Konzerte

Glühweinmassaker
Die Traktor, Peilomat, Rekorder, Elfmorgen

10.Dezember 2005

Alle Jahre wieder kommt neben dem Christuskind auch das Glühweinmassaker nach Frankfurt. Diesmal jährt sich die Veranstaltung zum vierten Mal und dieses Mal haben sich die Organisatoren einiges Einfallen lassen. Als Erstes stand das Verlosen der Spielposition an. Das fand nicht in Form von Kugeln, Zetteln, Hölzchen oder ähnlichem, sondern in Form von Eisblock ziehen und zertrümmern statt (die Zettel mit den Bandnamen waren eingefroren). Daraus ergab sich die Reihenfolge: Elfmorgen, Rekorder, Peilomat und zum Schluss Die Traktor. Elfmorgen ging sofort auf die Bühne, während die beiden Moderatoren Spiele für die Umbaupausen ankündigten zu dem zwei Teams aus je zwei Leuten gesucht wurden.

Dann würgte Elfmorgen das Gelaber mit seinen Instrumenten ab. Der zweite gespielte Titel passte gut zu den immer Mal wieder auftauchenden technischen Problemen dieses Abends: 'Gib nicht auf'. Noch immer trudelten Besucher an diesem kalten Dezemberabend in der Halle ein bis irgendwann um die hundert Leute anwesend waren. Stimmung war jede Menge da, angeheitert durch Elfmorgen mit ihren Titeln 'Es kommt', 'Kleines Universum' und dem Reggaebrecher 'Rrp Rrp', auf den viele das Tanzbein schwangen. Die Band hat neben einer Menge Spaß auch viel Improvisationstalent im Gepäck, wie sie bei jedem Spielen von 'Oberlippenbart' zeigen, denn der Text ändert sich von Auftritt zu Auftritt. Diesmal waren "sexistische" Vocals integriert, die sehr zum Lachen anregten, ebenso wie die immer wieder wechselnden Herkunftsorte der Band, von Konstanz über Leipzig bis hin zu Fulda. 'Die große Liebe' war ein etwas neueres Stück des Elfmorgenrepertoires, das ebenso wie alle übrigen Titel irgendwann mal auf der CD der Jungs landen soll. Die Band will laut eigener Aussage gleich ein Best Of herausbringen, das einen Titel wie "Golden Tracks" oder ähnliches tragen soll. Natürlich war das wieder mal ein Gag von Peddy, der immer jede Menge Lacher verbuchen kann. Nach 'Blum(en)feld' war der erste Gig schon fast zu Ende, denn es folgten nur noch zwei Titel bis die Bühne verlassen wurde. Doch eine Zugabe ist eigentlich bei (fast) jeder Band drin und so kam als Abschluss das vom Publikum gewünschte '44min80'.

Der Aufforderung zur Anmeldung kamen acht Leute, also vier Teams nach. Um herauszufinden, welche zwei davon nun teilnehmen, gab es eingefrorene Murmeln, die zusätzlich einen Henkel aus Draht mit drin hatten. Nun kam der Flammenwerfer zum Einsatz mit dem die Eiskugeln geschmolzen wurden. Die ersten Zwei, die sich von der Stange ablösten, bestimmten die Teilnehmer. Die "verunstalteten Glühbirnen" und die die "Punks von der Oper" sollten gegeneinander antreten. Das erste Spiel nannten die Moderatoren "Skispringen". Mohrenköpfe werden auf etwas modifizierte Skier gelegt und man sprang auf das andere Ende. Der dadurch fliegende Schaumkuss musste mit Fritöseneinsätzen (Drahtkörbe mit Griff) aufgefangen werden. Die Teams strengten sich an und hatten am Ende 6 bzw. 5 ½ Punkte. Damit war die Zeit zum nächsten Auftritt mehr als überbrückt, so dass Rekorder weitermachen konnte.

Das Quartett aus dem Frankfurter Nordend stand auch schon auf der Bühne bereit und eröffnete die Show mit 'Leben auf Zeit'. Schöne gediegene Rockmusik wusste das Publikum zu begeistern. Songs wie 'Engel in der Nacht' oder 'So Weit' konnten vollends überzeugen und das obwohl die Band bislang noch kein Scheibchen produziert hat, das wird aber hoffentlich schnellst möglich nachgeholt. Erst kurz vor Ende ihrer Spielzeit wurden Rekorder etwas ruhiger und zauberten doch noch eine wahre Ballade aus dem Hut, die auch ohne großes Feuerzeugmeer ziemlich gut rüberkam. Das kann es aber noch nicht gewesen sein, denn während die Frankfurter Jungs die Bühne verließen forderte das Publikum lautstark den Song 'Alex'. Also wieder rauf auf die Bretter der Antagonhalle und weiter rocken. Der geforderte Hit 'Alex' war dann auch schon der letzte Song des Vierers, der einen starken Eindruck hinterlassen konnte, solide Rockmusik verpackt in einer routinierten Show, Hut ab. Nun war es an der Zeit für ein weiteres Spielchen, das erneut die "verunstalteten Glühbirnen" für sich entscheiden konnten, ein netter Zeitvertreib für die Umbaupausen.

Pünktlich um 23.00 Uhr betrat das Trio von Peilomat die Bühne des Glühweinmassakers und stellten sich auch gleich mit dem "...mat"-Song (eine kleine Aufzählung vieler Wörter, die auf -mat enden, Notstromaggregat, Peilomat, etc.) vor. Kurz aber oho. 'Sie liebt Dich' und 'Klassentreffen' folgten auf dem Fuß. Eine wirklich professionelle Show der Kölner Jungs, dennoch für meinen Geschmack ein wenig zu poppig. Irgendwie fühlte ich mich immer mal wieder an die Wohlstandskinder zu "Dezibelkarate"-Zeiten erinnert (besonders 'Großstadtkinder'). Nichts desto trotz war die Mucke gefällig und wusste vielleicht auch gerade wegen des poppigen Einschlags das Publikum zu überzeugen. Absolutes Highlight der Show war das herzzerreißende 'Fick Dich', bevor der Dreier mit 'Jenny' seine Show beendete.

Die Zeit der Abrechnung schien gekommen zu sein, denn das letzte Spielchen des heutigen Abends zwischen den "Punks von der Oper" und den "verunstalteten Glühbirnen" konnte nun starten. Ein illustres Glühweinrennen wurde veranstaltet, bei dem es galt keinen Tropfen des heißen Guts zu verschütten, denn wer am Ende des Kettcar-mäßigen Rennens noch den meisten Glühwein im Becher hatte hat gewonnen. Die "Punks von der Oper" tranken lieber den Glühwein, legten sich zudem noch in der Kurve hin und überließen so den "verunstalteten Glühbirnen" den sicheren Sieg. Sie dürfen sich über einen Tag im Radio freuen, bei dem sie sogar ihre eigenen Lieblingssongs spielen dürfen. Nun ja soviel dazu gerockt wurde aber auch noch.

Die Sieger der Spiele waren also gekürt und die letzte Gruppe des Glühweinmassakers 2005 war an der Reihe. Die Traktor aus Frankfurt, die den kürzesten Weg zu Halle hatten, hatten die längste Zeit in der Antagonhalle zu verbringen, bis der Abend beendet war. '9 Live' eröffnete die Setlist, 'Zeitmanagement' und 'Jetzt kommt die Zeit' folgten auf dem Fuße. Während all der Zeit tanzte ein extrem betrunkener Fan vor der Bühne herum, zeigte der Band, und vor allem dem Sänger seine beiden schicken Mittelfinger oder grölte irgendwelche lustigen Sachen. Das irritierte den Frontmann ein wenig, doch es musste trotzdem weitergehen. Beim 'Großstadtkapitän' kam die Aufforderung näher an die Bühne zu treten, doch dann riet Arne davon ab, weil der eben angesprochene Fan ziemlich rabiat in der Gegend herumpogte. Die Zuschauerzahl war zurückgegangen, weil viele Leute wohl in anbetracht der Uhrzeit ihre/n letzte/n Zug / Bus / Bahn bekommen wollten. 'Labelcode', 'Jenny 17' und der aufwärmende ‚Sommersong', waren die weiteren Highlights der Setlist. Danach stand das obligatorische Verlassen der Bühne auf dem Plan dem sich die ebenso obligatorische Zugabe anschloss. Drei Nummern die etwa 10 Minuten in Anspruch nahmen und aus '007', 'Punk And Roll' und einem Lovesongmedley bestanden, welche Arne dem betrunkenen Fan widmete, von dem er wohl auf dem Heimweg träumen würde, wie er scherzhaft meinte. Damit klang das Glühweinmassaker aus und die übrigen Leute taten sich noch ein wenig an Glühwein, Weihnachtsfritten und Hot Dogs gütlich.

Winfried Bulach / Nils Manegold 






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