Cooles Package dachte sich der Metalhead wohl und kam gleich zu Hunderten in die fast volle Batschkapp zu Frankfurt. Doch dann gab es den berühmten Schuss vor den Bug, Arch Enemy, wegen denen ich eigentlich gekommen war, hatten nachmittags abgesagt, Grund eine Stimmbandentzündung von Frau Gossow. Jammerschade!
Schwarz trugen die meisten ja schon, doch jetzt zu Recht, denn mit Couragous, betrat nun, zum gleichen Preis, eine positiv ausgedrückt nicht ganz so talentierte Band die Bretter. Die Band aus der Gegend konnte natürlich nur verlieren, aber sie tat es zu Recht (Wie Köln, gelle Thomas, ich sach nur 4:1 auswärts). Der Schlagzeuger zu Beginn noch schwächer, steigerte sich aber im Verlauf, spieltechnisch war es ansonsten in Ordnung. Doch der Sänger war leider eine Zumutung in Auftreten und Stimme. Total cool so ein Ledermantel, dazu Lackanglerhandschuhe (äußerst evil) und zu Krönung des Ganzen auch noch leuchtende Kontaktlinsen (nun war es offensichtlich, dass heute der Teufel selbst gekommen war). Bestimmt ist das alles nicht so ernst gemeint, nicht wahr, aber man sollte aufpassen nicht durch Ironie selbst zum Klischee zu werden. So, doch nun zur Stimme. Sie war in Ordnung wenn sie etwas kratzig tiefer genutzt wurde und untergründigst bei klarem Gesang, da liegt doch noch einiges im Argen. Aber auch das Songwriting war nicht so das gelbe vom Ei, uninspirierte Rumreiterei auf brachialen neumetallischen Riffs gibt es genug, da muss nicht noch Couragous kommen. Der Stil war etwas bei Nevermore abgekupfert mit Neu Metall gemischt. Nervige Solos und nur Wechsel zwischen billig Geschrubbe und dann wieder sehr komplexen Parts. Einzig der letzte Song war ok. Dies schrieb ein enttäuschter Arch Enemy Fan.
Nevermore waren noch nie so mein Fall, zwar nicht schlecht, aber der Gesang war mir zu anstrengend. Doch auf der Bühne konnten mich die Herren trotz schwachem Sound dann doch überzeugen. Doch beginnen wir mit dem Soundbrei der schwächer klang als bei der Vorband. Die Feinheiten an der Gitarre waren zunächst nur zu sehen, das Schlagzeug etwas laut, allgemein zerfaserte der Sound in den Höhen doch arg. Einzig die Solos klangen richtig sauber. Doch es wurde von Song zu Song besser und das Publikum war von Beginn an begeistert. Mit Sprechchören empfangen sangen die Fans fast bei jedem Song mit (am coolsten bei ‚Dead Heart In A Dead World’). Herr Dane traf im Gegensatz zu seinem Vorgänger die Töne und spätestens bei ‚In Memory’ war ich dann doch schon sehr zufrieden. Von der neuen, mir nur-einmal-gehört-bekannten Platte wurde der Titelsong, ‚Never Purify, ‚Ambivalent’, ‚Tomorrow Turned Into Yesterday’ und ‚Who Decides’ im Zugabenblock gespielt, dort tummelte sich auch ‚Engines Of Hate’ und das Simon And Garfunkel Cover ‚Sound Of Silence’, das ich allerdings niemals erkannt hätte. ‚The Seven Tongues Of God’ war für mich wegen der knackigen Riffs das Highlight, doch auch sonst war nichts ernsthaft schlecht. Gerre von Tankard zeigt sich übrigens sehr textfest und sang des Öfteren mal mit. Apropos ältere deutsche Bands, da stimmte man noch kurz ein Hei-di-hei-do an, ohne allerdings den zugehörige Song zu spielen, Herr Dane scheint Accept auch nicht so cool zu finden, seinen Aussagen zu folge, war wohl eher als Vera.. gedacht. Nach 1¾h war dann Schluss, drei Zugaben inklusive, das genügte auch vollauf, um versöhnlich zu stimmen. Überzeugender Auftritt einer großen Band, die für die Zukunft des Metals nicht zu entbehren ist.
Christian Kremp