Konzerte

Within Tempation
Autumn

24.Februar 2005

Schon lange bevor der Schlachthof in Wiesbaden seine Pforten überhaupt öffnete, harrten bereits viele Fans bei eisigen Temperaturen auf dem Vorplatz aus. Doch dadurch lies sich natürlich niemand die Laune vermiesen und so ging es dann um 20 Uhr endlich in die warme Halle. Gegen 20.45 Uhr war es dann soweit und die Vorband begann mit ihrem Auftritt in einem bereits gut gefüllten Schlachthof.

Was kann man in der kalten Jahreszeit bei tiefen Temperaturen alles machen? Richtig, man kann sich bei guter Musik mit vielen Leuten bei einem Konzert aufwärmen. An diesem Abend lud der Schlachthof zu einem Within Temptation Konzert ein, das die Halle komplett ausfüllen sollte. Die Holländer hatten zu ihrer Unterstützung einige Landsmänner mit dem Namen Autumn mitgebracht, bei denen ebenfalls eine Frau die Frontposition einnahm. Um Viertel vor Neun ging es mit einem Intro los, währenddessen sich die Mitglieder von Autumn auf die Bühne begaben. Der erste Song war ‚The Coven’ und machte klar, dass Autumn ein Spur härter ist als Within Temptation, aber in die gleiche musikalische Kerbe schlägt. Das Publikum, dessen Altersdurchschnitt bei etwa Mitte Zwanzig lag und damit höher als es sonst im Schlachthof der Fall ist, lies es kalt, was die Band auf der Bühne praktizierte. Erst nach den Songs gab es heftigen Applaus, so dass man sich ein bisschen wie bei einem klassischen Konzert vorkam, bei dem es auch erst am Ende Applaus gibt. Da Autumn den Support unter anderem zur Präsentation ihres neuen Albums übernommen hat, gab es die Singleauskoppelung ‚Gallery Of Reality’ als vierten Titel um das Publikum weiter anzuheizen. Das Eis konnte die Band erst mit dem folgenden Song ‚Silent Madness’ brechen, in dem der Bassist das erste Mal zu seinen Growls ansetzte und damit Begeisterung bei einigen Zuschauern auslöste. Die Sängerin wurde nicht allzu ernst genommen, denn ihre Animationsversuche, das Publikum mit Klatschen und anderen Tätigkeiten mehr in das Konzert einzubinden schlugen fehl. Der Bassist der nun jeden Song sein Gesangstalent zeigen durfte, hatte mit seinem Versuch bei ‚This Night’ gleich Erfolg und die gesamte Halle klatsche mit. Leider war das kurz vor dem Ende des Auftritts, der mit ‚Summers End’, dem Titeltrack des neuen Albums, einen passenden Abschluss fand und das Publikum angeheitert auf Within Temptation warten lies.

Nachdem die niederländische Band Autumn ihr Programm mit insgesamt acht Songs so gegen 21.20 beendet hatten, begann die Warterei von neuem. Nach gut einer halben Stunde dauerte es einigen Fans dann doch eindeutig zu lange und sie äußerten ihren Unmut mit vereinzelten Pfiffen. Within Temptation ließen es sich eben nicht nehmen, eine ganz ordentliche Spannung zu erzeugen, bevor sie loslegten.

...endlich das Gedudel aus der Pause verstummt, auf der Bühne stehen nun einige Schalen aus denen kleine Flammen lodern und man kann die ersten Klänge des Intros vernehmen. Das Publikum starrt gespannt zur Bühne und als dann endlich der riesige Vorhang fällt und für freien Blick auf die Bühne sorgt, gibt es kein Halten mehr. Man sieht sich einem wahrhaft einmaligen Bühnenbild gegenüber, welches einem sofort in seinen Bann reißt. Eingefasst von riesigen Säulen und zwei fast ebenso großen Engelsstatuen waren alle bis auf Frontfrau Sharon den Adel auf der Bühne vereint. Der Drummer thront hoch oben auf seinem Podest über allen anderen und auch der Rest war nicht unter die Bühne verschwunden. Im Hintergrund laufen Videos auf einer riesigen Leinwand, die Aufnahmen von Wäldern, Wüsten, dem All und so einigem mehr zeigen, die perfekt an die Songs angepasst sind. Die Sängerin lässt es sich natürlich nicht nehmen ihrem Auftritt besonders zu inszenieren. So kommt sie bei den ersten Zeilen des Openers ,See Who I Am’ in ihrem schwarzen Korsettkleid langsam aus dem Hintergrund nach vorne, um sich sofort von ihren Fans feiern zu lassen. Der Applaus des Opener ist noch nicht ganz verstummt und schon geht es mit ,Jillian’ dann zum ersten mal so richtig zur Sache und die ganze Halle tobt und feiert den Auftritt des Sextetts. Es folgt fast die komplette „The Silent Force“ Scheibe. Wie nicht anders zu erwarten, war bei den ersten Takten zu ,Stand My Ground’ die Hölle los...na ja, liegt vielleicht auch daran, dass es eines der bekanntesten ist. Mit einer atemberaubenden Bühnenshow spielt sich die niederländische Band immer mehr in die Herzen der Zuschauer, die für ihr Geld mehr als ausreichend entschädigt werden. Nach den Klassikern ,Caged’, ,Running Up That Hill’ und natürlich ,Mother Earth’ will sich die Band schon verabschieden! Man hatte den Eindruck die sind doch erst vor zehn Minuten auf die Bühne gegangen. Nach lautstarken Protesten des begeisterten Publikums ging es dann aber doch noch weiter und das Publikum war für die nächste Viertelstunde erst einmal wieder glücklich und zufrieden. Aber nach drei Songs schon wieder ein Abgang? Neenee, so nicht!!! Und wer bis hierhin gut aufgepasst hatte wusste natürlich, dass noch einer der stärksten Kracher fehlte. Und natürlich wollte man auch noch mehr geboten bekommen. Hmmm, so kam also ein einsamer Gitarrist, namens Robert Westerholt, alleine zurück und musste seine Kameraden erst mal auffordern, noch einmal heraus zu kommen. Als Begründung gab er an, dass er das Publikum mit seiner Stimme nicht verscheuchen wolle. So kam die ganze Bande zurück, Drummer Stephan van Haestregt musste erneut sein Podest erklimmen und Sharon den Adel litt auch schon unter Heiserkeit. Nach dem erwarteten ,Ice Queen’ wollte dann niemand mehr die arme Sängern quälen und so konnte man alle Mann, samt Frau natürlich, in den wohlverdienten Feierabend entlassen. Schade, dass jetzt schon alles vorbei ist. Ein Blick auf die Uhr zeigt an, dass man soeben ungefähr 90 Minuten Programm voller Gefühl, Emotion und Leidenschaft erlebt hat. Zugegeben, das war wohl mit die kürzeste 1½ Stunde die ich je erlebt habe. Für diese Tour kann ich nur empfehlen: unbedingt hingehen wer’s noch nicht gesehen hat!

Eins weiß ich schon jetzt, wenn Within Temptation mal wieder hier in Deutschland gastiert bin ich wieder mit am Start. Mit diesem Abend haben Within Temptation die Messlatte nicht nur für sich selbst sondern vor allem für alle anderen Bands ein ganzes Stück nach oben angehoben! Weiter so, und bis zum nächsten Mal!

Winfried Bulach / Eric Schmidt