Stories

Februar 2001

Mattias Pedersen, Drummer von der schwedischen Ska-Combo Liberator beantwortete uns folgende Fragen....

Könnt ihr mir in kurzen Worten eure Bandgeschichte schildern?

Eine Kurze Geschichte über die Entstehung der Band, die folgendermaßen anfing: Ich glaube es war Johan (Ex-Drummer), der gefragt hat, warum denn in Schweden keiner Ska spielt. Kurz darauf begannen sie Songs von The Beat, Madness, The Specials etc. in dem Geschäft von Peters (Ex-Posaunen-Spieler) Vater zu jammen. Aus der Band wurde eine Partycombo, die langsam anfing Gigs zu spielen. Als natürliche Entwicklung hatten sie dann eigene Songs und Liberator nahm nun als Band formen an. Irgendwann im Jahr 1995 kam ein Demotape in die Hände von Burning Heart und sie wurden unter Vertrag genommen. Das ursprüngliche Line-Up der Band hat sich mit den Jahren verändert und besteht jetzt aus folgenden Mitgliedern: Robert Ylipaa (Voc), Mattias Pedersen (Dr), Daniel Mattisson (Git), Robert Engstrand (Key), Erik Axelsson(Tromb), Rodrigo Lopez (Bass) und Andreas Sjogren (Sax). Die Ex-Mitglieder sind immer noch gute Freunde und wahre Fans von Liberator. Es scheint so als wäre das Liberator-The next Generation.

Habt ihr eine gute Beziehung zu anderen Burning Heart Bands und wohnt bzw. lebt ihr noch in Schweden?

Während der Jahre hatten wir die Möglichkeit viele coole Leute kennen zulernen, Bands und Künstler, aber auch ein paar BHR-Bands. Ich glaube, wir haben da ein paar wirklich gute Freunde gefunden. Es ist ein spezielles Gefühl, wenn du eine Tour oder ein Gig mit Label-Kollegen machst, man unterstützt sich gegenseitig in vielerlei Belangen. Jetzt werde ich gleich anfangen zu weinen.... Egal, eine von den oben genannten befreundeten Bands ist No Fun At All, die sich ja entschlossen haben getrennte Wege zu gehen, danke für die guten Erinnerungen Jungs. Die Bandmitglieder von Liberator wohnen noch in Schweden, auch wenn wir es uns im Winter nicht gerade wünschten. Robert Ylipaa, ist vor kurzem in die 600km entfernte Hauptstadt Stockholm gezogen, aber er kommt immer mit dem Zug runter nach Malmö für die Proben. Wenn wir auf Tour sind bleiben wir nur kurze Zeit an den verschiedensten Orten und das ist manchmal ziemlich frustrierend. Es wäre schön wenn wir mal ausprobieren könnten an den verschiedenen Orten Europas eine Weile zu leben.

Wie war eure Europa-Tour? Wart ihr dabei das erste Mal in Deutschland zu Gast und wie findet ihr die Clubs oder Fans?

Die Eurotour war voller Erwartungen, coole und abgedrehte Clubs, viele Leute auf unseren Gigs, gute Crew etc. Wir fühlten uns überglücklich, aber müde, als wir nach der Tour wieder zu Hause ankamen, daraus schließe ich, dass wir uns jetzt schon auf die nächste Tour freuen. Wir mögen es in Deutschland zu touren, denn wir waren schon einige Male dort und fühlen uns schon fast zu Hause. Die Fans und die Supportacts, die wir während der Tour kennen gelernt haben, waren alles abgedrehte Leute, so dass es uns manchmal schwer fiel sie wieder zu verlassen.

Gab es irgendein bestimmtes Ereignis, was euch zur Musik gebracht hat? Was sind eure Motivationen mit der Musik weiter zu machen?

Ich kann jetzt nur von mir reden, aber ich denke es passt auch zu den anderen. Ich mochte es immer Musik live zu sehen und zu hören, bis man irgendwann genug davon hatte und selbst auf der Bühne stehen wollte, also hab ich als Musiker darauf zu gearbeitet. Ich steh jetzt ja schon eine ganze Weile mit den Jungs auf der Bühne, aber ich habe immer noch diesen Rush vor und während jedem Auftritt. Ich liebe es mein Schlagzeug zu spielen und wenn die Leute meine Arbeit honorieren überkommt mich das Gefühl, dass ich es noch besser machen muss bzw. kann. Eins der wichtigsten Dinge für Liberator ist es dem Publikum eine perfekte Show zu präsentieren und das heißt wir versuchen immer unseren Maßstab sehr hoch zu setzten, deshalb denken wir, dass wir immer noch besser/perfekter werden müssen. Es gibt einfach nichts Vergleichbares zu einer Gruppe Leuten, die mit harter Arbeit etwas aufbaut, was jeder einzelne von ihnen mag und dann eine Chance bekommt das Endprodukt auf CD aufzunehmen oder es live zu performen, der Höhepunkt ist dann beim Applaus der Leute letztendlich erreicht.

Besitzt ihr so was wie eine Band-Philosophie und wie ist eure eigene Einstellung zur Musik?

Wir wollen nicht in eine bestimmte Schublade gesteckt werden. Wir wollen nur auf unsere Herzen hören und das tun was wir wollen. In einer Band ist es wichtig, dass jeder in der Lage sein sollte seine Vorstellungen zu verwirklichen. Wir sind eine demokratische Band, aber wir müssen immer für Nachfragen und gegenseitiges Verstehen offen sein, speziell, seit dem wir keine Dreierband mehr sind. Ein großes Problem im heutigen Musikgeschäft ist, dass sich die Leute den Kopf darüber zerbrechen, wie denn die neue CD bei den Leuten ankommt und wie gut sie sich verkaufen lässt. Ich glaube, das zerstört den Geist und die Qualität der heutigen Musik. Wir wollen so etwas nicht tun.

Welche Message wollt ihr den Leuten mit eurer Musik mitteilen, sind es eher lustige oder ernstere Themen?

Ich denke alle Songs haben eine Message, entweder steht der Spaß im Vordergrund oder ernstere Themen, wie die Gesellschaft oder Beziehungen jeglicher Art. Unsere Musik tut das Beste, wenn wir damit dem Zuhörer zum Nachdenken anregen können, egal über welches Thema der Song geht.

Wie entstehen bei euch die Lyrics, sind das Lebenserfahrungen, die ihr gemacht habt und wie sind die Texte zu verstehen?

Wir wollen nicht zu ernst werden, das Leben an sich ist schon schwer genug. Natürlich sind einige Songs aus wahren Begebenheiten entstanden. Es können unsere eigenen Erfahrungen, Geschichten, die wir gehört haben etc. sein. Sie können aber auch ironisch gemeint sein, das heißt es wird das Gegenteil von der wahren Situation beschrieben. Wie die Leute unsere Texte verstehen, liegt einzig und allein bei ihnen, aber ich hoffe sie geben ihnen in allen Gesichtspunkten etwas Positives.

Mit welchen Bands seid ihr aufgewachsen bzw. könnt ihr als Einfluss nennen? Wie habt ihr zu eurem Musikstil gefunden?

Wir sind alle in den verschiedensten Musikstilen interessiert. Bei mir begann es mit Punk, wie Exploited, dann kam Hard Rock und Metal, wie Black Sabath oder Iron Maiden, aber heutzutage höre ich so ziemlich alles von Punk bis Klassik. Für die gesamte Band ist der Einfluss enorm groß 60er und 70er Soul, Jamaika Ska, Reggae, Punk, Lo-Fi, Rock/Pop. Unsere Einflüsse könnten von jeder Band, die in den oben genannten Bereichen beheimatet ist kommen, ausgenommen Ratt.

Gibt es irgendwelche Pläne oder Gründe euern Stil zu ändern oder bleibt ihr eurer Linie treu?

Wir werden immer unserer Linie treu bleiben! Aber, wie im wahren Leben, wollen wir in der Lage sein uns und unsere Musik selbst zu entwickeln. Was das heißen soll, weiß niemand so genau, das Einzige was ich weiß ist, dass wir nicht jemanden anderen über unsere Musik entscheiden lassen, in Bezug auf das, was wir spielen sollen.

Wie würdet ihr eure eigene Musik beschreiben, meint ihr, ihr verkörpert den originalen Ska?

Ich glaube unsere Musik besteht aus Rock'n'Roll, Pop, Reggae, Punk, Soul und ein klein wenig Ska.

Nils Manegold