Konzerte

Saxon
Nocturnal Rites, Evidence One, Wolf

22.Januar 2003

Es gibt Bands die muss man einfach mal live gesehen haben. Saxon gehören auf jeden Fall dazu und wenn die Metal-Ikonen schon mal deutschen Boden betreten, dann stehen wir natürlich Gewehr bei Fuß, zumal mit den Schweden von Nocturnal Rites eine meiner Lieblingsbands als Support verpflichtet wurde.

Die erste Band Wolf haben wir leider aufgrund unseres Interviews mit Saxon verpasst, aber pünktlich zum Start von Evidence One standen wir wieder vor der Bühne. Die Combo hatte ja mit ihrem ersten Album „Criticize The Truth“ einen sehr guten Eindruck hinterlassen und machte auch auf der Bühne eine ordentliche Figur, auch wenn der letzte Kick fehlte, zudem machten kleinere Soundprobleme der Band zu schaffen. Carsten Schulz, der auch bei Domain für die Vocals verantwortlich ist, erschien wie immer mit Cowboyhut auf der Bühne, stimmlich ist er auf jeden Fall ein guter Mann, da kann man auch über seine etwas lächerliche Performance hinweg sehen. Wie gesagt, ein ordentliche Show der Hard Rocker, die in der ersten Reihe auch von einem enthusiastischen Fan bzw. Groupie (eine ältere Dame, die in Volkmusikmanier ihrer Begeisterung Ausdruck verlieh) angefeuert wurde und u.a. ‚Critizice The Truth’, ‚Heavy Heart Betrayed’ und ‚In The Beginning There Was Fire’ spielten.

Exakt 10 Minuten später traten Nocturnal Rites auf den Plan, deren Banner schon bei den anderen beiden Bands das Bühnebild schmückte. Leider stand den Schweden nur eine halbe Stunde zur Verfügung, in der sie gerade mal lächerliche 6 Songs spielen konnten, doch wie immer machte der Gig der Schweden viel Laune, auch wenn ihre Mucke wohl nicht ganz für das anwesende Publikum bestimmt war. Die Hälfte der Setlist bestand aus Songs der zweiten Scheibe „The Sacred Talisman“, los ging’s mit ‚The Kings Command’ bevor später noch die zwei Klassiker ‚Iron Force’ und zum Abschluss ‚When Fire Comes To Ice’ folgen sollten. Neben den beiden „Afterlife“ Stücken ‚The Sinners Cross’ und ‚Wake Up Dead’ spielten die Schweden auch erstmals einen Coversong: ‚Children Of The Revolution’ von T-Rex, ein richtig geiler Stampfer, der Leben in die Bude brachte. Wie immer wenn die Schweden auftreten, kommt auch eine Menge Spielfreude zum Vorschein, technisch wirkte der Auftritt sehr versiert, einziges Manko waren wieder einmal die Keyboards, die man lediglich erahnen konnte. Basser Nils Eriksson fegte in gewohnt positiv bekloppter Manier über das Parkett, bei ihm hab ich immer den Eindruck, dass er gleich Amok läuft. Beim letzten Song wurde dann auch noch das Geburtstagskind Nils Norberg (g) gebührend geehrt. Fazit: Wieder mal ein geiler Auftritt von Nocturnal Rites, denen ich endlich mal eine Headlinertour wünschen würde.

Nach einer Umbaupause kam dann der langerwartete Headliner des Abends auf die Bühne. Diese war in bläuliches Licht getaucht, ähnlich dem Backcover des „Strong Arm Of The Law“ Albums und mit dem Eröffnungstrack desselben eröffneten Saxon dann auch ihre Show. ‚Heavy Metal Thunder’ war der perfekte Einstieg in einen tollen Abend, der 2 ½h lang(!) beste Unterhaltung bieten sollte. Hatte Gitarrist Doug Scarrat vorher noch von einer leichten Erkältung bei Sänger Biff gesprochen, war davon den ganzen Abend lang nichts zu verspüren. In erstklassiger Form rannte der Frontmann über die Stage (Yeah!) und sang wie ein junger Gott. Da war keinerlei stimmlicher Einbruch zu bemerken und das Publikum fraß Biff von Beginn an aus der Hand. Überhaupt waren die altersmäßig bunten Besucher in toller Stimmung und feierten fast jeden Song total ab (Biff: „This is better than Wacken!“). Angefangen von ‚Still Fit’ vom Debütalbum über alle Phasen hinweg bis hin zur „Killing Ground“ Platte wurde Knaller an Knaller gereiht, so dass nur engstirnige Spießer irgendwas vermissen konnten. Meine persönlichen Favoriten waren ‚Cut The Disease’, ‚20.000ft.’ („We never played it faster“), ‚747’, ‚Crusader’ (für dich Oli) und natürlich ‚Dallas 1pm’. Gemeinerweise gingen Saxon jedoch zweimal von der Bühne bis letztgenannter Song gespielt wurde. Insgesamt gab es drei Zugabenblöcke, mit mindestens 11 Songs gefüllt; das sollte für sich sprechen. Doch nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ lagen die Briten ganz vorne, perfekter Sound (v.a. Schlagzeug), Bühnenshow, die ab ‚The Eagle Has Landed’ den Original Toureagle von 1982 als Hintergrund hatte, und nicht zuletzt die Band selbst, die vollen Einsatz zeigte und bewies, dass das Alter keine Rolle spielt, wenn es um Rock’n’Roll geht. Insbesondere Drummer Fritz Randow stach nicht nur, aber auch wegen seines fünfminütigen Drumsolos mit Kunststücken gespickt aus der Band hervor. Auch als das Licht in der Halle anging, mitten im Zugabenteil, ließ sich die Band bzw. Biff nicht aus der Ruhe bringen und antwortete kernig: „…, cause obviously we fucking stay here“. So muss das sein. Bleibt noch zu sagen, dass man Saxon noch lange nicht abschreiben sollte, diese Band ist immer noch ein göttlicher Hard Rock / Heavy Metal Act. Muss man gesehen haben.

Christian Kremp / Oliver Bender