Alle Jahre wieder - so oder so ähnlich könnte das Tourmotto der Twin-Gitarrenlegenden von Wishbone Ash lauten. Denn so häufig lässt sich der Vierer in unseren Breiten blicken. Und anscheinend war das der Zielgruppe auch bewusst, denn die Alte Seilerei füllte sich leider nur etwas mehr als halb mit den größtenteils mittlerweile in Ehren ergrauten Fans dieser britischen Rocklegende.
Den Andang machte die Cliff Stebvens Band, ein handwerklich hervorragendes Bluestrio, das mit deutlich erkennbarem Spaß zur Sache ging. Vor allem Namensgeber Cliff Stevens wusste an seiner Gitarre zu überzeugen, auch wenn die Songs ingesamt zu sehr nach Blues von der Stange gestrickt waren. Das hatte man alles so oder so ähnlich schon tausend mal zuvor gehört. Daher wurde die Band zwar mit sehr höflichem, aber nicht lange andauerndem Applaus bedacht.
Gegen 21 Uhr enterten dann Andy Powell und seine Mitstreiter die Bretter, die die Welt bedeuten. Etwas überraschend eröffnete man mit "Strange Affair" von 1991 die Setlist. Danach ging es 15 Jahre zurück in der Bandgeschichte und es kam eines der vielen Highlights, die auf "New England" (1976) zu finden sind: "Mother Of Pearl". Gekonnt vorgetragen und eine schöne Abwechslung vom üblichen Programm.
Da etwas mit dem Presswerk schief gelaufen war, lag die neue CD noch nicht zum Tourstart vor, sondern wurde erst kurz vor der Mannheimer Show fertig, so dass die Fans die Platte "Blue Horizon" zwar beim Konzert erwerben konnten, die Lieder aber noch nicht verinnerlichen konnten. So war den in den regulären Set nur der brillante Titelsong integriert, der an dritter Stelle eingestreut wurde. Was danach folgte, war ein Programm, das vor allem den alten Fans die Freudentränen ins Gesicht trieb: Die gesamte "Live Dates Doppel LP von 1973 wurde nun in epischer Breite von vorne bis hinten in der Originalreihenfolge gespielt. ""The King Will Come", "Warrior", "Throw Down The Sword", "Rock'n'Roll Widow", "Ballad Of The Beacon", "Baby What You Want Me To Do", "The Pilgrim", "Blowin' Free", "Jail Bait", Lady Whiskey" und das göttliche "Phoenix" brachten die Augen zum Leuchten. Danach war erst einmal Schluss. Allerdings ließ sich die Band noch zu den Zugaben "Persephone" (von 1974, "There's The Rub") und dem neuen Track "Deep Blues" überreden. Nach fast 135 Minuten war dann endgültig Schluss und die Fans konnten stark euphorisiert den Heimweg antreten.
In dieser Form wollen wir Andy Powell noch möglichst lange erleben. Großartig!