Konzerte

Rock Hard Festival 2005
John Olivia, Children Of Bodom, Amon Amarth, Sonata Arcitca, Samael, The Haunted, Ensiferum, Heaven Shall Burn, Communic

14.Mai 2005

Die dritte Auflage des Festivals nötigte unser Magazin der Veranstaltung auch einmal beizuwohnen. Leider war es uns aufgrund des Turbonegro Konzertes am Sonntag nur möglich den samstäglichen Teil des Festivals zu begutachten. Warum es sich dennoch gelohnt hat? Weiterlesen!

Die Anfahrt war zunächst wenig erbaulich da der Wettergott Dauerregen für Westdeutschland verordnet zu haben schien, doch etwa ab Oberhausen wurde es annehmbar und es schien als hätte der Gott des Rock‘n‘Roll ein Arrangement mit seinem Wetterkollegen getroffen, denn es blieb bis in den Zugabenteil der Children Of Bodom trocken. So bereits gut gelaunt kam man auf ein Festivalgelände, das angenehm überschaubar und gemütlich wirkte. Plattenstände, Fressbuden und dann natürlich die Location an sich. Ein wunderschön gelegenes Amphitheater direkt am Rhein-Herne-Kanal für ein musikkundiges Publikum war fast schon ein Optimum um Musik zu genießen. Entweder man stand direkt - wie immer - vor der Bühne oder man saß ein wenig höher, um einen entspannten Blick auf die Protagonisten werfen. Völlig entspannt, gerade wenn das Bier ohne Aufpreis direkt am Platz ausgeschenkt wird.

Solcherart ledig von allen weltlichen Problemen konnte man sich ganz dem Genuss der Musik hingeben. Den Anfang machten Communic aus Norwegen, die sich einem nevermoreartigen Sound verschrieben haben. Eine ordentliche Menge an Fans hatte sich vor der Bühne versammelt und lauschte den überlangen Kompositionen des Dreiers. Der Sound war wie bei fast allen anderen Bands zu Beginn äußerst mager, da der Bass viel zu sehr im Vordergrund brummte, die Gitarren dagegen zu leise waren. Doch es besserte sich zunehmend und so konnten die Norweger zeigen was man trotz nur einer Gitarre an Klangdichte erzeugen kann. Gesanglich nah an Warrel Dane bratzte der Bassist tolle, eigenständige Linien in die Songs, so dass man gemütlich mit dem Fuß mitwippte und die Songs trotz der Minimumsausdehnung von 5min nicht langweilig wurden. Das Publikum feierte kräftig mit, so dass ein guter Anfang gefunden war.

Danach gab es dann allerfeinsten Metalcore aus Germanien, Heaven Shall Burn betraten die Bretter, allerdings ohne ihren erkrankten Sänger, der vom Kollegen von Marooned vertreten wurde. Dieser schien sein Glück bei HSB mitzuwirken kaum fassen zu können, da er praktisch nach jedem Song seine Dankbarkeit äußerte, dass er ausgewählt wurde. Beim dritten Mal nervte es etwas, aber die Musik und auch seine eigene Gesangsleistung entschädigten mehr als ausreichend. Trotz Soundmängeln, die die Leadgitarren hinter den Bass stellten, traten die Songs von der „Antigone“-Göttergabe richtig gut Arsch, was sich auch in ordentlicher Bewegung seitens des Publikums niederschlug. Der treibende Death Metal Groove gepaart mit Hardcore Gitarren und Gesang ist einfach eine Klasse für sich. Die Black-Einflüsse an den stromdurchflossenen Saiten tun ein übriges dazu. Songs wie ‚Voice Of The Voiceless‘ oder ‚To Harvest The Storm‘ sind auch live grandios, so dass der magere Sound kaschiert werden konnte.

Die Umbaupause, die allgemein eine sehr angenehme Mischung zwischen nicht zu lang, um zu nerven und nicht zu kurz, um nicht noch gewisse Örtlichkeiten oder Stände aufzusuchen, bot, förderte die Finnen Ensiferum auf die Bühne, die von der Metal-AH direkt neben uns mit der Flagge des Landes begrüßt wurde. Die lohnte auch mitzubringen, da zusätzlich auch noch Sonata Arctica und Children Of Bodom, diesem Land entstammen. Die folkloristisch angehauchten Viking-Black-Bunt Gemischt Metaller mit weiblicher Unterstützung an den Keyboards legten auch gut los und hatten eine große Menge an Fans sofort auf ihrer Seite. Mich erinnerten Ensiferum gelegentlich an Mithotyn, die begnadeten Schweden, gerade wenn es langsamer und folklorelastiger zuging. Zwischenspiele die eher dem Power / Speed Metal zugetan waren erschwerten die Schubladenzuordnung, taten dem erfolgreichen Auftritt jedoch keinen Abbruch. Ein sehr kurzweiliger Auftritt, der Lust auf mehr machte.

Und es gab mehr, denn jetzt kam einer der Hauptgründe zum Besuch dieses Festivals. The Haunted zeichnen sich nicht gerade durch häufige Touren aus, so dass man sich über jeden Auftritt der Schweden freut. Mit dem neuen Album im Rücken fuhren sie eine Show ab, die nur noch Begeisterung in mir auslöste. Ich zähl mal auf: ‚Nothing Right‘, ‚99‘, ‚Abysmal‘, ‚Shadow World‘, ‚Leech‘, ‚Hollow Ground‘, ‚Sweet Relief‘, ‚No Compromise‘ oder auch ‚Godpupppet‘, wer sich jetzt nicht ärgert nicht dabei gewesen zu sein, hat keine Ahnung. Neu-Alt-Sänger Peter Dolving setzte auch bei den Songs der Alben mit Marco Akzente und sang richtig geil krank. Seine Ansagen ebenfalls mit postmodernem Anstrich  versehen passten in meinen Augen perfekt zu der Band, ihren Albumtiteln und Covern. Alles humorvoll, intelligent und parodistisch. So rastete der Mob auch aus und zeigte gute Hardcorekonzertansätze. Es war auch immer schwierig sich zu entscheiden, geh ich jetzt ab oder geb ich mir die Herren Björler oder auch Jensen, denn was die spielten und wie tight das rüberkam, das war schon sehenswert. Klasse geil und ich glaube da kommt noch mehr.

Samael sind mit ihrem „Passage“-Album in meinem Herzen verwurzelt, lief dieses Teil doch anno '96 in meinem CD-Player auf und ab. Dass sie mit ihrem Oberhit ‚Rain‘ begannen war daher nicht nur unverständlich, sondern auch gleich noch ärgerlich dazu, da der Sound den Song richtig gut verhunzte. Der Sound wurde besser und die Düsterfraktion bekam den Beat um die Ohren geknallt. Null Ansagen, einfach die langen, industriallastigen Metalkompositionen von schwarzen Jungs ins Publikum geknallt, war schon sehenswert, wenn man wegen der Nebelmaschine etwas sah, aber nach einiger Zeit wurde es etwas stumpf. Der Drumcomputer klang einfach zu gleich, die Gitarren auch und Keyboardfan war ich noch nie. So konnte ich persönlich auch nicht nachvollziehen, dass Samael eine Zugabe spielten, wohl eher wegen der langen Abstinenz von der Bühne wegen, als wegen eines überragenden Auftritts. Schlecht war das dennoch nicht.

Dann wurde erstmal verkündet, dass der BVB gerade in Schalke mit 2:1 gewonnen hatte, was einem Herrn Kühnemund nur allzu genüsslich über die Lippen kam, bevor Sonata Arctica auftraten. Bevor ich mir hier den Mund verbrenne (ich höre sowas nun mal nicht gern), gingen wir dann erstmal zu den Platten- und Merchandiseständen, um Geld loszuwerden. Langsam begann es Abend zu werden, noch immer keine Regenwolken in Sicht, am anderen Ufer des Kanals hörten sich einige Leute unter erheblichem Alkoholkunsum die Bands für lau an, man selbst saß gemütlich auf den Steinen und sah sich an wie der Krankenwagen gegenüber jemanden abtransportieren musste. Die Party ging dennoch weiter und zwar mit Amon Amarth. Wie groß diese Band mittlerweile ist, stellte ich fest als ich vor der Bühne stand, dicke Betrieb und auch den Shirts nach zu urteilen, aus verschiedensten Metalrichtungen war die Meute zusammengesetzt. Die Schweden kamen bestens gelaunt auf die Bühne und legten den besten Auftritt ihrer Karriere hin, den ich bisher gesehene habe (es war Auftritt Nummer 6 oder 7). Bester Sound und eine tighte Spielfreude brachten enorm Spaß ins Publikum, zumal die Songauswahl sich hauptsächlich auf den Knaller „Versus The World“ stützte garniert mit Häppchen aus der neueren und älteren Bandhistorie. An diesem Album geht auch nix vorbei, da Songs wie ‚Bloodshed‘, ‚For The Stab Wounds In Our Backs‘, ‚Where The Silent Gods Stand Guard‘ einfach kaum zu übertreffen sind. Die Haare flogen und es gab einfach nichts am Auftritt der Wikinger zu bemängeln, bis auf die fehlende Zugabe. Warum durften Samael und Amon Amarth trotz deutlicher Aufforderung der Fans nicht. Trotzdem nur geil.

Es dunkelte mittlerweile und es wurde kälter, vielleicht auch weil mit den Kindern aus Bodom (hätte fast Bochum geschrieben) ein weiterer finnischer Vertreter auf die Bretter kam. Die Beliebtheit dieser Band ist weiterhin unglaublich und eine große Menge Zuschauer wollte sich die Band dann auch aus der Nähe ansehen. Auch hier stimmte der Sound und die Band konnte ihre Headlinerqualitäten ausspielen. Klasse eingespielt mit giftigem Gitarrensound ausgerüstet, rotzten Children Of Bodom ein Set auf die Bühne, das sich gewaschen hatte. Trotz der immer noch nervenden „Ich-verwende-immer-wenn-es-geht-das-Wort-Fuck-Ansagen“ (immerhin nicht so schlimm wie auf Wacken 2002) schaffte es die Band mich in ihren Bann zu ziehen. Mit wirksamer Lightshow, gutem Gesang und auch sehenswertem Publikum (sehr hoher Abgehfaktor) wurden Songs wie ‚Sixpounder‘ ‚Deadnight Warrior‘, ‚Bodom After Midnight‘, ‚Silent Night, Bodom Night‘ oder auch ‚Needled 24/7‘ gespielt. Die Keyboards waren nicht zu dominant, was den Genuss erheblich steigerte, zudem klingen Children Of Bodom live einfach eine ganze Ecke härter als auf Platte. Zum Abschluss gab es dann noch ‚Hatecrew Deathroll‘ ehe die Band die Bühne verließ, um auf die Zugabenrufe zu warten. Die kamen auch verdientermaßen und es gab in der Zugabe sogar einen Song von neuen, bald erscheinenden Album, der extrem rhythmusorientiert mit runtergestimmten Gitarren arbeitete und keine typischen Children-Leads beinhaltete. Klang interessant und gut. Danach war Schicht im Schacht und der einsetzende Regen ließ in uns die Entscheidung reifen, den Heimweg anzutreten, da John Olivia - seine Fans mögen mich steinigen - nix für mich ist, schon gar nicht wenn ich im Regen stehen soll.

So trat man zufrieden den Heimweg an und sollte das Billing nur halbwegs ordentlich sein im nächsten Jahr, ist ein Wochenendaufenthalt im Pott mehr als wahrscheinlich. Tolle Bands, tolles Festival und ab dafür.

Christian Kremp 






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