Stories

August 2002

Am Rande des Wacken Open Airs hatte ich die Gelegenheit mit Tormentor, seines Zeichens Schlagzeuger von Desaster und Metalucifer, nach dem Auftritt letztgenannter zu sprechen und von ihm das neueste über diese beiden Bands zu erfahren. Den Anfang machten Metalucifer...

Wie war eure Show? Hättet ihr geglaubt ein so großes Publikum ansprechen zu können?

Die Show war auf jeden Fall cool. Die Songs sind gut angekommen, und dass obwohl wir eigentlich nur ein offizielles, bekanntes Album haben. Was ich nicht gedacht hätte war, dass unser Gitarrist tatsächlich seine V-Gitarre zerstören würde und sie als Souvenir unter die Leute bringt.

Wird es nach diesem guten Auftritt weitere Veröffentlichungen von Metalucifer geben?

Nein, ich denke nicht. Metalucifer ist für uns alle bloß ein Projekt, welches uns zugegebenermaßen Spaß macht. Aber Gezol (v,b) möchte sich mehr auf Sabbat (Urband von ihm, siehe Festivalbericht) beschränken, Blumi (g) auf Metal Inquisitor und ich mich auf Desaster. Wir wollen vielleicht nächsten Sommer ein paar Festivals spielen, möglicherweise sogar in den USA, aber sicher ist da noch nichts.

Da die Band teilweise aus Japanern und teilweise aus Deutschen besteht, wie laufen denn bei euch die Proben ab?

Wir proben im eigentlichen Sinne nur direkt vor Konzerten, ansonsten ist das ja auch gar nicht möglich. Bei den Proben zum Album hatte die Japanfraktion vorgelegt und uns eine Rohversion der Songs geschickt. Danach arbeiteten Blumi und ich das Ganze aus bzw. spielten unsere Parts ein und fügten auch neue Teile dazu. Diese Versionen wurden dann nach Japan zurückgeschickt und von den Jungs endgültig fertig gestellt. Die alten Songs (nicht von „Heavy Metal Chainsaw“)wurden im früheren japanischen Line Up eingespielt, damit hatten wir nichts zu tun. Das wir beide (Blumi und Tormentor - Verf.) in die Band eingestiegen sind, ergab sich im November 2000, als Metalucifer in Koblenz spielten.

(Anmerkungen: 1. Metalucifer haben vor dem Debüt mehrere Vinylscheiben veröffentlicht, 2. das Konzert war die Release-Party zum "Tyrants..."-Album von Desaster zusammen mit Metal Inquisitor und Pentacle)

Wie ernst nehmt ihr Metalucifer, nicht im Bezug auf den Projektstatus, sondern im Bezug zur Aussage der Band?

In der Band geht es auf jeden Fall um Spaß. Aber die wollen den Heavy Metal nicht verarschen, das liegt uns völlig fern. Ich hasse die Bands wie zum Beispiel J.B.O., die genau das tun. Damit kann ich nichts anfangen. Ich verstehe auch die Leute nicht, die sich als Heavy Metal Fans bezeichnen und sich dann J.B.O. angucken. Heavy Metal sollte immer Spaß machen, aber nicht auf diese Art und dafür ist uns die Sache zu ernst.

Ich habe gerade die "Ritual Carnage" CD besprochen. In den Texten erhebt Danny (Sänger von R.C.) schwere Vorwürfe gegen euren Sänger Gezol, dieser sei ein Nazi usw.. Was sagst du dazu?

Also die beiden konnten sich noch nie leiden. Aber ich kenne Gezol und jeder der ihn kennt, wird dir bestätigen, dass er ein völlig normaler, total netter Mensch ist. Danny hat ja auch in anderen Interviews gesagt, dass er die Japaner im Allgemeinen nicht gut leiden kann. Ich glaube er hat in Japan keinen Fuß auf den Boden gekriegt und ist jetzt einfach gefrustet. Außerdem sind Sabbat und Ritual Carnage zwei total verschiedene Bands. Sabbat ist Underground, während er schon immer darauf aus war groß raus zukommen (großes Label, moderne dicke Produktion). Das ist also auch schon ein Gegensatz. Mich kotzt die Sache total an und Gezol ist ganz bestimmt kein Nazi.

Letzte Frage zu Metalucifer: Wie war eure Japantournee?

Oh Mann, das würde Stunden dauern, das alles zu erzählen. In Japan sind 10 Tage wie hier ein Jahr. Dort ist einfach alles anders. Die Leute sind freundlich und die Fans enthusiastisch, aber nach 4 Tagen musste ich zu McDonalds gehen, weil immer nur Reis und Fisch zu schrecklich waren. Außerdem ist es teuer: 2 Sixpacks 0,5 und ein Sixpack 0,3 Bier kosteten umgerechnet ca. 30€. Aber wir spielten vor ausverkauften Hallen und die Organisation war enorm professionell. Manchmal zwar hart, aber stets korrekt. Daher würde ich jederzeit wieder nach Japan fahren, um dort zu spielen. Zudem ist es das größte überhaupt gewesen mit Gorgon zusammen aufzutreten.

Nun folgten noch ein paar Informationen zur Hauptband von Tormentor, für die er seit der "Stormbringer" MCD (1997) seine Stöckchen auf die Felle knallt.

Ihr wolltet doch ursprünglich im Frühjahr eine Split 7'' mit Zemial aus Griechenland herausbringen. Warum hat das nicht geklappt?

Der Schlagzeuger von Zemial studiert momentan und hat überhaupt keine Zeit. Allerdings ist die 7'' nur verschoben nicht völlig abgeschrieben.

Wann wird es denn neue Songs von Desaster mit neuem Sänger zu hören geben?

Wir gehen im August in unser Homestudio in Koblenz und werden dort eine neue LP aufnehmen. Mille von Kreator wird als Gastsänger darauf zu hören sein. Wir haben ihm gesagt, er soll so wie auf ‚Endless Pain’ abgehen (Damit wird die nette Tradition der Gastsänger fortgesetzt - Verf.) Unser eigener Sänger Sataniac soll natürlich den Raum bekommen den er braucht. Einen Stilwechsel hin zum Death Metal wird es allerdings nicht geben.

Trotzdem haben einige Leute behauptet ihr würdet nun wie Pentacle klingen, also mehr Old School Death.

Diese Leute sollen die neue Platte abwarten und außerdem ist das ein Kompliment für uns.

Hat euer Sänger vorher schon in anderen Bands gespielt und wie kam er in die Band?

Seine erste Band hieß Heathen Doom, danach gründete er Divine Genocide, eine Band aus Bitburg in der Eifel die so in die Death Metal Richtung geht. Wir trafen ihn dann vor zwei Jahren als Asphyx (R.I.P.) hier (in Koblenz) spielten und so kam der Kontakt zustande.

Würdet ihr auch einen traditionellen Thrashsänger verwenden?

Traditionell ist schwer zu definieren. Es kommt immer auf die Band drum herum an. Hätte Mille in einer Scheißband gespielt, was wäre dann gewesen. Für uns war wichtig, dass er eine aggressive Stimme hat und menschlich zu uns passt. Allgemein vereinigen wir in unserer Band sehr viele traditionelle Spielarten, vom Poserrock bis Black Metal ist alles dabei.

Ihr habt euch einen Undergroundstatus erspielt, der so groß ist, dass der nächste Schritt eigentlich nur noch sein kann kommerziell zu werden. Habt ihr davor Angst?

Definitiv nicht. Kommerziell ist man dann, wenn man von der Band leben kann. Wir gehen aber alle arbeiten und wenn ich dir die genauen Zahlen auch nicht sagen kann, so kann ich doch sagen, dass wir mehr LPs als CDs verkaufen. Damit dürfte die Frage geklärt sein. Kommerzialität ist eben nicht so leicht greifbar. Mayhem z.B., verkaufen mindestens das x-fache von uns an CDs, sind die deswegen kommerziell? Um unkommerziell zu sein, muss man seine eigene Musik eben auch gerne hören, sozusagen von Fans für Fans.

Man sollte doch meinen, dass das jede (Metal)Band macht?

Wir haben mittlerweile mit sehr vielen Bands gespielt und ich weiß, dass es oft genug nicht so ist.

Wie gefällt dir Wacken denn bisher (Freitagnachmittag) und auf welche Bands freust du dich am meisten?

Also bisher war es Scheiße, es fehlt so irgendwie der richtige Knaller wie in den Vorjahren. Gut waren Dimple Minds und gespannt bin ich auf My Dying Bride, ob sie die Atmosphäre auch live herüberbringen können, außerdem natürlich Sabbat, die man nicht oft genug sehen kann.

Dann noch deine momentane Playlist:

Kreator (die Neue), Deathrow „Riders Of Doom“, Metal Inquisitor und Delirious.

Und ein Schlußwort?

Danke für das Interview.

Das Evil Rocks Hard-Team hat zu danken.

Christian Kremp