Stories

März 2003

Jahred und Sonny Mayo von (hed) Planet Earth standen im Zomba Büro in Köln Rede und Antwort zu ihrem aktuellen Output "Blackout"...

Worum geht es in dem Titeltrack 'Blackout'?

Jahred: Der Song 'Blackout' wird wohl die erste Singleauskopplung werden. Diesen Song haben wir erst kurz vor Fertigstellung des Albums geschrieben. Es geht um das Gefühl sich wie ein Außenseiter vorzukommen und unsicher zu sein, wo man gesellschaftlich steht. Das kürzlich gedreht Video bringt das sehr schön rüber.

Wie geht ihr mit Kritik um?

Jahred: Ein einziges Mal hätte ich ausrasten können. Es mag sein, dass viele Menschen die Ehrlichkeit an die oberste Stelle setzen, aber wenn sie dann meinen, dass sie die Besten und Größten wären und nur das machen was sie wollen, egal ob sie damit andere Leute verletzten, das kann nicht sein. Mir hat mal jemand so etwas an den Kopf geworfen. Normalerweise hätte ich die Kritik abprallen lassen sollen, aber ich war zu der Zeit in einer Art Krise und bin dann halt ausgeflippt. Es ist manchmal wirklich besser wenn die Leute ihren Kommentar oder Meinung für sich behalten, das schadet Niemandem.

Gibt es Kritik innerhalb der Band, auf Grund der provokanten Texte?

Jahred: Die eine oder andere Kritik gab es schon von der Seite der Frauen. Angeblich bin ich gemein zu ihnen, aber das stimmt absolut nicht. Chad, unser ehemaliger Gitarrist, hat die Band wegen meinen Texten verlassen. Ziemlich verrückt, denn die Texte sind ja eher harmloser geworden und nicht mehr so obszön. Auf dem neuen Album "Blackout" haben wir größtenteils auf solche Textzeilen verzichtet. Dennoch gibt es Kritik innerhalb der Band, beispielsweise gab es Diskussionen über eine Textzeile mit einem jungen Mädchen, dabei ist das doch alles nur ironisch gemeint. Die Mädels sind überhaupt nicht elf Jahre. ;)

Würdest du deinen Stil ändern, wenn es im Sinne der Band wäre?

Jahred: Sicherlich werde ich meine Art zu Schreiben und die Texte, die ich schreibe nicht für die einzelnen Bandmitglieder ändern, das wäre doch ein bisschen albern, oder? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand zu einem Songwriter geht und tatsächlich behauptet, dass er die Texte nicht mag. Ich meine, was zum Teufel ist das? Man sollte die Kunst respektieren und Musik zählt schließlich auch dazu oder sagt man zu einem Maler, dass man dieses oder jenes Element auf dem Bild nicht mag. Dann soll man seine Texte oder Bilder lieber selbst machen, da gibt's nichts auszusetzen.

Was willst Du mit deinen Texten erreichen?

Jahred: Mein Ziel ist es die Fans zum Lachen, Erröten oder zum Nachdenken bringen, vielleicht auch ein ungutes Gefühl rüberbringen, das finde ich cool. Meine Songs soll man eben nicht beim Relaxen, Fernsehen oder Essen hören, man soll sich damit auseinandersetzten.

Ein kurze Analyse der Band und deiner Stellung in ihr...

Jahred: Einige Bandmitglieder sind auf dem Stand von "Broke" stehen geblieben, sie sind noch haargenau dieselben Menschen wie vor zig Jahren. Ich hingegen habe viel durchgemacht und habe mit dem Kapitel abgeschlossen. Jedes Album handelt von vergangenen Problemen mit denen ich abgeschlossen habe, so ist es auch beim neuen Release "Blackout". Die Zeit, die dort behandelt wird war sehr schlimm und hart für mich. Ich denke trotz alle dem kommt das Album ziemlich ehrlich rüber und reflektiert eben genau diese schlechte Zeit. Ich betrete nun ein neues Kapitel in meinem Leben.

Jahred beschreib mal deine Ausnahmerolle in der Metalszene?

Jahred: Letztens habe ich einen Bericht gesehen, in dem Südstaatler behaupteten, dass Neger keine Rennfahrer werde sollen bzw. dürfen. In der Metalszene ist das ähnlich. Farbige sollten kein Metal spielen, okay schlimm wäre es nicht, aber sind wir einmal ehrlich: Bei einem Rock oder Metalkonzert sind unter 5000 Leuten vielleicht 2 Schwarze. Mich stört das nicht, aber Metal ist ein Sport für Weiße.

Wie war die Zeit bei Amen?

Sonny: Ich habe vier Jahre bei der Band Amen verbracht und mir der Kunst wegen Schmerzen zugefügt. Das war richtig klasse, aber nun habe ich kein Bock mehr mich zu verletzten und versuche langsam erwachsen zu werden und mich menschlich weiter zu entwickeln. Oh mein Gott ich höre mich ja schon an wie ein alter Mann. Das ist vielleicht ein Zeichen, dass für mich eine neue Phase meines Lebens begonnen hat.

Wie schaut ein klassischer (hed) Gig aus?

Jahred: Oh ja, die Live-Auftritte früherer Tage waren schlimm, da ich ständig besoffen auf der Bühne herumtorkelte. Unser Problem als Band bestand darin, dass wir glaubten wir müssen Drogen nehmen, um alles mitzunehmen.

Sonny: Heute wissen wir, dass das sicherlich der falsche Weg ist. Man belügt sich nur selbst und alles erscheint einem im anderen Licht. Den Fans gegenüber ist so ein Verhalten auch nicht gerade fair, denn die erwarten eine solide Leistung auf der Bühne.

Habt ihr draus etwas gelernt?

Jahred: Wir können nur von Glück reden, dass unsere Fans meist ebenfalls besoffen waren und so unsere Shows nicht ganz so beschissen fanden. Nun gehe ich mit mehr Energie auf die Bühne und versuche mit dem Publikum zu kommunizieren. Die Drogen vernebeln nun nicht mehr mein Wahrnehmungsvermögen, man denkt immer man wäre der Beste, wobei man eher wie ein armes Würstchen wirkt. Beinahe kam es bei mir zum Selbstmord, aber meine Fans unterstützten mich und halfen mir da raus. Nun gehe ich auf die Bühne schreie rum und schau mich im Publikum um, das ist wirklich das Größte. Zurzeit rauche ich immer noch Marihuana, aber eines Tages werde ich komplett clean sein...

Nils Manegold