Stories

Dezember 2009

Hallo! Vielen Dank für die Möglichkeit zum Interview. Ihr habt ein neues Album am Start. Könnt Ihr unseren Lesern ein paar Informationen zu dieser CD geben?

Die neue Platte ist mit Abstand die härteste und düsterste Platte, die Mob Rules bisher veröffentlicht haben. Trotzdem sind alle "Trademarks" enthalten, die die Musik ausmacht. Sprich: Starke Refrains, ausgeklügelte Arrangements und eingängige Melodien.

Wie kam es zu dem eigenwilligen Titel "Radical Peace" und welche Bedeutung versteckt sich dahinter?

Das ist grundsätzlich erst einmal ein Wortspiel. Abgeleitet ist das von "Radical Piece", also Radikales Teilchen. Da wir uns in den Texten hauptsächlich mit kritischen und realistischen Themen auseinandersetzen, wie z.B. Krieg und anderen Verbrechen an der Menschheit, fanden wir die Idee gut den Begriff Frieden im Titel zu haben. In Kombination mit dem Wort "radical" ergab sich dieser Titel, der einfach auch "catchy" ist.

Wie seht ihr diese CD in euren bisherigen Kanon der Veröffentlichungen (abgesehen davon, dass die aktuelle Platte immer die wichtigste ist...)?

Die Entwicklung hin zu diesem etwas härteren, rougheren Sound begann schon auf dem vorherigen Album "Ethnolution A.D." und war einfach auch ein Resultat der Veränderungen in der Besetzung der Band. Insofern ist die neue Platte die logische Konsequenz dieser Entwicklung. Wir haben dabei auch das Gefühl, unsere Musik nach so vielen Jahren noch einmal erneuert zu haben, ohne die guten Aspekte über Bord zu werfen. Darüber hinaus haben wir mit AFM Records eine neue Plattenfirma an unserer Seite, die sich wirklich engagiert einbringt.

Von vielen guten Songs befindet sich ein besonders ambitionierter Longtrack auf "Radical Peace". Wie kam es zu 'The Oswald File'?

Wir hatten auf der letzten Platte schon mit 'Ethnolution A.D.' einen Song, der aus mehreren zusammengesetzt war und rund 25 Minuten lang ist. Während des Songwritings zu dem neuen Album entstand die Idee dazu einen zweiten Teil zu schreiben, der aber wirklich ein Song sein sollte und sich mit einem Thema auseinandersetzt, das in die "Ethnolution Reihe" passt. Das war ein wirklich schwieriges Unterfangen, da wir so etwas vorher noch nicht gemacht hatten. Die Schwierigkeit lag darin den Song einerseits kurzweilig zu halten, gleichzeitig aber auch nicht zu überfrachten. Aus dem Grund haben wir dutzende von Arrangements ausprobiert, bis der Song eine Form hatte, die genau diese Bedingungen erfüllt. Ich bin der Meinung das ist uns sehr gut gelungen. Man merkt dem Song seine Länge einfach nicht an und hat alle Stärken und Facetten eines guten Songs.

Nachdem mir leider kein Text vorliegt, kann ich aus dem Titel immerhin den Verdacht ableiten, dass hinter sich dem Songkonzept eine Art Verschwörungstheorie versteckt, oder? Klärt mich auf!

Es geht tatsächlich um die Ermordung Kennedys und die verwirrenden Hintergründe. Ein echt spannendes Thema, wenn man sich damit intensiv auseinandersetzt. Wir sind das Thema quasi aus der Sicht Oswalds angegangen, und haben in chronologischer Form die Ereignisse des Tages in Dallas an dem Kennedy ermordet wurde beschrieben. Es handelt sich also um eine fiktive Geschichte vor einem realen Hintergrund.

Ich habe den Eindruck, dass die epischen, erzählerischen Momente bei euch zugenommen haben. Woher stammen diese Einflüsse? (Das frage ich natürlich vor allem, weil ich weiß, dass ihr einen profunden Kenner der Krautrockszene in euren Reihen habt...mit dem ich mich auch gerne einmal privat über diese Musik austauschen würde...)

Wenn sich die Frage auf die Texte bezieht, dann kommt das mit Sicherheit daher, dass wir keine Lust haben über Fantasy Storys zu schreiben. Wir sind alle grundsätzlich politisch interessiert und beschäftigen uns auch privat mit gesellschaftlichen Themen. Da wäre es für uns einfach lächerlich über Ritter, Trolle und Mittelerde zu singen, wie es so viele Bands tun. Das ist einfach nichts für uns, wobei ich das okay finde wenn andere das tun. Musikalisch ergibt sich das Epische einfach aus der Vielfalt an unterschiedlichen Geschmäckern, die es in der Band gibt. Da ist alles dabei von Jazz, Krautrock, Blues, Progrock bis hin zu Death Metal. Aus dieser Konstellation ergibt sich einfach unsere Musik. Grundsätzlich haben wir aber alle die gleiche Vorstellung davon, wie Mob Rules klingen sollen und was den Rahmen sprengen würde.

Wie sind jetzt die weiteren Pläne?

Jetzt geht es natürlich darum die Platte bestmöglich zu promoten. Wir wollen darüber hinaus natürlich so viel wie möglich live zu spielen. Nach so einer langen Schreibphase ist das auch wichtig wieder auf der Bühne zu stehen und die Reaktionen der Fans zu spüren. Dieses Unmittelbare eines Live-Konzerts ist die beste Möglichkeit die Energietanks wieder aufzufüllen.

Danke für dieses Interview!

Frank Scheuermann