Im Schwimmbad sollte also die kanadische Legende ihr Comeback geben und tatsächlich taten sie das auch obwohl Sänger vom Arzt Gesangsverbot erteilt bekommen hatte (eine Szene die ich gerne gesehen hätte, da mit Sicherheit eine Gesangsprobe verlangt wurde, um eine Einschätzung abzugeben). Doch zuvor traten Steel Attack vor den ca. 100 zahlenden (faire 12€) Besuchern, eher ein paar weniger, auf. Ich hätte Wetten angenommen, dass diese Jungs aus Deutschland stammen, aber Schweden ist die Heimat der fünf Knaben und da der Hammer nicht weit vom Thor fällt, spielten sie dann auch gleich mal in bester Hammerfallmanier los. Nicht sonderlich eigenständig aber gut zum warm werden. Der Sänger traf die Töne, die Saitenwischer wurden mit zunehmender Spieldauer immer sicherer und selbstbewusster, bewegten sich ein wenig und das alles mit akzeptablen Sound, der noch etwas mehr Gitarre hätte vertragen können. Unspektakulär aber nicht übel.
Black Abyss kamen dann aber aus Good-Old-Germany und spielten Power/Speed Metal in überraschend guter Qualität. Mit viel Einsatz - die Bühne war definitiv zu klein, besonders für den Basser - Posing und gut Haareschütteln zog man auch ratzfatz das Publikum auf seine Seite. Einigen schienen die Jungs auch nicht unbekannt, da auch explizite Songs gefordert wurden. Stilistisch war auch wieder Hammerfall zu vermelden, aber auch eine guter Schuss thrashige Härte, die den Songs die nötige Würze mitgab. Der Sänger wusste durch gute und spontane Ansagen zu gefallen, überhaupt hat diese Band wirklich Spielfreude zu vermelden, post gern und reitet sympathisch die Klischees des Heavy Metals. Mir war die Band bisher völlig unbekannt, aber kurz gesagt „Hallo Oli, du alter Powermetaller, du solltest diese Band mal anchecken“, ordentlicher Power / Speed.
Und dann betraten die Väter des Speed Metals die Bühne und bewiesen das diese Bezeichnung auch in aller Ruhe ausgesprochen werden kann. Väter sind sie wahrscheinlich alle und Speed Metal ist bei Exciter wirklich Speed. Mit ‚The Dark Command‘ legten die Kanadier los und sofort war klar, dass hier wirklich die Hütte brennen würde. Ein Sound wie er besser nicht sein konnte, sauber oldschoolig und mit viel Druck. Die Band hätte dieses Konzert mitschneiden und veröffentlichen sollen, es klänge Welten besser als „New Testament“. Auch Jaques Belanger zeigte keinerlei Schwächen, war bestens gelaunt und brachte seine abgefahrene Stimme bestens zur Geltung. ‚Violence And Force‘ und ‚Burn At The Stake‘ noch gespielt, schon lag das Publikum der Band zu Füßen, sang die Refrains mit und war glücklich solche Metalgeschosse live hören zu dürfen. Auch vom Outfit her war man wieder in den Achtzigern vor der Bühne Kutten, auf der Bühne ärmellose Shirts und geiles Gepose, das einfach eine authentische Magie ausstrahlte, wie sie heutzutage vielleicht noch von Metalucifer auf die Bühne gezaubert werden kann. Weiter ging es mit ‚Pounding Metal‘ und ‚Blackwitch‘, gerade dieser langsame, fast balladeske Song kann symbolisch für das Bindeglied zwischen Iron Maiden und Metallica stehen, das Exciter mit ihrer Musik, besonders der „Heavy Metal Maniac“ LP, geschlagen haben. Vor dem Titelsong der Debüts spielten sie aber noch kurz einen Knaller wie ‚Stand Up An Fight‘. Keine Aufnahme von ‚Heavy Metal Maniac‘ kann an diese Liveversion tippen, so knackig, so sauber gezockt (wie die ganze Zeit), das war nur noch geil. ‚Long Live The Loud‘, ‚Rising Of The Dead‘, ‚Rain Of Terror‘ und natürlich den Knaller von „The Dark Command“ ‚Ritual Death‘. Zudem gab es ein Solo wie es Spinal Tap nicht besser hätten spielen können und es passte so gut zu dieser Band, deren Schlagzeuger zudem etwas von Sex Machine aus From Dusk Till Dawn hat. Als Zugabe gab es noch ‚Aggressor‘, dann war Schluss und eine tighte, spielfreudige Band hatte etwas über eine Stunde lang alle Besucher in den Bann gezogen. Sehenswert und kultig, gerade in so einem kleinen Club.
Christian Kremp