Eins hab ich an diesem Abend gelernt: Sei immer pünktlich da und spekuliere nie wieder darauf, in welcher Reihenfolge die Bands spielen. Denn die Wege der Veranstalter sind manchmal unergründlich...
Wie gesagt, wir erschienen aus terminlichen Gründen etwas später in der Hafenbahn. Nicht so schlimm, dachte ich, Chinchilla werden eh zuerst spielen. Auf dem Weg zur Hafenbahn vernehmen wir auf einmal die ersten Sounds von ,Matters Of The Dark‘, worauf mein erster Gedanke war: Scheiße, Tad Morose spielen zuerst. Also rannten wird in die Halle, um noch sensationelle 12 Minuten der Band mitzubekommen, in der wir immerhin noch drei 3 Songs zu hören bekamen. Zum Auftritt der Schweden kann ich nur sagen, dass selbst diese 12 Minuten gereicht haben, um festzustellen, dass die Jungs live einfach nur gute Laune machen. Die Leute wurden zum Mitmachen animiert (auch wenn dies nicht immer gelang), Sänger Urban Breed lief während eines Songs mitten durchs Publikum und war auch sonst bestens aufgelegt. Obwohl die Band schon geraume Zeit auf eine Tour außerhalb Schwedens wartete, war sie keineswegs nur darauf aus, ihr aktuelles Album zu promoten, sondern präsentierte auch viele Stücke ihrer nicht minder schlechteren Vorgängerscheibe „Undead”. Leider war die Hafenbahn zu diesem Zeitpunkt nur spärlich gefüllt, denn die Jungs hätten es auf jeden Fall verdient gehabt, vor mehr Leuten zu spielen. Wir hatten später noch die Gelegenheit, mit Sänger Urban Breed zu sprechen, er wusste selbst nicht genau, warum kurzfristig die Setlist geändert wurde. Mit dieser Maßnahme hat der Veranstalter auf alle Fälle ein Eigentor geschossen.
Der Beweis für die These folgte mit dem Auftritt von Chinchilla. Positiv in Erinnerung geblieben sind mir lediglich einige schöne Gitarrensoli sowie das wirklich gelungene Bühnenbild. Ansonsten waren das 30 Minuten Durchschnittsmetal nach dem Motto: Hat man alles schon mal gehört. Die Keyboardsounds kamen zwar gut rüber, waren aber an bei einigen Stücken meiner Meinung nach völlig deplaziert. Die Band verabschiedete sich nach einer halben Stunde mit ‚I Stole Your Love‘, dass im Original einigen von Kiss bekannt sein dürfte. Für Chinchilla, die ja kurzfristig für Meldrum auf dieser Tour eingesprungen sind, sicherlich eine gute Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Doch ob sie mit ihrer Mucke die Leute in ihren Bann ziehen werden, wage ich mehr als stark zu bezweifeln.
Als die britische Hard Rock Legende Demon die Halle betrat, war die Halle auch endlich richtig gefüllt. Erstaunlich fand ich vor allem die Ähnlichkeit einige Bandmitglieder mit mehr oder weniger bekannten Künstlern. Ich hab erst zweimal hingeguckt, ob da nicht Drafi Deutscher singt, absolut verblüffend auch der Gitarrist, der Bruce Springsteen enorm ähnelt, hätte nur noch gefehlt, dass sie ,Born In The USA‘ gespielt hätten. In den folgenden 90 Minuten bot die Band einen Mix aus ihren bisherigen Alben und machte dem Publikum mit ihrem melodiösen Rock Stil sichtlich Spaß. Am Besten kam noch ‚Don´t Break The Circle‘ rüber, dessen Qualität auch Blind Guardian vor geraumer Zeit aufgefallen ist und in eine Coverversion verwandelt wurde. Vor allem Sänger Dave Hill machte einen lockeren Eindruck und ´kasperte´ des öfteren auf der Bühne rum. Mir persönlich gefällt die Mucke der Engländer nicht, weil das Ganze doch ernorm soft rüberkommt. Das hat natürlich nichts mit den Livequalitäten der Briten zu tun. Denn immerhin mssten die Mannen 3 (!) Zugaben spielen, bis das Publikum besänftigt war.
Fazit: Schaut Euch Tad Morose an, vergesst Chinchilla und erfreut Euch an den Altrockern aus England.
Oliver Bender