Stories

September 2004

Symphonic Metal aus der Schweiz. "Fables & Dreams" heißt das zweite Album von Lunatica, die mit dieser Scheibe ein gewaltiges Ausrufezeichen setzen. Wunderschöne Melodien gepaart mit einem gehörigen Maß an Epik. Die Schweizer haben alle Voraussetzungen, um ein neuer Stern am Metal Himmel zu werden. Sängerin Andrea sprach mit uns über das kommende Release, die schweizer Musikwelt sowie musikalische Träume...

Lunatica existiert nun seit 1998, du bist aber erst drei Jahre später dazu gekommen. Wie war denn dein vorheriger musikalischer Werdegang und wie kam der Kontakt mit der Band zustande?

Ich habe vorher bereits in diversen Melodic / Gothic Metal Gruppen gesungen und mache das seit etwa 10 Jahren. Das Singen hat mir schon immer Spaß gemacht, ich war früher im Jugendchor und hatte zudem Gesangsunterricht, wenn ich gerade mal nicht in einer Band war. Der Kontakt mit Lunatica kam durch meine vorherige Gruppe zustande. Unser damaliger Gitarrist hatte mitbekommen, dass die Jungs eine Sängerin suchen und hat Ihnen darauf hin eine Demo CD von uns geschickt. So ist das Ganze ins Rollen gekommen und ich bin nun seit drei Jahren dabei.

Ihr habt im gleichen Jahr deines Einstieges euer Debüt "Atlantis" veröffentlicht, dass mir persönlich unbekannt ist. War das eine Eigenproduktion?

Ja, das haben wir in Eigenregie produziert. Es ist aber eher ein besseres Demo, das Ganze ist damals in einer Nacht- und Nebelaktion entstanden. Wir haben das Album in wenigen Tagen aufgenommen und auch selbst gemastert. Ich hatte kaum Zeit, die Gesangslinien zu schreiben usw. Wir sind auch nicht wirklich zufrieden damit. Wenn ich mir die Scheibe heute anhöre denke ich mir immer, man hätte mehr rausholen können.

Wie war die Resonanz auf die Scheibe?

Kann ich dir gar nicht so richtig sagen. Der Vertrieb war bis auf wenige Länder beschränkt und wir wissen auch gar nicht wie viele wir davon verkauft haben.

Euer neues Release "Fables & Dreams" erreicht in Sachen Produktion schon einen anderen Level, immerhin habt ihr dafür in Sascha Paeth (u. a. Rhapsody, Kamelot) keinen Unbekannten verpflichtet. Wie seid ihr an den geraten?

Wir haben ihn einfach gefragt. Es war schon immer unser Traum, dass er die Produktion für unser Album übernimmt, wir finden seine Arbeit alle klasse. Deshalb haben wir ihm einfach ein paar Demos geschickt und er hat dann tatsächlich zugesagt. Wir konnten es im ersten Moment selbst kaum glauben, das war schon eine tolle Sache für uns.

War das auch mit ein Grund, warum Ihr 'Silent Scream' von "Atlantis" neu aufgenommen habt?

Ja, auf jeden Fall. Wir haben den Song jetzt nicht komplett umgerempelt, aber wir hatten nun auch die Möglichkeit, einige Sachen noch deutlicher raus zu arbeiten, weil wir mal sehen wollten, wie das Stück nun klingt. Es wäre vielleicht auch mal interessant, dass ganze Album neu aufzunehmen. Andererseits haben wir auch viele neue Ideen und neue Songs die wir nun mit "Fables & Dreams" präsentieren. Mal schaun, vielleicht gibt's irgendwann mal eine Neuaufnahme.

Wie würdest Du "Fables & Dreams" jemanden erklären, der noch nie von euch gehört hat?

Kurz und knapp würde ich sagen: keylastiger Melodic Metal mit Frauengesang inklusive weichen und guten Melodien. Letzteres ist natürlich Geschmackssache.

Die Vergleiche mit Nightwish oder Edenbridge werden kommen, auch wenn ihr bezogen auf die letzten Werke der genannten Bands nicht so viel mit denen gemeinsam habt. Dennoch: Ist es ein Vorteil für Lunatica, dass du nicht diese klassische Stimme hast, was der Band wiederum zu mehr Eigenständigkeit verhilft oder ist dir das ohnehin Wurscht?

Das ist mir eigentlich Wurscht. Ich singe lieber auf meine Weise, weil ich denke, dass ich die Stimmungen und die Atmosphäre der Songs so besser rüberbringe. Das Vergleiche angezogen werden, stört mich nicht besonders, es gibt mittlerweile so viele Bands in denen Frauen singen, da muss das zwangsläufig ja schon kommen. Aber ich denke auch, dass wir z. B. mit Nightwish nicht allzu viel gemeinsam haben. Edenbridge kenne ich noch nicht so gut, mit denen spielen wir aber am Wochenende einen Gig in der Schweiz (Anm. d. Verf. Der war mittlerweile schon), bin schon gespannt wie das wird.

Du sagst, du singst lieber auf diese Weise. Hast du auch mal klassisch gesungen?

Ja, vor allem im Gesangsunterricht, da wurde nur klassisch gesungen. Habe in dieser Richtung auch viel mit Gospel zu tun gehabt, aber es liegt eben einfach nicht so gut. Ich denke es würde der Band auch nicht gefallen, wenn die Vocals klassisch ausgelegt wären, bei uns ist auch nicht jeder ein Nightwish Fan.

Wollte die Band eigentlich eine Sängerin?

Ja, die wollten schon eine Frau haben. Während die Suche lief, sind auch einige männliche Sänger gestestet worden, aber so was ist ja auch nicht immer ganz einfach. Man muss ja auch menschlich zueinander finden und ich denke, dass passt bei uns alles sehr gut.

Den Song 'Hymn' dürften viele noch von der Edguy Scheibe "Vain Glory Opera" kennen. Von wem ist das Teil im Original und warum habt ihr es gecovert?

Im Original ist das Stück von Ultravox und entstammt aus den 80ern. Wir haben uns dafür entschieden, weil es ein Song ist, den man bei Konzerten gut mitsingen kann. Wir sind ohnehin alle in den 80ern groß geworden, von daher fiel die Wahl für 'Hymn' nicht schwer. Wir haben allerdings erst nach den Aufnahmen erfahren, dass Edguy diesen Song auch schon mal gecovert haben, war also reiner Zufall.

Der Titelsong 'Fable Of Dreams' wurde als Single ausgekoppelt und von den schweizer Radiostationen auch des Öfteren gespielt. Wie schaut's denn mit den anderen Tracks aus, werden die auch publik gemacht?

Eher weniger. Die Radiostationen wurden auch nur mit der Ballade bemustert. Es ist aber auch generell so, dass Rock bei den Radiosendern nicht so gefragt ist. Es gibt natürlich Ausnahmen, Nightwish läuft derzeit schon öfter oder etwa auch einiges an Nu Metal, aber es ist schon schwierig auf dieser Ebene auf sich aufmerksam zu machen.

Wie sieht es denn generell in der Schweizer Metal Szene aus? Außer Shakra, Gotthard und dem allseits bekannten DJ Bobo hört man nicht allzu viel von euch...

(lacht) Ja, der DJ Bobo... unser Exportschlager... Nein, es ist bei uns schon wesentlich schwieriger, mit dieser Musik bekannt zu werden. Wenn man nur mal nach Finnland schaut, wie da z. B. die neue Scheibe von Sonata Arctica gepusht wird, kann man das mit hier gar nicht vergleichen. Gotthard schwimmen ja mittlerweile auch in sanfteren Gefilden, Messiah waren noch etwas härter, wenn die dir was sagen. Entscheidend ist aber auch immer noch die Produktion, ob sie ansprechend ist oder nicht.

Wie läuft der Songwriting Prozess in der Band. Seid ihr alle dran beteiligt oder schreibst du nur die Lyrics?

Das machen wir alle zusammen. Wir tragen erst mal die Ideen zusammen und machen dann so ne Art Jam Session, um das Ganze zu verfeinern. Andi bringt meistens die Soli mit ein, die Lyrics und die Gesangslinien stammen von mir.

Ein Album namens "Atlantis", nun ein Song 'Avalon'. Du scheinst auf diesen legendären Stoff zu stehen...

Ja, auf jeden Fall. Ich lese unheimlich gern Fantasy Romane und verarbeite das dann auch in den Songs. Natürlich frag ich die Jungs vorher, was sie von den Lyrics halten, aber meistens kommt immer die Antwort: Mach du das nur, du kannst das eh am besten. Es ist aber nicht nur Fantasy. Zum Teil fließen auch persönliche Erlebnisse mit ein. Bestimmte Themen wie z. B. Politik lassen wir hierbei aber völlig außen vor.

Gibt es einen musikalischen Traum, den du gerne einmal verwirklichen würdest?

Auf die Band bezogen würde ich gern mal ne kleine Tour machen. Wir haben noch nie außerhalb der Schweiz gespielt. Ein paar Konzerte in Deutschland, Frankreich und Italien, dass wär's mal. Für mich persönlich wäre es super, irgendwann mal ein Duett mit Roy Khan zu singen. Den finde ich genial, der hat so viel Ausdruck in seiner Stimme, das ist schon klasse...

...was die Alben angeht, geb ich dir Recht. Aber live bringt er das des Öfteren nicht rüber...

...also ich hab ihn jetzt 3 Mal live gesehen. Einmal war er erkältet, dass hat man dann auch gemerkt aber die anderen zwei mal waren richtig klasse. Es hängt auch immer von der Tagesform ab, manchmal trifft man die Töne optimal, dann wiederum nicht, ich merk das bei mir auch immer. Zwei Tage vorher geht dann auch immer der Husten los, dann kommt halt immer alles zusammen.

Du kannst das ja besser nachvollziehen. Wie ist denn das Gefühl auf der Bühne zu stehen, was geht dir da durch den Kopf?

Am Anfang sind natürlich alle immer ziemlich nervös. Das fängt schon an, wenn man hinter Bühne steht und auf die Fans schaut, die draußen stehen und warten. Dann geht man raus und die Leute sind immer noch da, weil sie uns wirklich sehen wollen. Aber nach den ersten zwei Songs löst sich meistens die Anspannung ein wenig. Ich für meinen Teil habe immer ein paar Probleme, etwas auf der Bühne zu sagen, da klappt's mit dem Singen schon besser.

Letzte Frage: Was liebst du an der Musik?

(lacht) Einfach alles. Ich könnte nicht ohne Musik leben und brauche es wie die Luft zum Atmen. Ich höre auch immer Musik, egal ob im Auto, auf der Arbeit oder sonst wo. Ich fand es auch schon immer faszinierend wenn jemand sein Instrument beherrscht, dass schätze ich sehr. Aber ich singe trotzdem lieber.

Oliver Bender






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