Konzerte

Heart Attack Tour 2002
Raised Fist, Bombshell Rocks, The Peepshows

13.Dezember 2002

Eigentlich sollten sich vier Bands an diesem Abend die Ehre geben in der Räucherkammer des Schlachthofes aufzutreten, aber Division Of Laura Lee hatten im Vorfeld bereits abgesagt und so mussten wir uns mit drei Bands sehr unterschiedlicher Prägung auseinandersetzen. Doch die erste Auseinandersetzung war am Eingang fällig, da doch einige Leute mehr zu diesem Konzert gehen wollten als Karten, bzw. Platz in der Räucherkammer war. So musste ein guter Teil der Fans unverrichteter Dinge wieder abziehen. Warum das Konzert nicht in der großen Halle stattfand, vielleicht durch eine Abtrennung verkleinert, weiß wohl nur der Veranstalter.

The Peepshows machten dann den Anfang und rockten mit durchschnittlichem Sound los. Wer nun nackte Frauen erwartet hatte, wurde leider enttäuscht, nur vier typische Denim-Rock’n Roller. Im Stile von Bands wie Gluecifer wurden ordentliche Songs auf das willige Publikum losgelassen. Nur der zündende Funke wollte einfach nicht überspringen. Den Darbietungen fehlte das gewisse Etwas, wie auch die Band, insbesondere der Sänger, nicht annährend an das Charisma von Biff Malibu und Konsorten herankommen konnte. Ein weiterer Knüller war der Keyboarder, der ungefähr gar nicht zu hören, und auch genauso häufig zu sehen war. Insgesamt schien der ganze Sound der Musik nicht auf die Peepshows, sondern auf jemand anders abgestimmt zu sein. Der Gesang war schlecht bis gar nicht zu hören, dafür ballerte das Schlagzeug in einer alles übertönenden Tour durch, was dafür sorgte, dass sich eigentlich jedes Lied gleich anhörte. Es war ein Auftritt ohne Höhepunkte und ohne Zugaben, geprägt von der fehlenden Resonanz des Publikums und den lustlosen Musikern auf der Bühne. Doch während man ein Bierchen trank, war selbst diese Null-Stimmung ertragbar. Sie hatten einen schweren Stand, da der Hauptteil des Publikums wohl nur für die zweite Band erschien.

Da enterten endlich die Schweden von Raised Fist die Bühne und rissen ihren großartigen Hardcore mit viel Einsatz herunter. Viel Einsatz war nun auch im Publikum zu verspüren, das von Beginn an voll mitging, so dass ich doch teilweise die Befürchtung hatte, dass der Schlachthof heute denn nun doch wohl abgerissen würde. Von 0 auf 100 in einem Lied. Und während man mindestens genau so viele Vans in der Luft wie auch auf dem Boden sah, konnte man sich fragen, wie der Schlagzeuger dieses unglaubliche Tempo über den Zeitraum von einer guten Stunde denn nur durchhalten könnte. Nun erklärte sich auch die schlechte Abstimmung der Vorband, denn bei Raised Fist war es trotz des schweren Sounds der dicken Gitarren und dem ordentlichen Brüllen des Sängers ein perfekter Rausch für die Ohren. Songmäßig fing der Fünfer mit den neueren Sachen an und die Resonanzen auf die Lieder von „Dedication“ (z.B. der Titeltrack, ‚That’s why‘ und einige mehr) waren viel versprechend. Nach einigen Liedern ging mir allerdings die Puste aus und ich surfte in den hinteren Teil des Raumes. Gegen Ende des Auftritts erfreuten die Jungs ihre Gäste noch mit älterem Material, vor allem vom „Fuel“-Album, das richtig in den Arsch getreten hat, was auch dem Sänger Alexander nicht entgangen ist. Mit den Worten, dass dies der verrückteste Gig der verdammten Tour sei, leitete er das Zuckerstückchen des Abends ein. Ein Circle-Pit zu dem Hardcore Klassiker der Gorilla Biscuits ,New Direction’. Dies war dann auch schon die zweite Zugabe des Abends, bevor sich die fünf sehr sympathischen Musiker wieder von der Bühne machten.

Zum Abschluss des Abends gaben dann noch die Bombshell Rocks ein kleines Stelldichein. Sie waren mit ihrem Schrammel-Punk zum Ausklang nicht wirklich schlecht, doch man merkte, dass die Luft ganz einfach raus war. Das Publikum war weg, die Tanzfläche war quasi schlagartig mit dem Abtritt der Vorband leer. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Stimmung und auch die Energie des Publikums bei ihrem Auftritt einfach fehlten, und mehr als ein rockiges Chill-Out nicht zu erwarten war.

Das Fazit des Abends lautete: Tja, Visions, war ja ne ganz nette Idee vier Bands im Schlachthof auftreten zu lassen, doch sollte man sich vorher gut überlegen, welche Bands dies denn sein sollten, und ob sie denn auch zusammen passen. Man kann halt nicht ein Konzert organisieren, für ein Publikum, mit einer Hardcore, einer dreckigen Rock’n’Roll und einer Straßen-Punk Band (auch The Division of Laura Lee hätte mit ihrem Hives-Sound da nicht mehr viel gerettet). Stimmung kam dementsprechend auch nur bei einer der drei Bands so richtig auf. Raised Fist waren die Könige des Abends. Sound, Publikum und Stimmung waren perfekt auf einen ordentlichen HC Abend eingestellt.

Schade für die anderen Bands, die nicht schlecht waren, allerdings dem Schweden Quintett nicht die Show stehlen konnten.

PS: Meinen persönlichen Helden traf ich allerdings während des zweiten Teils der Show von Raised Fist. Er saß mit mir zusammen im etwas ruhigeren Vorraum und versuchte mir zu erklären, warum ich als Metalfan keinen Hardcore hören könne bzw. dann ein „Pseudo“ sei. Wäre an sich schon lustig gewesen sich solch ein ignorantes Gesabber anzuhören, aber er erzählte mir zudem, wie sehr er auf Raised Fist stehe (während sie spielten). Nachdem die Band dann geendet hatte, sprang er auf mit den Worten: „So ich geh jetzt noch vorne, ich will Raised Fist sehen!!“ Pseudo-Hardcore-Metal oder was??

Christian Kremp / Tim Ruhl