zu der Geschichte eurer neuen Platte, welche eine Alternativ-Version der Bibel enthält?

Ich bin ein Spinner. (lacht) Ich hatte schon immer schräge Ideen. Ich spielte schon öfters den Judas in Inszenierungen von Jesus Christ Superstar und setzte mich dann damit auseinander, was seine Beweggründe waren und was passiert wäre, wenn Judas Jesus nicht verraten hätte. Das ist der Grundstein der Geschichte des Albums.

Wie kamst du zum Theater?

Glück. Meine Band war/ist sehr berühmt in Kaiserslautern und oft kamen und kommen immer noch Theatermacher zu unseren Konzerten und dann sprach mich mal einer an, ob ich denn nicht mal in einem Theaterstück mitspielen möchte. Ich sagte natürlich sofort ja, war aber geschockt als er mir sagte, dass es erst in eineinhalb Jahren losgeht. Denn ihr müsst verstehen, dass wir als Band nie weiter als drei oder vier Wochen planen und dann kam er und sagt in eineinhalb Jahren. Ich dachte mir natürlich, dass das sich bis dahin sowieso erledigt hat, aber er kam dann ein Jahr später und bat mich, die Verträge zu unterschreiben, da es in einem halben Jahr losgeht. Somit spielte ich den Rocky in Rocky Horror im alten Pfalztheater in Kaiserslautern. Diese Stück wurde ein großer Erfolg und es kamen neue Leute, die mich baten in ihrem Stück mitzuspielen und so kam es dazu, dass ich heute immer noch beim Theater bin.

Hast du vor, eure neue Geschichte auf die Bühne zu bringen?

Ja. Ich schreibe immer Geschichten, deswegen haben wir oftmals eine Konzeptplatte, da nicht alles was ich schreibe in die Songs passt. Ich habe somit eine Idee zu einer Kurzgeschichte, schreibe diese und darauf passieren dann unsere Songs. Hinter unsere jetzige Albumgeschichte steckt ein großes Konzept und ich finde, sie ist so gemacht, dass sie auf die Bühne muss. Wenn also jemand kommt und es ins Theater bringen möchte, finde ich das gut.

Könntest du dir vorstellen noch etwas anderes in der Unterhaltungsszene zu machen? Zum Beispiel moderieren?

Nein. Ich mach das auf der Bühne, da ich es muss, aber sonst will ich es nicht machen. Ich finde es in Ordnung mit Journalisten zu sprechen und das macht mir auch Spaß, aber ich drücke mich lieber künstlerisch aus.

Welche Idee steckt hinter dem Cover des Albums?

Auf dem Cover ist ein Buch zu sehen, welches auch in der Geschichte vorkommt. Es ist das verschollene Evangelium von Lukas, welches dieser in der Unterwelt Roms findet und merkt, dass er es geschrieben hat. (...)

Warum spielst du kein Instrument?

Ich spiele Gitarre, aber leider nicht sonderlich gut. Früher lernte ich Akkordeon zu spielen, fünf Jahre lang, aber ich konnte nie Noten lesen und lernte die Stücke auswendig. Ich fing dann an immer wieder zu singen an und jeder sagte mir ich solle dies weiter machen und das tat ich dann auch.

Was sind deine Ziele? Sowohl privat, als auch für Vanden Plas.

Vanden Plas ist mein Privatleben. Ich wünsche mir noch einige Musicals zu produzieren und dass wir viel erreichen mit unserer neuen Platte, bekannter werden und länger touren können. Auch möchte ich Bands produzieren, da mir dies viel Spaß macht und ich das nicht als Arbeit ansehe. Ich habe aber keinen Kinderwunsch und möchte nicht heiraten.

Hast du Vorbilder?

Ich habe viele Vorbilder, die heute mehr zur Orientierung dienen, als ein Vorbild sind. Zum Beispiel Pink Floyd, Genesis, Thin Lizzy, Robbie Williams und viele mehr. Ich finde aber auch gut produzierte Boygroups und Lena Mayer-Landrut gut. Ich sehe das immer mit den Augen eines Produzenten. Da müssen nicht immer die Instrumente und der Gesang erste Klasse sein, sondern die Show drum rum ist spitze, dann ist das oftmals auch in Ordnung.

Hast du einen Vanden Plas?

Nein, denn ein Vanden Plas ist zu teuer. Ich fahre einen SLK.

Was machst du in deiner Freizeit (wenn du nicht Musik machst)?

Ich geh schwimmen, aber nicht unter 1000 Meter oder ich gehe wandern, da aber dann auch nur nicht unter 30-40 km pro Tag. Mountainbike fahren, Fußball und Kampfsport mache ich auch gerne. Ich mache alles Mögliche und nicht etwas besonders gerne oder gut. In meiner Freizeit sollte man etwas machen, was einem Spaß macht und nicht es nur machen, weil man darin gut ist.

Kannst du von den Einnahmen von Vanden Plas leben?

Ja, aber auch nur, weil wir nicht nur eine Rockband auf der Bühne sind, sondern ich auch noch im Theater arbeite und eine Piano-Duo habe, mit dem ich Vanden Plas Songs spiele und unsere eigenen. Somit habe ich drei Standbeine von denen ich gut leben kann. Die anderen Bandmitglieder sind ausgebildete Musiker und geben nebenbei Unterricht um Geld zu verdienen.

Was sagst du dazu, dass der 1.FCK wieder in der Bundesliga spielt?

Ich wusste das schon vorher. (...) Ich komme aus einer Fußballfamilie. Mein Cousin leitet den 1.FCK und spielte davor selbst in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft. Ich finde der 1.FCK wurde durch Stefan gerettet. Er bekam von Anfang an Akzeptanz und verhalf dem Verein wieder an die Spitze. Mir war jedoch klar, dass sie nicht gleich im ersten Jahr aufsteigen werden, sondern es etwas dauern wird. Auch dieses Jahr war es knappt, da ihnen zum Schluss die Luft ausging, was zum Glück auch den anderen passierte. Also hoffte ich immer, dass sie wieder aufsteigen, aber glaubte es erst am letzten Spieltag.

Was hältst du familiär von deinem Cousin?

Es ist Bruderstolz da, obwohl er mein Cousin ist. Aber wir haben auch Ehrfurcht vor dem anderen. Wir sind ja zusammen aufgewachsen, sahen und sehen uns regelmäßig und sind gleich alt. Auch fingen wir gemeinsam mit dem Fußballspielen an. Stefan spielte bei Bochum und auch ich wollte dorthin, jedoch wartete ich noch, da ich beim Bund war und erst einmal in einem anderen Team spielen wollte. Dort brach ich mir bei einem Spiel den Fuß fünf Mal und der Traum war aus. So kam ich dann zur Musik.

Also hätte es passieren können, dass du heute ein Fußballspieler wärst und kein Musiker.

Ja hätte es. Aber ich bin froh, dass ich Musiker bin und nicht Fußballer. Ich habe mich mit Stefan oft darüber unterhalten und er sagt, dass er seinen Job liebt, aber auch gerne mal wieder selbst spielen möchte. Somit habe ich das Glück, dass ich mit Vanden Plas immer noch Musik auf hohem Niveau machen kann. Als Fußballer spielst du irgendwann nur noch bei den alten Herren…

Was ist dein größter Traum bzw. unerfüllter Wunsch?

Das ist spirituell. Ich möchte alle im Himmel wiedersehen.

Glaubst du an den evangelischen Glauben?

Nicht wirklich. Ich glaube an Jesus, an die Wiedergeburt und auch an eine höhere Macht. Aber ich  habe mir so gesagt meine eigene Religion zusammengebastelt. Ich nehme mir verschiedene Sachen aus Religionen, die ich glaube, aber mich interessiert dann nicht, aus welcher Religion das ist.

Ihr habt doch mit einem Kirchenprojekt zusammen gearbeitet oder?

Nein, aber mit einem Barockorchester. Wir spielen die Schöpfung von Haydn. Das nächste Mal am 28.August 2010. Das Orchester spielt in der Barockstimmung und auf alten Instrumenten. Wir, Vanden Plas, spielen mit ihnen in derselben Stimmung und Originalpartitur, aber wir bringen auch unsere eigenen Aspekte mit rein. Das ist eine spannende Geschichte und sehr zu empfehlen.

Ist es schon passiert, dass du nicht dein Geld für Musik bekommen hast?

Ja, ich warte heute immer noch auf Geld aus Brasilien. Ich habe von dort seit zwei Jahren nichts mehr gehört. Wenn ich all mein Geld bekommen hätte, was mir zusteht, dann hätte ich mir einen Vanden Plas leisten können. (lacht)

Das ist doch ärgerlich!

Ja klar ist es das, aber man muss damit rechnen. Deswegen versuchen wir, und das sollten auch alle anderen machen, vorher zuschauen, ob die Firma oder der Club dafür bekannt ist, dass sie nicht bezahlen. Ist auch schwer das verlorene Geld wiederzubekommen, da die Firmen oftmals im Ausland sind und schwer erreichbar sind.

Hast du Probleme mit der Musikpiraterie?

Schon etwas, aber im kleineren Umfang. Es trifft auch die kleineren Bands härter als die größeren. Denn oft kann die Band dadurch dann nicht bestehen und muss nebenbei arbeiten oder sogar ihre Band aufgeben. Eine kleine Band trifft es natürlich härter, wenn sie das Geld für 50000 CDs nicht bekommt und selbst dann nur 40000 verkauft als wenn eine Band Millionen verkauft und noch einmal ein paar 100000 auf dem Schwarzmarkt vertickt werden.

Vielen Dank für Interview!

Madeleine Eisen / Yasmin Wolk / Klaus Niederberger / Matthias Heimberger / Frank Scheuermann