Die Namen der drei oben genannten Bands sollte man sich mal ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen. Meiner Meinung nach haben die beiden Support Combos schon seit längerem das Zeug dazu auch mal eine Headlinertour zu spielen. Für eine der beiden wird dieser Wunsch im nächsten Jahr auch in Erfüllung gehen, dazu aber später mehr. Auf jeden Fall ein geiles Package, dass an diesem Abend in der Langener Stadthalle aufgeboten wurde. Wie sich an diesem Abend auch zeigte, hat die Medienpräsenz von Edguy ihre Wirkung nicht verfehlt. Mit am Start diesmal auch die VIVA Generation in Form von schätzungsweise 13-jährigen Mädels und Jungs, die teilweise in Hip Hop T-Shirts aufliefen. Selbst beim Gastauftritt von Blind Guardian war es hier nicht so voll, so dass einige Zeit verging, bis wir uns in die Halle und dann bis zur Bühne durchgekämpft hatten.
Nocturnal Rites war es vorbehalten, die Menge als erste Band anzuheizen. Mit neuem Album im Gepäck und als tadellose Liveband bereits mehrmals unter die Lupe genommen zweifelte ich nicht im Geringsten daran, dass dies den Schweden auch gelingen würde. Mit dem ersten Track ‚New World Messiah’ hatten die Jungs das Publikum sofort im Griff und lieferten in den folgenden 40 Minuten wie immer eine energiegeladene und emotionale Liveshow. Frenetisch angefeuert von der begeisterten Masse wurden neben dem bereits erwähnten Opener zwei weitere Tracks der neuen Scheibe vorgestellt: schon auf Platte einer der besten Tracks kam auch live das epische ‚The One Against The World’ rüber. Hierbei wurden vor allem die mächtigen Chöre des Songs von der Band sehr gut aufgefangen, hätte nicht gedacht dass dieses Stück live so gut funktioniert. ‚Awakening’ lieferte hingegen mal wieder den Beweis, welch starken Sänger die Band in ihren Reihen hat. Selbst die hohen Vocals im Chorus wurden von Johnny mühelos gemeistert, was man live nicht unbedingt jedem Shouter bescheinigen kann. Bis auf die Debütscheibe wurde jedem Album der Band mit wenigstens einem Track Beachtung geschenkt, wieder mal eine absolute Granate war hierbei ‚The Iron Force’. Zwischendurch gab’s es auch noch ein paar kleine Späßchen, Bassist Nils Eriksson machte sich auf herauszufinden, welche Ecke der Halle lauter schreien konnte worauf Sänger Johhny nur erwiderte: „Wofür ist ein Bassspieler zu gebrauchen? Antwort: Zu nichts!“
‚Afterlife’ sollte den Abschluss für Nocturnal Rites bilden, denen diese Tour hoffentlich auch zu mehr Ansehen verhelfen wird. Verdient hätte es diese klasse Band auf jeden Fall!
Während der Umbauphase durfte man sich einigen ABBA Hits vom Band erfreuen, die uns noch den gesamten Abend begleiten sollten. Der Gig von Brainstorm wurde nicht wie angenommen passend zur „Soul Tempation“ mit einem orientalischen eingeläutet sondern nach dem Motto „Immer wieder mal Neues“ mit einem Country ähnlichen Track. Dabei blieb’s dann aber auch, ‚Shiva’s Tears’ sollte die Show eröffnen, mit der beste Track der neuen Platte, der natürlich sofort alle Headbanger auf den Plan rief. Andy B. Franck suchte wie immer den Kontakt mit dem Publikum, wirbelte in gewohnter Manier über die Bühne. Stimmlich war der gute Mann dieses mal nicht ganz auf der Höhe, vor allem bei den hohen Vocals von ‚The Leading’ hatte er ein paar Probleme. Aber scheiß drauf, dafür gab’s mit ‚Blind Suffering’, ‚Hollow Hideaway’, ‚High Without Laws’ und ‚Under Lights’ genug Material, um die Nackenmuskulatur mal wieder auf Vordermann zu bringen. Als Wehmutstropfen musste ich lediglich die Nichtberücksichtigung meines Faves ‚Checkmate In Red’ hinnehmen. Dafür machten sich Brainstorm auf dieses mal wieder als fanfreundliche Band einen Namen. Leider wurden an diesem Abend keine T-Shirts in die Menge geschmissen wie auf dem Bang Your Head geschehen, dafür bekam jeder für den Kauf eines Shirts eine nicht im Handel erhältliche Live CD dazu. Das ist doch auch mal was. Die beste Nachricht gibt’s zum Schluss: wie Andy vermeldete wird die Band im nächsten Jahr erstmals eine Headlinertour spielen! Meiner Meinung nach war das längst mal überfällig, dass Jahr 2005 kann also kommen.
Brainstorm ging ABBA kam erneut. Noch besser wurde es als die Lichter ausgingen um den Auftritt von Edguy einzuläuten. Die Zeit der epischen Intros scheint vorbei zu sein, stattdessen gab’s herzhafte Volksmusik zum einschunkeln. Der Opener ‚Under The Moon’ war musikalisch dann doch etwas anders ausgerichtet, so dass die voll besetzte Halle gleich zu Begin zum Beben gebracht wurde. Optisch sehr geil wirkte das Bühnebild mit der „Hellfire Club“ Gestalt im Zentrum. Ebenfalls vom neuen Album stammten die folgenden zwei Tracks, wobei ‚Mysteria’ sich als absoluter Live Knaller erwies und ‚The Navigator’ ordentlich Groove in die Bude brachte. Alle Freunde der langsameren Töne kamen mit ‚The Miracle’ auch wieder voll auf ihre Kosten, wobei erneut die Chorstimmen sehr gut zur Geltung kamen. Zwischendurch gab’s die bewährten Publikumsspielereien von Tobi, der verwundert darüber, dass die Menge wirklich jeden Mist mitmachte selbst aus der Fassung geriet und sein Mikro fallen lies. Alle VIVA Freunde aufgepasst, denn mit ‚Lavatory Love Machine’ wurde an diesem Abend die zweite Single Auskopplung vorgestellt, die mit Sicherheit auf Grund ihres Gute Laune Charakters nicht minder erfolgreich sein dürfte als der Vorgänger ‚King Of Fools’. Kurz vor Halbzeit der Show durfte auch Drummer Felix Bohnke mal wieder sein Können in den Mittelpunkt rücken. Auf der letzten Tour wurde das Drum Solo in die dunklen Klänge des Imperiums der Star Wars Reihe verpackt, hätte nicht gedacht dass er das noch mal bringt. Auf jeden Fall eine coole Idee, die nicht nur uns zu Gefallen schien. Wie auf jeder Tour wurde auch dieses mal ‚Vain Glory Opera’ frenetisch abgefeiert, dass Epos ‚Pharao’ musste dem neuen Übersong ‚The Piper Never Dies’ weichen, der genauso wie auf der Platte auch ein „Back To The Roots“ Feeling vermittelte. Dann war es endlich so weit und die VIVA-Generation die mit Nocturnal Rites und Brainstorm gar nichts anfangen konnten, kam mit ‚King Of Fools’ voll auf ihre Kosten. Tobi lies es sich natürlich nicht nehmen, noch einige Worte zu dem Stück und dem angeblichen Verrat am Heavy Metal zu erwähnen. Kleine Bemerkung am Rand: ,King Of Fools’ hat zweifelsohne kommerzielle Züge, aber wenn eine Band die Chance hat im TV aufzutreten, sollte sie die auch nutzen, „Hellfire Club“ ist Beweis genug, dass Edguy auch weiterhin zu ihren Wurzeln stehen. Gegen Ende der Show nahm dann auch das Tempo ordentlich zu, ‚Avantasia’, ‚Mandrake’ und ‚Babylon’ rockten wie ein Wirbelwind durch die Halle. Als Wirbelwind könnte man auch Tobi Sammet bezeichnen, der wie üblich seine Mäzchen machte auch wenn es mit der Stimme des Sängers an diesem Abend nicht weit her war. Lag wohl auch an der Bronchitis, dass einige Töne nicht getroffen wurden.
Mit dem standesüblichen ‚Out Ou Control’ beendeten Edguy diesen Abend, der sich nicht nur wegen ihnen, sondern auch auf Grund der Support Combos vollends gelohnt hat.
Oliver Bender