Was gibt's schöneres als das Wochenende mit einem Konzert einzuläuten? Und dann gleich auch noch Premiere: Zum ersten Mal ging's in die Halle nach Frankfurt, mit einer der kleinsten Clubs, in denen wir je zu gegen waren, aber das sollte sich im Laufe des Abends noch als großer Stimmungsmacher entpuppen. Anlass für den heutigen Besuch war der Auftritt von Mystic Prophecy, die derzeit auf Tour ihre neue Scheibe "Fireangel" promoten.
Gegen 21:15 Uhr stand zunächst aber erstmal der Support Act Ihresgleichen auf der kleinen Showbühne. Zu diesem Zeitpunkt war die Besucherzahl noch recht übersichtlich, sodass man den Gig bequem vom Barhocker aus mit einem gepflegten Bier auf dem Tisch verfolgen konnte. Entpuppte sich die Vorband zunächst als reine Rammstein Kopie, so kristallisierte sich doch sehr schnell ein eigenständiger Stil heraus: Heavy Metal ohne viel Schnick Schnack, angereichert mit deutschen Texten. Und was der Vierer in der knappen Stunde bot, war gar nicht mal von schlechten Eltern. Das manche der Texte zum schmunzeln anregten ('Nimmerland ist abgebrannt', 'Hämorriden sind Schmerzen'), passte ganz gut ins Bild dieses stimmungsvollen Auftritts, auch wenn die meisten Zuschauer den Auftritt aus dem Hinterhalt verfolgten. Frontmann Bobbes, durchweg mit Sonnebrille unterwegs, erweis sich als ordentlicher Sänger und brachte die Songs mit der nötigen Intensität rüber. Das er zwischenzeitlich mal die Setlist durcheinander warf, machte den Auftritt der Jungs umso symphatischer. Von der aktuellen Scheibe "Meister der Illusion" wurden u. a. 'Licht aus' und 'Nie mehr' zum besten gegeben. Am Ende reichte es sogar noch für eine Zugabe ('Das Böse ist in Dir' vom neuen Album, erscheint in 2010), sodass man diesen etwas anderen Auftritt durchaus als gelungen bewerten darf.
Nach einer recht kurzen Umbauphase betraten dann Mystic Prophecy die Bühne. Obwohl die Halle an diesem Abend nicht komplett gefüllt war, zeigte sich während des gesamten Gigs, welch starke Atmosphäre in so einem kleinen Club entstehen kann. Mit Beginn der Openers 'Across The Gates Of Hell' brannte die Luft, die kurze Distanz zwischen Bühne und dem Publikum tat ihren Teil dazu bei, sodass man fast Auge in Auge mit der Band die Haare wedeln ließ. Trotz der kleinen Bühne gaben die Jungs ordentlich Gas und ließen sich den Spaß an diesem Abend jederzeit anmerken. Zu 'Demon's Crown' lief der Bassist kurzerhand mal durch die Menge und spielte von dort aus seinen Part weiter. Die Songauswahl konzentrierte sich logischerweise auf das aktuelle Album "Fireangel", dessen Stücke live noch stärker zur Geltung kommen auf der ohnehin schon starken Platte. Songs à la 'We Kill You Die' oder 'To the Devil I Pray' begeisterten durchweg und hielten die Stimmung nahe am Siedepunkt durchweg hoch. Einzig und allein 'Father Save Me' konnte ebenso wie auf dem Album nicht überzeugen. Neben dem neuen Songmaterial gab's natürlich auch von den vorangegangen Alben ordentlich auf die Lauscher. Highlights waren hierbei vor allem ,Sign Of The Cross (von der "Regressus"), das mörderische 'Evil Empires' sowie das mächtig treibende ,Savage Souls' vom gleichnamigen Album, mit denen die Truppe ein Feuerwerk an bahnbrechendem Livematerial ablieferte. Neben den starken Stücken überzeugte auch Frontmann R. D. Liapakis einmal mehr mit seinem außergewöhnlichem Stimmorgan. Ständig in Bewegung heizte er die Menge immer wieder an und lieferte trotz beengter Platzverhältnisse eine starke Performance. Mit Ende der offiziellen Setlist wurde den Göttern von Black Sabbath noch in Form eines Covers gehuldigt: 'Paranoid' wurde live perfomrt und von einigen Zuschauern zusammen mit der Band auf der Bühne gefeiert. Die energisch geforderte Zugabe ließ dann natürlich nicht lange auf sich warten, sodass es mit 'Burning Brigdes' und 'Savage Souls' noch mal ordentlich in die Vollen ging, bevor sich die Band endgültig für diesen Abend verabschiedete.
Alles in allem ein Wunschlos-Glücklich-Paket: Eine herrlich kleine Location, humane Preise für Speis und Trank, ein fantastischer Headliner und grandiose Stimmung. Was will man mehr auf einem Metal Konzert. Hail, Mystic Prophecy!
Oliver Bender