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November 2001

Interview mit Alex Beyrodt, Gitarrist und Produzent von Silent Force...

Infatuator wurde unmittelbar nach Erscheinen des Debütalbums komponiert. Habt ihr noch so viele Ideen übrig gehabt oder warum habt ihr euch sofort an das zweite Album gemacht?

Wir waren zur damaligen Zeit auf Tour mit Stratovarius. Den Titelsong ,Infatuator’ hatten wir bereits vor den Konzerten geschrieben. Während der Tour haben wir dann gemerkt, dass die harten und schnellen Songs einfach am Besten zu Silent Force passen und haben uns dann nach Ende der Tour ans Songwriting gemacht. Da wir in dieser Phase noch ein Festival gespielt haben, entstanden noch mal 4 Songs und so nahm das Ganze dann seinen Lauf. Die Trilogie , die auf dem Albums vertreten ist, hatte ich schon seit 4 Jahren in der Schublade, somit kamen die Songs zustande.

Ihr habt eine Menge Ideen gehabt, die für „Infatuator“ gar nicht verwertet wurden. Hebt ihr die für das nächste Album auf oder werden die wieder verworfen?

Es stimmt, vor allem während der Songwriting-Phase sind uns eine Menge Ideen in den Sinn gekommen. In der Band stimmt einfach die Chemie, deswegen hat auch jeder seinen Teil dazu beigetragen. Ich bin übrigens gerade dabei, schon einige Songs für unser 3. Album zu schreiben. Von „The Empire Of Future“ haben wir noch 2, 3 Songs über, von denen wir jetzt auch ,See Beyond’ als Video mit auf das neue Album draufgepackt haben.

„The Empire Of Future“ hast Du ja sozusagen im Alleingang produziert, die zweite Scheibe wurde von der Band wesentlich mehr mitbeeinflusst. In wie weit hat sich die Zusammenarbeit dadurch verändert?

An der Produktion an sich hat sich nicht viel geändert, da ich das auch diesmal größtenteils alleine gemacht habe. Aber es stimmt schon, dass die Band wesentlich mehr Einfluss genommen hat. Ich wäre ja auch blöd, wenn ich die Ideen der anderen nicht mit einbringen würde. Wenn die Jungs mit einem Vorschlag kommen, dann wird der auch zu 99% umgesetzt. Bei uns passt es einfach, jeder bringt seine Erfahrungen mit ein.

Wir würdest du eure musikalische Entwicklung zwischen den beiden Alben beschreiben?

Ganz einfach: „The Empire Of Future“ musste man 5-6 mal hören, bis man ein Gefühl dafür entwickelt hat. „Infatuator“ fängt schnell an und bleibt auch schnell. Zudem wirkt die Scheibe wesentlich eingängiger und bietet mehr Spielereien. Natürlich kommt uns auch hierbei zu Gute, dass wir in den 1 ½ Jahren enger zusammengewachsen sind.

Die Ballade ,In Your Arms’ wurde erst wenige Tage vor Studiotermin geschrieben. War von Anfang an eine Ballade für das Album vorgesehen?

D. C. ist ein absoluter Balladenfreak. Wenn man mit ihm arbeitet, muss zwangsläufig eine Ballade mit drauf, sonst kriegt man Probleme mit ihm Ha ha. Wir haben das Stück wirklich erst eine Woche vor Studiotermin geschrieben. Im Nachhinein bin ich ganz froh drüber, denn normalerweise bin kein Freund von Balladen. Ich empfinde diese Stücke immer als Pseudosongs, die mit auf ein Album gepackt werden, um vielleicht mal im Radio gespielt zu werden, was sowieso nicht passiert. Von daher war ich etwas skeptisch, im Nachhinein war es aber eine gute Sache.

War es D. C.´s Idee, ein Duett zu singen und wie kam der Kontakt mit der finnischen Gastsängerin zustande?

D. C. will grundsätzlich immer eine Frau dabei, er steht einfach drauf, so ein Stück als Duett zu singen, da diese Songs zumeist von Liebe und Gefühlen handeln, was in einem Duett einfach authentischer rüberkommt. Inka ist witzigerweise eine Nachbarin von Andre und Thorsten aus Wuppertal und singt auch die Backgroundvocals von Sash. Privat steht sie jedoch auch auf Punk und Metal. Es war unheimlich witzig mit Ihr, sie hat mit ihren Sprüchen wesentlich zur guten Stimmung beigetragen.

Mit ,All Guns Blazing’ habt ihr auch einen Judas Priest Klassiker mit am Start, den ihr auch regelmäßiglive spielt. Seid ihr im Allgemeinen Priest Fans oder was reizt euch an diesem Song?

Wir sind riesige Priestfans. Ich verfolge ihre Entwicklung seit 1981, bin praktisch mit Ihnen aufgewachsen. D. C. hat ja auch einmal bei Priest vorgesungen, als die einen neuen Sänger suchten. Er wollte unbedingt einen Coversong von Ihnen machen, um auch live mal richtig Trouble zu machen. ,All Guns Blazing’ war sein Vorschlag, da er diesen Songs schon immer mal singen wollte. Wir hatten sofort ein Feeling dafür. Wenn wir live spielen, bringen wir diesen Song immer zuletzt, weil er das Fass meistens zum Überlaufen bringt. Ich weiß noch, wie wir denn das erste Mal gespielt haben. Die Fans gingen einfach tierisch ab, D. C. schaute mich auf der Bühne an, ich schaute nur zurück, auf einmal ließ er sich in die Fans reinfallen und auf Händen durch die Halle tragen. Ich dachte, jetzt dreht er völlig durch, er meinte später, dass das ein absolut geiles Gefühl war. Dieser Songs gehört mittlerweile zu unserem festen Liveinventar, bei dem die ganze Band noch einmal das Letzte aus sich herausholt.

Im Mittelpunkt des Albums steht eine 15-minütige Trilogie, die sich thematisch um das römische Reich dreht. Wie bist du darauf gekommen, etwas in dieser Richtung zu machen?

Das liegt wie bereits schon erwähnt, 4 Jahre zurück. Ich war schon immer ein Fan dieser Thematik, habe auch viele Bücher darüber gelesen. Es war eine interessante Epoche, von der wir auch heute noch viele Dinge übernommen haben. Also hab ich mich drangemacht, das Ganze musikalisch umzusetzen. Ich hab die Stücke dann der Band vorgespielt, die Jungs haben sofort gesagt, dass müssen wir machen. D. C. hat dann den Film Gladiator als Merkmal genommen, um die Songs gesanglich umzusetzen.

Wie kam der Kontakt mit Victor Smolski (Gitarrist von Rage) zustande, von dem das Klassikintro der Trilogie stammt?

Victor habe ich vor ca. 1 ½ Jahren kennen gelernt. Wir waren zusammen in L. A. auf der Musikmesse, sind auch zusammen in Las Vegas gewesen, wo wir einige witzige Situationen erlebt haben, sodass wir gute Freunde geworden sind. So kam es dann auch zustande, dass er die Produktion des Gesanges übernommen hat, da D. C. diese Geschichte sowieso lieber mit jemanden macht, der nicht in der Band ist. Da Victors Vater Leiter des weißrussischen Symphonieorchesters ist, haben wir natürlich die Kontakte genutzt, wobei das mit Sicherheit eines teuersten Intros war, dass jemals produziert wurde.

Wie hast du eigentlich D. C. Cooper kennen gelernt?

Begegnet haben wir uns witzigerweise erstmals in meinem Wohnzimmer. Wir sind uns vorher nie über den Weg gelaufen. Ich hatte schon einiges von ihm und Royal Hunt gehört, bin aber nicht so der Royal Hunt Fan, sein Soloalbum hingegen fand ich richtig klasse. Da wir das gleiche Management haben, war es relativ einfach, seine Nummer rauszubekommen. Ich habe ihm dann die Songs geschickt und gefragt, ob er Interesse hat, bei Silent Force mitzumachen. Er war zunächst etwas skeptisch, daraufhin hab ich ihm angeboten, einfach rüberzukommen und das Ganze mal auszuprobieren. Er hat dann 6 Wochen bei mir gewohnt, wir haben eine Art Musiker-WG gemacht. Als er vor meiner Tür stand, war das dann auch das erste Mal, dass ich ihn gesehen habe.

Zu eurem Bandnamen: Das Wort Silent passt nicht ganz zu eurer Musik. Warum habt ihr euch für diesen Namen entschieden?

Das ist ja gerade das geile daran. Wörtlich übersetzt heißt das ja, in der Ruhe liegt die Kraft, dass ist auch unsere Philosophie. Ich bin sowieso der Meinung, dass wir viele Probleme nicht hätten, wenn die Menschen erst mal überlegen würden, bevor sie handeln.

Ihr habt ja schon einige Events gespielt und eine Tour mit Stratovarius hinter euch. Wie wichtig ist es euch, live zu spielen?

Silent Force ist einfach dafür geschaffen, live zu spielen. Wenn wir auf der Bühne stehen, ist einfach jeder von uns in der Lage, eine geile Perfomance zu liefern. Ich war gerade kürzlich in Bochum bei Edguy, mit denen auch unsere Freunde von Heavenly touren. Da wurde mir wieder bewusst, dass wir erst im März an der Reihe sind. Obwohl man natürlich sagen muss, dass so eine Tour unheimlich anstrengend ist. Wenn die 4 Wochen vorbei sind, ist man völlig platt, da fühlt man sich wie ein 55-jähriger.

Eure Tour startet Anfang 2002. Steht schon fest, wo und mit wem?

Wir werden mit zusammen mit Angra eine Europatournee spielen. Wir freuen uns schon sehr darauf und hoffen auf ne geile Tour, obwohl es in Deutschland etwas schwierig werden wird. Angra haben hier bei weitem nicht den Status, wie in den anderen europäischen Ländern, wir spielen allein in Paris zweimal, wo über 2000 Leute kommen werden. Silent Force haben auch in Deutschland noch nicht die Livepräsenz, wie ich mir das wünschen würde. Das Ganze ist natürlich wie immer eine Frage des Geldes, worüber ich mich schon einige Male aufgeregt habe.

Welche Musik hörst du privat?

Ich höre ausschließlich Metal, vornehmlich Yngwie Malmsteen (bis auf die letzten zwei Alben), Stratovarius, Gamma Ray usw. Ab und zu auch mal Klassik, meisten Sonntags morgens Ha ha.

Oliver Bender