Unter frostigsten Bedingungen trat ich die Anreise zum Helloween Gig in Langen bei Frankfurt an. Vereiste Straßen waren der wenig verheißungsvolle Vorbote eines im Vorfeld verlockend wirkenden Konzertabends.
Von der italienischen Vorgruppe war wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht viel zu sehen. Die letzten paar Minuten wirkten aber sehr humoresk und sympathisch.
Danach enterten die Finnen von Stratovarius die Bretter und hinterließen einen mehr als zwiespältigen Eindruck. Von ihren Fans abgefeiert, zeigten sie das eine oder andere Kabinettstückchen des fingerfertigen Gedudels, konnten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gute Musik aber aus einzelnen Tönen und nicht aus Abermillionen davon hergestellt wird. Ich bin mir sicher, dass jeder einzelne Ton des Gitarristen exakt an dem dafür vorgesehenen Platz und darüber hinaus sauber und exakt gespielt war. Aber trotzdem klang das Ergebnis nur nach "fffffffffffffffrrrrt!". Und da hilft auch die Theorie nicht weiter. Während des einstündigen Auftritts wünschte ich mir nur eines: Wenigstens einen Ton zu hören, der von Bedeutung ist. Das passierte leider nicht, obwohl die Band aus handwerklich perfekten Instrumentalisten besteht. Aber eben nicht aus Musikern, die es verstehen, einem Ton Bedeutung zu geben. Schade!
Nun waren Helloween dran es besser zu machen. Und das taten sie mit Leidenschaft. Mit großer Leidenschaft. Auch wenn man ihre Musik getrost als Speedmetal oder ähnliches verkaufen kann, ließen sie vom ersten Ton an keinen Zweifel daran, dass sie in erster Linie eine Rock'n'Roll Band sind. Vor allem Weicki, der seine Gibson Kollektion vorführte, ließ den Rocker genial raushängen. Dazu die charismatische Bühnenpräsenz des ehemaligen Pink Cream 69 Fronters Andi Deris, der sich als Rampensau vortrefflich in Szene zu setzen wusste und der großartige Cocktail, der nach durchwachsener Stratovarius Performance endlich zu überzeugen wusste, war kredenzt. Die Songauswahl wurde dadurch erleichtert, dass viele große Klassiker in Gestalt eines Medleys abgearbeitet wurden. Nach knapp zwei Stunden Spielzeit, wovon ein guter Teil dem hervorragenden neuen Album gewidmet war, war Schicht im Schacht, und die meisten Metaller verließen sehr glücklich die Halle. Die Frage der aktuellen Helloween Single 'Are You Metal?' ließ sich recht einfach beantworten: "Yes, we are!".
Frank Scheuermann