Oft ist die Vorfreude auf ein Konzert eine trügerische Angelegenheit, bei der man durch überzogene Erwartungshaltung nicht mehr viel Raum nach oben lässt und somit leicht enttäuscht wird, wenn es dann nicht ganz so phänomenal kommt, wie erhofft. Dann gibt es die Konzerte, bei denen man sich denkt, dass man wohl leidlich unterhalten sein wird, aber dass man dem Zustand der Extase wohl ziemlich entfernt bleiben wird. Und dann kommt es ganz anders und man wünscht sich, das Konzert würde nie enden. So erging es mir beim Auftritt der Clem Clempson Band im Haus in Ludwigshafen.
In der entspannten Atmosphäre eines Jazzclubs mit einigen Bistrotischen und jeweils vier locker darum positionierten Stühlen, versprach der Abend eher "gediegen" zu werden. Was war denn schon voneinem Musiker zu erwarten, der bereits vor fast 45 Jahren mit der Band Bakerloo sein Plattendebüt gegeben hatte und zwischenzeitlich mit Colosseum, Humble Pie, Rough Diamond, Champion, Jack Bruce und Ken Hensley (ne´ben vielen anderen) Rockgeschichte geschrieben hatte?
Gerade erst ist seine gute erste Soloplatte überhaupt bei Repertoire Records erschienen und zeigt gutklassigen Bluesrock mit einer eigenen Note. Und die Songs dieser Scheibe bilden das Rückgrat des ersten etwa einstündigen Sets. Auch live wissen die Nummern zu überzeugen und lassen das Publikum zufrieden zurück, zumal mit "Tomorrow's Blues" von der letzten Colosseum Studio CD immerhin ein neuerer Klassiker seiner Kunst hier zu finden war. Dazu ein Bluesstandard. Nach etwa zwanzig Minuten Pause startetet dann der zweite Set, bei dem auch Songs aus der Feder des Bassisten und Gesangsbeiträge des legendären Keyboarders Adrian Askew zu Gehör gebracht wurden (Billie Hollidays "God Bless The Child"). Aber danach ging es erst richtig zur Sache! Als Special Guest erschien plötzlich Pete Brown, die Songwriter-Legende, die zusammen mit Jack Bruce die meisten unsterblichen Klassiker von Cream geschrieben hatte! Pete machte einen genauso sympathischen Eindruck wie der Rest der formidabel aufspielenden Band und erklärte zwischen den Klassikern immer noch die ´Hintergründe. "Politician", "White Room", "Sunshine Of Your Love" und das unglaubliche "Theme For An Imaginary Western" begeisterten das ganze Publikum und die Interpretationen dieser Klassiker, die Clem Clempson auf seiner ES-335 zelebrierte, ließen glatt Eric Clapton vergessen!
Im nächsten Jahr wird Pete Brown mit seiner Soloband, die deutlich Soul- und Jazz-lastiger ist, auf Deutschlandtournee kommen. Da bin ich dann wieder dabei! Ein großartiges Konzert, das nach viel zu kurzen 2,5 Stunden vorbei war. Ein großer Abend mit genialer Musik für die Ewigkeit!
Frank Scheuermann