Konzerte

Bang Your Head 2002

28.Juni bis 29.Juni 2002

Wir schreiben den 28.Juni 2002, als sich zwei Vertreter von Evil Rocks Hard aufmachten, um einen Bericht anzufertigen über das diesjährige BYH. Es ist 8 Uhr, die Frisur sitzt, als Tilman und ich (Carsten) uns aufmachen die geweihten Stätten Balingens anzusteuern. Wir hatten genügend Luft gelassen zwischen der geplanten Ankunftszeit in Balingen und dem Eröffnungsgig von Rival, der um 10.30 Uhr stattfinden sollte. Es ging alles gut bis zur Höhe Pforzheim Ost, als uns eine göttliche Intervention (Zylinderkopfdichtung) nötigte ein Ersatzauto zu organisieren. Diese Aktion dauerte drei Stunden, bis unsere Reise fortgesetzt werden konnte.

In Balingen angekommen, es ist jetzt 13.30 Uhr, mussten wir wie jeder andere Pilger auch erst unsere Karten eintauschen gegen Backstagekarte samt Photopass. Bei dieser Aktion lernten wir unsere Lektion in Sachen Demut: Es gab 10 (!!!) verschiedene Arten von Backstagepässen. Wir bekamen dank der unglaublichen Unterstützung des Organisators solche Pässe, die uns erlaubten in das Pressezelt zu gehen. „Ist das nicht genial?“, dachten wir uns, bezogen schnellstens unsere Schlafstätte und begaben uns als bald auf das geweihte Gelände um unsere Mission nach mehrstündiger Verspätung zu erfüllen :( !!!

Wir hatten unseren Begrüßungssatz , „Hallo Welt, hier ist die Powercrew von Evil Rocks Hard“ kaum ausgesprochen, tönte es durch die Lautsprecher, dass Candlemass nicht heute (Fr.) auftreten würden, sondern erst am Samstag. Der Grund sei, dass beim Sweden Rock Festival irgendwelche Packer es nicht schafften die Gitarren für Candlemass mit dem Rest des Equipments weg zu schicken. Als Ersatz sind freundlicher Weise Titan Force eingesprungen, die erst am Samstag spielen sollten. Nach Titan Force, die ein solides Programm ablieferten, folgte die nächste Überraschung: OverKill mussten ihre Teilnahme an BYH 02 kurzfristig absagen, da ein Bandmitglied eine Herzattacke erlitten hatte. Hm, das selbe körperliche Gebrechen ereilte auch einen von Symphony X, aber wir wollen nicht weiter nachdenken, ansonsten könnte man ja....

Ohne großes Wenn und Aber sprangen Gamma Ray für die nicht antretenden Herren von Over Kill ein, traten eine Stunde früher als geplant auf die Bühne und gaben der Masse was sie wollte: Ein Feuerwerk gepflegten Power-Metals. Tja, Erfahrung ist eben durch nichts zu ersetzen. Danach kamen Fozzy mit ihrem WWF Superstar, Chris Jericho (v), dran. Es wurden Klassiker des Metal zelebriert z.B. ,TNT'. Die Masse kochte und tobte. Es war sehr warm, nichts desto trotz waren die ´Fucking Krauts´, wie Chris die Besucher liebevoll nannte, gut dabei. Der letzte Song von Fozzy war ,Life Wire' von Mörtley Crue. Nach mehrminütigem Beifall gingen die Herren sichtlich erfreut von dannen. Sie räumten den Platz für Nightwish. Als Tarja und Anhang die Bühne betraten, war sofort Feuer unter dem freien Himmel. Das Bühnenbild entsprach der aktuellen Platte von Nightwish, „Century Child". Dieses Transparent hing hinter den Drums. Es wurden nicht nur von der aktuellen Langrille Songs zelebriert, sondern auch altbekanntes wie ,Wishmaster' etc. dargeboten. Choreographisch ist allerdings etwas anzumerken: Auch wenn es keiner großen Bemühungen erforderte seitens Tarja und Anhang die Masse zum Beben zu bringen, hätte ich mir doch ein bisschen mehr Vitalität seitens der Band gewünscht. Aber Wunsch ist Wunsch und Realität ist was anderes. Nightwish überzeugten, bis auf diese kleine persönliche Empfindung, voll und ganz. Es gab die ganze Zeit Vollgas, und was auch sehr gut ankam war der Fakt, dass es keine großen Pausen zwischen den Songs gab. Denn von manchen Vertretern der Zunft wird geredet und geschwafelt, das war hier nicht der Fall. Es wurde die volle Dröhnung verabreicht!!! Nach kurzer Umbauphase, waren die Bühne wie auch die anwesenden Hörer bereit für den Höhepunkt des Freitags: Saxon. Bis auf den neuen Sänger gibt es nichts besonders Auffälliges zu berichten. Die Band spulte routiniert ihr Programm ab, begeisterte die Massen von der ersten Minute an. Das Gute war hier, dass die Dämmerung so langsam einsetzte, und die zahlreichen Scheinwerfer endlich zur Geltung kamen. Somit kam die Bühnenshow noch einen Tick ´fetter´ rüber.

Aber wer glaubt nach Saxon wäre der Freitag vorbei gewesen, irrt sich dramatisch. Die Aftershowparties gingen bis in die frühen Morgenstunden. Der beliebteste Satz war: „Ich bin so besoffen, ich kann nicht mal mehr laufen.“. Die Antwort folgte prompt: „Dann lass dich tragen.“

Guten Morgen, es ist Samstag der 29.Juni, 7.15 Uhr. Nach kurzer Nacht wurden die Knochen sortiert und ab ging es zum Frühstück, das aus einem 2€ teuren Kaffe (0,2 l), einer Brezel und einer Zigarette bestand. Allgegenwärtig die erheiternden Klänge von Onkel Tom. Um 8.00 Uhr wurden die diversen privaten Stereoanlagen gestartet, und es fand ein Kampf mit der Lautstärke statt zwischen: Slayer ,Reign In Blood', Slayer ,Diabolus In Musica' und Slayer ,South Of Heaven'. Der Sieger ist noch nicht ermittelt. Kurz nach 9 Uhr fanden sich zahlreiche Metaller in dem dem Festivalgelände nahe gelegenen Real Markt ein.

Nach dem alle Engpässe (Essen, Alkoholika, etc.) behoben waren, sammelten sich um 9.40 Uhr hart gesottene Menschen vor der Bühne, um S.A. Adams zu hofieren (oder um sich die Müdigkeit, Kater und Kopfweh austreiben zu lassen). Irgendwie hat S.A. Adams diese Hoffnung in den halb offenen Augen der Hörer gesehen, denn seine Begrüßungsworte waren: „We are your wacking up Killers“ und legte sofort los. Wie gesagt es war 9.40 Uhr und dementsprechend viele Leute waren auch anwesend, rein körperlich. Ändern sollte sich die Zahl der Anwesenden erst knappe 30 Minuten später als sich Mägo De Oz aufmachten, dem weitgehend deutschen Publikum den spanischen Metal näher zu bringen. An dieser Stelle noch einen Gruß an den Tontechniker, das Bassdrum war so gut eingepegelt, dass es einem die letzte Müdigkeit aus dem Gesicht schlug. Danke. Die Mucke war so mitreißend, dass es kaum einer Animation des Sängers bedurfte. Einzig „put your arms in the air“ konnte ab und an vernommen werden. Den Rest erledigte wie schon gesagt die Musik. Nach dem letzten Song skandierten die Leute „Zugabe“, stießen aber wegen des engen Zeitplans auf taube Ohren (leider!!). Tilman und ich wünschen an dieser Stelle Mägo De Oz den Erfolg, der ihnen zusteht, die Jungs waren eine absolute Wucht. Viel Erfolg und toi toi toi für die Zukunft, ihr habt es verdient.

Um 11 Uhr traten Tankard auf die Bühne. Mit ihrem Outfit symbolisierten sie, was viele Anwesenden dachten und wo sich die Anwesenden geistig evtl. noch befanden: Im Schlafanzug! Hatte ich erwähnt, dass es 11 Uhr war, bedeckter Himmel und 17° Grad? Aber die Matte sitzt. Die Eröffnungsworte von Gerre waren: „20 Jahre Tankard, das heißt 20 Jahre kein Erfolg!“ Und auch hier lässt sich wieder einmal nur sagen, die Erfahrung machts. Nach einigen Songs vom aktuellen Album „B-Day" kamen auch hier altbekannte Songs noch in die Überraschungstüte, z.B. ,Alien' etc. Die Erfahrung setzte sich mit den Doom-Metallern von Candlemass fort. Frontmann Messiah hatte keine Mühe die Masse auf seine Seite zu ziehen. Auch Candlemass brannten ein Feuerwerk ab, das an die alten Tage erinnerte. Trotz Hitze gab es keine Ausfälle bei den Zuschauern zu beklagen. Alle Zuhörer waren voll dabei, in jeder Bedeutung des Wortes voll ;)!!! Shakra, Rawhead Rexx und Nevermore lassen sich in Kürze so beschreiben: Diese Bands lieferten ein solides Bühnenprogramm ab, jedoch konnte man sich des Eintrugs nicht erwehren, dass je näher man Halford und Slayer kam, desto unwichtiger wurden die Bands vor den eben besagten. Dies äußerte sich dadurch, dass immer öfter Slayer-Rufe zu vernehmen waren. Diese Rufe waren vorher eher vereinzelt und von Einzelpersonen, aber je näher wir der Stunde Null kamen, desto häufiger kamen die Rufe von ganzen Fangruppen. Aber diese Zwischenrufe konnten die Bands nicht aus der Ruhe bringen, und entgegen meinen Befürchtungen bildete sich eine recht große Schlange an dem Punkt, an dem die Fanautogrammstunde von Nevermore statt finden sollte. Dieselbige lies Slayer ausfallen, soviel zur Fanverbundenheit! Doro war die drittletzte Band vorm großen Zapfenstreich. Nachdem einige Lieder vom Album „Fight" geträllert wurden, begann die Reise in die langjährige Vergangenheit von Doro. Die Fans wurden bei dieser Reise mit Songs wie ,All We Are' belohnt. Desweiteren durfte festgestellt werden (zum x-ten mal), dass Doro eine wahre Stimmungskanone ist und es schafft diese Stimmung auch rüber zu bringen. Genial! Jetzt sind wir nur noch eine Stunde und vierzig Minuten von Slayer entfernt. It's time for Halford. Auch er gab ein paar Songs seines neuen Albums zum besten und auch er reiste in die Vergangenheit. Freundlicherweise hielt er bei Songs wie ,Paintkiller' an und stellte sein gesangstechnisches Repertoire zur Schau. Bei Halford ist aber anzumerken, dass er stock-steif auf der Bühne stand und sich kaum bewegte. Die anwesenden Photographen hatten schon Mühe ihm seinen Bildschirm zu verzeihen, „So senil kann der doch nicht sein? Oder doch?“, solche Kommentare konnte man vernehmen. Ein Fan schloss sich der Diskussion der Photographen an und stellte eine These zum Thema, warum Halford sich kaum bewege, auf: „Vielleicht hatte er letzte Nacht guten Sex, (kurze Pause, dann sagte er weiter) nur dass er diesmal die Frau war! (Grins)“ Gut, dazu kann man stehen wie man will, Fakt ist und bleibt: Halford bewegte sich kaum auf der Bühne. Nach einer Stunde und zehn Minuten verlies Halford die Bühne, und alle fieberten dem Mainevent des Tages entgegen: Slayer. Ohne großes Geschwafel, sozusagen ohne Vorwarnung, gingen die Lichter aus und los ging es mit Slayer. Die Herren gingen ab wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Was sehr viele erfreute, war die Tatsache, dass Dave Lombardo mitwirkte. Die Masse wurde in eine Art Slayer-Rausch versetzt, der unvergleichlich war. Es wurden u.a. Stücke von der Platte „Divine Intervention" dargeboten. Eine pompöse Lichtshow mit ein paar Pyroeinlagen machten den etatmäßigen Mainevent zum absoluten Mainevent. Slayer zeigte, wofür sie in der Fach- als auch Fanwelt stehen: harte, kompromisslose und gnadenlos geile Combo.

Fazit: BYH ist eine ohne Frage eine Reise wert, sofern man keine göttliche Intervention oder die ein oder andere Indisponiertheit fürchtet. Wenn man aber noch photographieren möchte, sollte man schon eine Spiegelreflexkamera mitnehmen, es sei denn man möchte (wie ich) Minderwertigkeitskomplexe er- und durchleben. Wie? Ganz einfach: Nehmt eure 1.3 Megapixel Digi-Kamera mit und stellt euch neben die „anderen“ Photographen, dann wisst ihr, was ich meine. Der beste Satz zu BYH lässt sich auf dem Shirt zu BYH 2002 finden. Es ist nur ein Satz, aber sehr aussagekräftig: Best Days Of My Life ... And You Missed Them!

Somit:

Bang Your Head

Carsten Rothe / Tilman Bieselt