Konzerte

Bretthart 2003

20.Juni bis 21.Juni 2003
Bretthart, Limbach

In den schönen Odenwald führte meine persönliche Eröffnung der Festivalsaison dieses Mal, genauer gesagt zur dritten Auflage des Bretthart Open Airs. Auf offenem Feld gelegen, ohne störende „normale“ Einflüsse und bei bestem Wetter, war alles gegeben was man sich für ein schönes Festival wünschen konnte. Bei unserer Ankunft spielte bereits die Band Starfuckers, was uns den Zeltaufbau erheblich versüßte. Guter Rock’n’Roll mit viel AC/DC und Nashville Pussy. Das ließ auch gleich das erste Bier viel besser schmecken. Hätte ich gerne gesehen.

Nach einer längeren Pause - Adorned Brood hatten sich verspätet und spielten erst am Ende des Tages - kam dann die erste Band auf die Bühne, die ich richtig verfolgen konnte. End Of Green! Die Jungs konnten absolut überzeugen und zeigten wieder einmal, dass einem immer wieder Bands durch die Lappen gehen können. Der moderne, aber nicht nervende Gesang mit Death Metal und viel Atmosphäre gepaart, kam bei mir richtig gut an. Ein paar Stoner Rock Einflüsse waren ebenfalls auszumachen. Sehr ordentlicher Auftritt.

Lanfear waren als nächstes dran und konnten mich überhaupt nicht vom imaginären Hocker reißen. Wie bereits auf dem Album, das schon einigermaßen nichts sagend war gab es auch hier Power Metal mit Progressiv Einschlag. Das auch noch mit nur einer Gitarre und zuviel Keyboard war nicht sehr prickelnd. Einige Leute hatten sich dennoch vor der Bühne eingefunden, für meine Wenigkeit war es zu wenig.

Die Berliner Postmortem konnten dann wieder eine Schippe drauflegen. Der rockende Death Metal ist einfach wie gemacht, um live gespielt zu werden. Der Sound war wie bei fast allen anderen Bands richtig gut. Schön knalliges Schlagzeug, fette Gitarren und nichts ging unter, da lachte die Ohrmuschel. Doch nicht nur die, sondern auch der Arsch freute sich, dass er so gut getreten wurde, dass der Frust von Lanfear wieder weggeblasen wurde. Schnatz!

Xandria aus Westfalen hingegen schwächelten wieder. Bier und anderes taten beim Schreiber langsam ihre Wirkung, was allerdings bei dieser Band nichts nutzte. Frauengesang und atmosphärischer Metal waren zwar nicht schlecht - keine falschen Töne aus der Kehle und auch sonst sauber gespielt - aber es fehlte etwas Eigenständiges oder ein Schuss Härte, kurz der Mitbangeffekt. Wer jedoch auf HIM oder allgemein Gothic Metal stand, konnte zufrieden sein.

Nun wurde es vor der Bühne endlich voller, ca. 400 Menschen wollten das Düsseldorfer Mädel auf der Tanzfläche sehen. Doro, die deutsche Frauen Metal Röhre Nr.1 kam dann auch auf die Bretter und rockte klasse los. Das Publikum feierte und nicht wenige waren wohl an diesem Abend nur wegen ihr gekommen. Mit viel Energie und einer klasse Stimme ließ die Lady ihr Alter vergessen und die Klassiker ‚All We Are’, ‚East Meets West’ oder ‚Burning Witches’ machten Laune und Luftgitarre spielen und Rübe schütteln war Pflicht. Doch auch die Ballade, deren Name mir entfallen ist, zeigte dass Doro auch als kommerzielle Rockgröhle eine Chance gehabt hätte. Die Band insgesamt zeigte sich spielfreudig in dieser nicht ganz lauen, aber lauten Frühsommernacht, insbesondere ein gewisser Herr Dee (nicht Mickey, dass wäre zu cool gewesen) am Schlagzeug brillierte mit einem astreinen Solo und zeigte noch mal wo der Hammer hing. Das Publikum nahm es dankbar auf, aber auch die Band war sichtlich erfreut. Guter Auftritt!

Danach traten Rawhead Rexx auf, die guten bodenständigen Metal boten. Zu dieser Zeit weilte der Redakteur bereits in der Nähe des Jack Daniel’s und Jägermeisterstandes, was dann auch dazu führte, dass ich die Querflöte von Adorned Brood nur noch aus dem Zelt hören konnte.



Nach einer kurzen und kühlen Nacht - es gab auch Leute, die keinen Schlafsack dabei hatten (Hallo Felix!) - wurde man morgens von Hitze und Sonne empfangen, aber auch von einem kleinen Stand, der die campenden Metaller und Innen mit Frühstück und Kaffee versorgte. Nachdem man sich dann zwangsweise wieder an Schweiß und Gestank gewöhnt hatte und die ersten Kräuterzigaretten inhaliert waren, kamen dann Endzeit auf die Bühne, um den zweiten Festivaltag zu eröffnen. Das gelang ihnen dann auch gut, trotz kleinerer Anfangsprobleme mit dem Sound. Death Metal mit stark rhythmischer Prägung, der dazu gut abging, wurde gezockt. Der Gesang als Wechsel von Gegrunze und Geschrei vorgetragen wurde v.a. durch einen schönen, lauten und knarzigen Bass unterstützt. Die Qualität des Songmaterials ließ zwar noch etwas Eigenständigkeit vermissen, war aber trotzdem mehr als annehmbar, da einfach ein schönes, schnörkelloses Brett Harten Metals geboten wurde.

Mit Legacy durften dann nach Endzeit die nächste Death Metal Band auf die Bühne. Auch sie rockten eine gute Show mit viel Energie und schön hartem Sound (insb. Schlagzeug), so dass es vor der Bühne etwas voller wurde (in den Zelten war es mittlerweile eh unerträglich heiß). Irgendwie hatte die Musik von Legacy diesen Drive, immer schön schnell weiter, rocken, abgehen… So muss das. Zugabe wurde dann auch noch gewährt, der Titel ‚Kinderfleisch’, noch Fragen?

V8 wurde dann von Dead Man Shadow vertreten. So rühmlich dieses Ansinnen war, doch ohne Bass und Bassist, nur mit Keyboard, Gitarre, Schlagzeug und Gesang zu spielen war doch nicht sonderlich berühmt. Die death / blackigen Songs blieben nicht im Ohr hängen, da die Gitarre einfach keine Akzente setzten konnte und ein Keyboard ist und bleibt ein Begleitinstrument, zudem klang es noch belanglos. Mein Vorschlag war, mit dem Keyboard den Bass zu interpretieren, vielleicht hätte es dann besser geklungen. Aber auch Männlein, wie Weiblein ließen sangestechnisch einige Schwächen durchblicken. Unglücklicher Auftritt.

Luna Field durften als nächstes auf die Bretter, die uns allen so heilig sind und riefen zwiespältige Reaktionen hervor. Musikalisch als Mischung verschiedener extremer Metalstile zu beschreiben, war es der Sänger, der die Aufmerksamkeiten auf sich zog. Durch hysterisches Lachen sammelte er bei mir erstmal Pluspunkte, während sein Schreien manchmal fast wie eine comicentenähnliche Parodie auf Black Metal Gekeife wirkte. Die Musik war gut gemacht, nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Der Auftritt strange und diskussionswürdig, darum auch gut.

Nun folgte ein deutsches Death Metal Gewitter mit Mucupurulent. Ultra-tiefer Gesang und Geknüppel in 1A Qualität. Da wurde der Schädel dann so richtig weich gekocht, falls er es noch nicht war. Live sind die Jungens auf jeden Fall eine äußerst sehenswerte Sache, wobei der Sänger am Ende noch dadurch auffiel, dass er sich, nach dem vorherigen Gegrunze, plötzlich mit normaler (relativ hoher) Stimme beim Publikum bedankte. Geiler Kontrast.

Auf Hamburgs Melodie Deather Dark Age hatte ich mich besonders gefreut, da deren letztes Album ‚The Silent Republik’ doch immer noch beständig in meiner CD-Player rotiert. Leider wurde der Auftritt durch eine gerissene Gitarrenseite und einer Erkältung des Sängers getrübt, wobei ersteres durch Ansagen und Solos der anderen Bandmitglieder überbrückt wurde. Die Qualität der Songs wie ‚Suicide Crew’, ‚Point Of No Return’ oder auch ‚Star’ stand zwar außer Frage, wurde aber nicht ganz offenbar. Das Sologitarrenspiel während der Songs war dennoch äußerst sehenswert und wies auch auf die ausgefeilten Arrangements der Songs hin. Hoffentlich haben die Jungs auf dem Party.San mehr Glück.

Von Hamburg aus ging es direkt in den Osten der Republik, denn jetzt waren Viu Drakh an der Reihe. Auf der Tour zusammen mit Cannibal Corpse hatten sie mich noch wegen des schlechten Sounds enttäuscht, doch jetzt nutzten sie ihre Chance. Äußerst knackig ballerte es da aus den Boxen. Rhythmusgewichse mit Solos genauso wie es sein soll. Fish sang und fiedelte mit einem solch krass roten Kopf, das der Herzinfarkt nicht mehr fern schien. Glücklicherweise konnten sie ihr Set mit vielen Songs vom letzten Album „Death Riff Society“ trotzdem spielen, schöne Ansagen inklusive. Leider wurde aber nicht ‚Ace Of Spades’ gecovert. Ansonsten aber Daumen hoch.

Crack Up sind eine Band, die ich zwar kenne, die aber schon immer etwas an mir vorbeigerauscht sind. Das wird sich in nächster Zeit ändern, denn diese geile Mischung aus Rock’n’Roll und Death Metal geht gnadenlos gut ab. Killerriffs und rockende Solos, cooles Stageacting, da hatten die Jungs viel Arsch in der Hose. Manchmal erinnerten mich Crack Up auch ein wenig an Turbonegro, auf Death Metal halt. Bang the head that doesn’t bang. Geiler Auftritt.

Doch dann kam Österreich und holte einen klaren Auswärtssieg auf deutschem Boden, denn jetzt wurde der Death Metal Hammer ausgepackt und losgerockt wie die Hölle. Pungent Stench gaben sich die Ehre. Die Matten flogen und die Luftgitarre wurde unersetzlich. Songs von allen Alben kamen zum Zuge und es war nicht ein Ausfall zu bemängeln, ob schnell oder langsam, es war passend zum Festival einfach ein Brett. Fette Rhythmen, giftiges knalliges Schlagzeug und über allem die krasse Stimme von Herrn Shirenc, der mit seinem Wiener Schmäh zwischen den Songs viele Sympathien erntete. Göttlichste Songs waren ‚Viva La Muerte’ und die Coverversion von ‚La Bamba’ auf Death. Allein schon der Sound der Gitarren (das war, wie wenn Metall auf Metall trifft, so richtig schön gesägt) war es wert diesen Gig gesehen zu haben. Großer Auftritt einer außergewöhnlichen Death Metal Band.

Frown hatten zum Ärger einiger Besucher kurzfristig abgesagt und Speedball waren ganz ordentlich, ich aber zu breit, um weitere ehrliche Kommentare abzugeben. Man unterhielt sich und ließ das Festival gemütlich ausklingen. Der einzige Wehmutstropfen war leider, dass zu wenige Besucher den Weg zu diesem Festival fanden, pro Tag jeweils ca. 400. Das ist zu wenig, so dass die Veranstalter selbst noch drauflegen müssen. Hoffentlich findet das Festival nächstes Jahr noch einmal statt und es kommen mehr Leute. Tolle Location, akzeptabler Eintrittspreis, gute Bands, genügend Dixies, billiges Bier (0,4=2€), nette Leute, hübsche Frauen und auch Männer, was wollt ihr mehr?

Christian Kremp






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