Nach einem sonnigen Tag folgt ein sonniger Abend zusammen mit vier Bands im Schlachthof. Den Anfang machten die Jungs von Blood Or Whiskey aus Irland, die sehr viel mit den Headlinern gemein haben. Zwar gab es keinen Dudelsack, dafür hatten sie ein Banjo im Gepäck, welches seine Wirkung in der Musik von Blood Or Whiskey nicht verfehlte. Kurz nach halb acht kamen die ersten Töne aus den Lautsprechern und die Iren legten ordentlich los. Das Publikum war sehr skeptisch und verhalten, was man daran sah, dass in einem Halbkreis direkt vor der Bühne niemand stand.
Den Herren auf der Bühne war das egal und sie zogen ihre volle Show durch, die es zum Ende hin das Publikum stark zu begeistern. Es gab die Singleauskoppelung ‚Never Be Me’ die etwas langsamer war und sich vom Rest der gespielten Klänge etwas absetzte. Der vorletzte Song war weniger ein Lied, mehr ein Singalong für das Publikum, denn der Text beschränkte sich auf das „Wörtchen“ Na das 12 Mal hintereinander gesungen wird und sich wie ein Refrain immer wiederholte. Kurz nach acht setzten die Jungs dem Gig mit ihrem besten Werk die Krone auf. ‚Rudy’ ist der letzte Track auf ihrem aktuellen Album und auch hier sang ein Teil des Publikums „I do it for you“ mit, mit dem die Mannen die Bühne verließen.
Als Nächstes stand die Band Billy Talent auf dem Plan die sich um halb neun die Ehre gaben. Billy Talent hatte sehr viele Fans im Publikum was man an einigen Bandshirts in der Menge und auch am Verhalten des Publikums sehen konnte. Die Eröffnung des Auftritts war der Song ‚River Below’, der schon heftigste Reaktionen vor der Bühne auslöste und die ersten Bodysurfer ergab. Es waren auch viele weibliche Fans der Band angereist nur um die Liebesprobleme von Sänger Benjamin im Lied ‚The Ex’ zu hören. Das Publikum wärmte sich während der Vorstellung der Vier schon für die Dropkick Murphys auf, wobei es vorher noch ‚The Bones’ zu sehen gab. Der Gesang klang ab und zu fast so, als ob der Sänger vor dem Konzert Helium inhaliert hätte, aber das störte niemanden. Als vorletzten Titel gab es ‚Voices Of Violence‘ das noch mal alles aus dem bewegten Publikum herausholte was möglich war. Nachdem mehr als die Hälfte der Tracks von ihrem Album gespielt war und sie dem Publikum eine gute halbe Stunde gewidmet hatten gingen sie unter Zugabe Rufen von der Bühne, die jedoch nicht erhört werden sollten, denn schließlich sollte das Konzert pünktlich zu Ende gehen.
Nach Billy Talent war es endlich an der Zeit den Schweden von The Bones zu lauschen, ehe der Mainact - die Dropkick Murphys - die Bühne betreten sollten. Der Punk’n’Roll des Vierers kam bei den Massen im Schlachthof richtig gut an, was sicherlich nicht nur an der Spielfreude des Quartetts lag. Ob nun ‚Hey Baby’ und ‚Dead End Cruisin’ von ihren älteren Werken oder ‚Spit It Out’ und ‚Shut Up, Get Out’ vom aktuellen Output „Straight Flush Ghetto“ die Knochen überzeugten mit einer derartigen Coolness, dass man denken könnte sie wären schon eine ganze Ewigkeit im Geschäft. Leider mussten auch sie die Bretter nach einer guten halben Stunde Wahnsinn verlassen und den Murphys weichen.
Diese ließen sich nicht lange bitten und legten nach einem irisch angehauchten Intro auch gleich mit dem Kultopener ‚For Boston’ los. Wer hätte etwas anderes erwartet? Die gesamte Halle war von der ersten Sekunde an voll da, grölte lauthals die Refrains mit und genehmigte sich bei trockener Kehle das ein oder andere Bierchen. Mein absoluter Murphys Fave ‚Rocky Road To Dublin’ kam ziemlich früh an die Reihe und wurde nur von der Ballade ‚Forever’ in Sachen Live-Feeling überboten. Uraltsongs wie ‚Baroom Hero’ oder ‚Boys On The Docks’ kamen natürlich auch nicht zu kurz, aber die meisten Songs kamen von ihrem aktuellen Output „Blackout“. Egal ob ‚Fields Of Athenry’, ‚The Gauntlet’ oder dem absolut geilen ‚The Dirty Glass’ (auch live mit den weiblichen Vocals vorgetragen) für jeden Murphys Fan dürften genug Songs dabei gewesen sein. Nach mehr als 90 Minuten war es dann aber auch schon an der Zeit den Schlachthof zu verlassen, aber nicht ohne die ein oder andere Zugabe (unter anderen ‚Finnegans Wake’). Ein wahnsinniges Package das am 28. Juni den Schlachthof beehrte, wer nicht da war hat einiges verpasst. Absolute Spitzenklasse.
Winfried Bulach / Nils Manegold
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