Konzerte

Adrenalin Open Air
Die Happy, H-Blockx, Massive Töne, Wunder, Revolverheld

10.September 2005

Ein bewölkter aber angenehmer Samstagnachmittag erwartete uns als wir am Langener Waldsee ankamen und gemütlich Richtung Eingang wanderten. Dort angekommen dauerte es einige Zeit bis man seine Presseansprüche angemeldet hatte, so dass man einen Großteil von Revolverheld, dem Liquido Ersatz, verpasste. Endlich bewaffnet mit den Presseausweisen, ging es Richtung Bühne wo schon einige Leute die Show der Hamburger verfolgten.

Leider sollte der Auftritt von Revolverheld nicht mehr allzu lange währen. Knappe 10 Minuten war von der Stunde noch übrig, so dass die Jungs noch ihre zwei Singles ‚Die Welt steht still’ und ‚Generation Rock’ spielen konnten. In den Genuss den Rest des Albums zu kommen kamen nur die knapp 200 Leute die schon etwas länger auf dem Fest waren. So gingen die Mannen, die sich in einem Popkurs kennen gelernt hatten, pünktlich von der Bühne um der Crew Platz für den Umbau zu machen.

Wunder, die Poptruppe aus dem Norden der Republik, mit ihrer Frontfrau Katrin Schröder war als nächstes am Start. ‚Wir Störung’ eröffnete den Auftritt den nur wenig mehr Leute anschauten als vorher bei Revolverheld. Der Band war das egal, denn solang irgendwer mitfiebert wenn sie spielen haben sie schon gewonnen und so ging es mit ‚Perfekte Menschen’ und dem Hit ‚Was hält uns wach’. Vor der Bühne, im Sand des Waldseestrands, ging es gemütlich zu, kein Gepoge sondern einfaches mitschwingen im Rhythmus der Musik war angesagt. Die Band brachte nicht nur Lieder von ihrem aktuellen Album, auch Titel älteren Datums wie ‚Tick Tick’ flossen in die Setlist des Adrenalin Gigs ein. Viel stand nun aber nicht mehr auf dem Zettel mit all den Songs. Zwei Positionen waren noch abzuarbeiten: ‚Töchter und Söhne’ mit ihrer Mauer aus Musik und ‚Was wäre wenn’ der den Abschluss bildete. Die Zuschauer taten es der Band gleich und gingen ein wenig auf dem Gelände spazieren, während die Veranstalter ihrer Arbeit nachgingen, das Equipment auf- und abzubauen.

Der Umbau verzögerte sich etwas und so musste der Ansager der bereits die anderen Gruppen ankündigte einige Zeit mit Informationen und Witzen überbrücken. Dann war es so weit, die einzige Hip Hop Band des Festivals wollte nun ihr Bestes geben, die deutlich angewachsene Besuchermenge zu erfreuen: Massive Töne. Als Erstes ließen sie Langen mit ‚Lass Rollen’ rollen. Das Publikum sollte dabei den linken Arm heben und auf und ab bewegen, wie es „echte Hip Hopper“ tun. Den ‚Stress’ danach haben wir auch noch ertragen, weil das ganze für eine Punk/Metalseele urkomisch wirkte, doch beim ‚Rapgame’ wurde das Ganze zuviel, so dass wir, von der Bühne weg, flüchteten. Auf dem Gelände gab es neben dem Merchandise Stand von Die Happy und den H-Blockx einige Möglichkeiten zur Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, sogar Longdrinks waren zu haben. Das Highlight des Rahmenprogramms war der Playstation Bus in dem sich unzählige Besucher die Zeit mit Spielen vertrieben. Es gab sogar etwas zu gewinnen, den Zutritt zum VIP Bereich, in dem man sich den Bauch kostenlos voll stopfen konnte. Die Veranstalter haben sich einiges einfallen lassen um allen Gästen die Zeit zu verschönern. Inzwischen fing es an zu regnen, was die Musik der Massiven Töne auch nicht besser machte, doch mit dem Ende des Auftritts wurde auch das Wetter wieder besser.

Henning mit seinen H-Blockx, der erste der beiden Headliner, war mit dem Einheizen dran, denn inzwischen wurde es etwas kühler am See. Das störte aber die meisten nicht denn die mittlerweile etwa 2000 Leute waren da, um sich durch Bewegung Wärme zu verschaffen. ‚The Power’ und ‚Revolution’ halfen allen dabei sich gegenseitig aufzuwärmen, denn vor der Bühne wurde es dichter. Was die meisten nicht wussten: Zu dieser Zeit war Marta, die Sängerin von Die Happy, im Publikum und noch dazu ziemlich weit vorne um sich die Show anzusehen. Leider ging der Auftritt nicht ohne Probleme über die Bühne. Während ‚Step Back’ merkte man die Aussetzer des Mikros, welches wohl feucht geworden war oder zu wenig Batterienkraft innehatte. Bei ‚Celebrate Youth’ gab es dann ganz den Geist auf und Henning sang „unplugged“ auf der Bühne, leider hörte man nun nicht mehr viel. Nach diversen Reparaturen, versuchte sich der Frontmann an Zeile aus ‚Wonderwall’ von Oasis um anschließend den vorher angefangen Song zu beenden. Immer mal wieder gab es während des Konzerts Störung, was die meisten einfach ignorierten um weiter ihren Spaß zu haben. ‚Say Baby’ wurde gespielt bis die Jungs auf der Bühne ihre ‚Time Of My Life’ hatten. Die übliche Frage einer Band an das Publikum kam auch diesmal musikalisch daher: ‚How Do You Feel?’. Natürlich fühlten sich alle großartig bei soviel guter Stimmung, die von Richtung Bühne auf das Publikum überging. Ich weiß nicht, ob Henning sie gesehen hatte, aber er widmete Marta, „seinem“‚Little Girl’, den namensgleichen Titel. Nach dieser H-Blockx Ballade waren noch ein paar Powertitel angesagt von denen ‚Move’ der erste war. Vor der Bühne fing die Menschenmenge an sich zu bewegen und folgte somit der Anweisung des Liedes. Während des Konzerts kündigte Henning an, dass sie schon wieder im Studio sind um das beste Album der Band aufzunehmen und das er leider einen Arzttermin am folgenden Montag hat. Dieser Termin könnte das Ende der H-Blockx bedeuten, meinte er, weil es um seine Stimmbänder geht, nichtsdestotrotz kam es am Ende mit dem Dreierpack ‚Leave Me Alone’, ‚No Excuses’ und ‚Risin' High’ noch mal richtig dreckig. Der Abgang war angesagt, aber mehr zur Erholung der Zuschauer als zur Beendigung des Konzerts. Das eine Zugabe kommt war klar, denn einer der bekanntesten Titel der Band fehlte noch. Dieser Song war nicht ‚Push Me’, welches der erste von zwei Zugabewerken war, sondern der Klassiker ‚Ring Of Fire’, der noch mal alles in Grund und Boden stampfte und die Jungs unter Jubel von der Bühne gehen lies.

Die letzte Gig des Abends, nach der genialen Show der H-Blockx, stand. Marta und ihre Mannen, auch bekannt als Die Happy, wollte das letzte aus den Zuschauern rausholen. Als Intro hat sich das Quartett ‚Freestyler’ von den Bomfunk MC’s ausgesucht, das, als die Jungs auf der Bühne standen, mit Hilfe der Instrumente in ‚Supersonic Speed’ überging. Prompt stand die Dame des Abends auf der Bühne, vielmehr sprang sie wie immer wild auf den Brettern umher. ‚Go For It’ kam direkt darauf, noch bevor Marta ihre übliche Begrüßung an das Publikum richtete. Wie auf jedem Die Happy Konzert war auch diesmal jemand anwesend der ein Kind von Marta wollte, worauf er die Antwort bekam, sie wäre, wie jeder andere Musiker auch, unfruchtbar. Kein Musiker kann soviel Kinder von irgendwelchen Groupies haben, wie immer behauptet wird, weil ja keiner welche haben könnte, war der folgende Satz, was alle zum Schmunzeln oder sogar Lachen brachte. Doch dann ging es weiter mit ‚Fortune’ und ‚Violent Dreams’ mit denen Die Happy, routinemäßig Punkte beim Publikum sammelte. Leider kam dann ‚Big Big Trouble’ was irgendwie zu früh im Programm war, weil die neue Single einiges an Power hat und erst gegen Ende ausgepackt werden sollte. Doch die Band hat ja schließlich noch einige andere Songs auf Lager und so genossen die Zuschauer das nächste Werk, in welches Gitarrist Thorsten das bekannte Riff aus ‚Killing In The Name Of’ von Rage Against The Machine einbaute. Das kam beim Publikum gut an, denn es schien Songs der härteren Sorte zu bevorzugen. Die folgenden Songs waren wesentlich langsamer Natur, erst ‚Get Up’ und dann ‚Mannequin’ durchbrachen den Balladenhagel aus ‚Cry For More’, ‚Like A Flower’ und ‚Slow Day’. In dieselbe Kerbe wie ‚Mannequin’ schlug auch ‚Not That Kind Of Girl’. Das Publikum tat es Marta gleich und sprang im Sand umher. Doch irgendwann ist das Konzert zu Ende, denkt man jedenfalls, wenn Die Happy ‚Big Boy’ spielt, doch weit gefehlt! Die Band kam wieder um das volle Programm abzuliefern. Es gab ein zweites Stück von „Bitter To Better“, nämlich ‚Blood Cell Traffic Jam’. Eine gute Songauswahl haben sie hier getroffen, denn der Song gehört mit der Single zusammen zu den gehobeneren Tracks des Albums. Stilecht kam als Abschiedslied ‚Goodbye’, bei dem Marta, wie immer, das Publikum nach dem Ende des Songs auffordert den Refrain wieder und wieder mitzusingen. Danach gingen die Lichter aus und ein kleines, aber feines Festival, welches zur Zelebrierung des 50jährigen Bestehens der DLRG Jugend Hessen ausgerichtet wurde, nahm sein Ende.

Winfried Bulach