Wacken Open Air
Es soll doch tatsächlich noch Leute geben, die mit dem Begriff Wacken nichts anfangen können. Und das, obwohl die Medienpräsenz dieses kleinen Dorfes Ausmaße angenommen hat, die man kaum für möglich gehalten hätte: RTL, Spiegel, ja sogar in den Tagesthemen wurde über Wacken berichtet und die Tatsache, dass hier jedes Jahr ein Festival stattfindet, dessen musikalische Ausrichtung nicht unbedingt jedermanns Sache ist.
Wie dem auch sei, wir bekannt das Wacken Open Air mittlerweile ist, zeigt sich stetig an den wachsenden Besucherzahlen, die in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichte: 73.000 Anhänger waren zu Besuch und wurden Zeugen des größten Heavy Metal Festivals der Welt. Das trotz dieser Menschenflut größtenteils (zumindest auf dem Festivalgelände) alles friedlich ablief, zeugt von guter Organisation und einem guten Miteinander.
Mit Iron Maiden gab sich in diesem Jahr auch eine der Metal Legenden schlecht hin die Ehre und füllte das Festivalgelände am Donnerstag wie wohl noch keine Band vor Ihnen. Neben weiteren namhaften Bands wie Nightwish, Avantasia und Lordi erfreut man sich an diesen 3 Tagen auch immer wieder gern an kleineren Formationen wie in diesem Jahr z. B. an Powerwolf, die die Wet Stage zum Kochen brachten oder die Amerikaner von Unearth, deren Name sich mit Sicherheit in einigen Köpfen verankert hat. Mit der Masse an Bands war wie immer für jeden Festivalbesucher etwas dabei, sodass man das Billing als durchaus gelungen betrachten konnte.
Gemäß dem Wackener Motto „Rain or Shine“ entfaltete auch das Wetter an diesen 3 Tagen sein ganzes Potential und bot neben großer Hitze am Donnerstag, starken Regenschauern am Freitag und angenehmen Temperaturen am Samstag ein ausgewogenes Spektrum.
Organisatorisch gab es nur wenig zu bemängeln. Auffallend war, dass viele Bands teilweise schon10 Minuten vor dem angekündigten Auftritt schon loslegten, zum Leidwesen derer, die noch auf dem Weg zur Bühne waren. Die allseits bekannten Dixie Toiletten waren diesmal auf dem Gelände gar nicht zu finden, dafür wurden Toilettenwagen installiert. Deren Benutzung war zwar kostenfrei, leider warn die Anlagen jedoch des Öfteren wegen Reinigungsarbeiten geschlossen und das Personal nicht immer auf der Höhe des Geschehens.
Fazit: Auch das 19. Wackener Open Air stellte mal wieder eine riesige, vor allem völkerübergreifende Party dar und wurde seinem Ruf als größtes Heavy Metal Festival gerecht. Festival Nr. 20 kann kommen!
Leaves' Eyes
Die Metaller von Atrocity und Sängerin Liv Kristine ergeben die Band Leaves’ Eyes. Seit 2003 musizieren sie durch die Lande und gastieren mit neuem Stoff auf dem Wacken Open Air. ‚Through Our Veins’ hieß das neue Stück vom 2009 erscheinenden Album der Band, dass sie zum Besten gaben. Neben einer großartigen Light- und Pyroshow, die leider im Zuge der noch vorhandenen Helligkeit unterging, haben die Jungs und das Mädel das Drachenboot aus ihrer DVD-Show mitgebracht, welches das Bühnenbild komplettierte. Gespielt wurde neben dem neuen Stück noch Titel wie ‚Temptation’, ‚Ocean’s Way’ und ‚Solemn Sea’ die bei den Fans gebührend gefeiert wurden. Die Hits Legend Land und Elegy standen ebenfalls auf der Setlist und rundeten die Setlist der Truppe ab. Nachdem der Sechser sein Programm absolviert hatte zog die Meute vor der Bühne Richtung True Stage um sich die Show von Iron Maiden anzusehen, dabei wurde nicht sehr zimperlich gehandelt und die allseits bekannte Brüderlichkeit der Metalfans hatte ein Ende, denn jeder wollte Maiden von Nahem sehen, dies war der Tiefpunkt des diesjährigen Festivals, es konnte eigentlich nur besser werden, wenn Maiden seine Arbeit gut machen würde.
Avenged Sevenfold
Avenged Sevenfold, die Support Band der diesjährigen Iron Maiden Tour, durften auch auf dem Wacken Open Air für die Altmeister des Metal eröffnen und das Publikum vorheizen. Die Jungs sahen alles andere als metallisch sondern eher nach Hip Hop oder Crossover aus und auch die Musik hatte weniger mit Metal zu tun. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch denn die Jungs können gute Musik machen und taten es. Sie spielten Stücke wie ‚Critical Acclaim’ oder die Single ‚Beast And The Harlot’ die vor der Bühne Bewegung auslösten. Etwas verwunderlich ist die Wahl als Vorband, da das gespielte wenig mit Iron Maiden gemein hatte. Ob nun ‚Afterlife’, ‚Seize The Day’ oder ‚Gunslinger’ es gab viele positive Reaktion, doch auch einige negative wie Langeweile oder „Maiden“-Rufe seitens der Fans. Die Band polarisierte mit ihrem Auftritt und vergrößerte ihre Fanbase nicht zuletzt mit ihrem Abschlusstitel ‚Unholy Confessions’ der ordentlich rockte bevor die Masse der Fans Richtung True Stage drückte, zerrte und stolperte.
Iron Maiden
Da waren sie, die Jungs bzw. Herren weswegen ein Großteil der Fans zum diesjährigen Wacken gefahren sind: Iron Maiden. Bruce und sein Trupp kamen direkt nach dem Intro, in Form der historischen Churchillrede, auf die Bühne und starteten mit ‚Aces High’ sofort durch. Im Laufe der ersten Lieder ging der Kran, der vor der Bühne herumgeschwenkt wurde um Bilder auf die gigantischen Bildschirme zu bringen, Bruce auf die Nerven und nach 5 Minuten des Schimpfens wurde der Kran geparkt, so dass Bruce das Publikum und das Publikum Bruce ohne Sichtbehinderung betrachten konnte. Die Bühne war im „Powerslave“-Stil, sprich im Hintergrund waren Mumien im Pharao/Iron Maiden-Stil mitsamt Pyramiden abgebildet. Dieser Hintergrund sollte noch zahlreiche Male während des Konzerts wechseln. Der erste Klamottenwechsel fand bei ‚The Trooper’ statt, vor dem sich Bruce in Trooperschale warf und einen Union Jack besorgte. Während des Stücks wurde der Wackenschädel entzündet und heizte die Stimmung zusätzlich auf, die alles andere alles freundlich war, sondern nur aus Drängeln, Drücken und Zerren bestand. Nach ‚Wasted Years’ kam der Klassiker ‚The Number Of The Beast’, welches mit Pyros und Soli eindrucksvoll gestaltet wurde. In den Text wurde Wacken eingebaut so dass Bruce es brennen lässt („And I'll possess your body and I'll make Wacken burn“). Nebenher forderte die Frontsau von Maiden die Zuschauer immer wieder zum Schreien auf, Stichwort: „Scream For Me“ Wacken. Dann kam eine kleine Jazzeinlage, die in ‚Can I Play With Madness’ mündete, welches nach kurzem Jazzschock in gewohnte musikalische Bahnen einlenkte. Die leute genossen das Schauspiel und viele freuten sich über den nächsten, diesmal tief ausgegrabenen Schatz, ‚Rime Of The Ancient Mariner’. Bruce trug zu diesem Zeitpunkt eine Maske mit Federn und eine Weste während ein anderes „Crewmitglied“ der Band einen Papagei auf der Schulter hatte (aus Plüsch versteht sich). Die gezündeten Pyros machten die Darbietung noch einen Tick besser als sie bis dato war und vollendeten das Kunstwerk, dem ‚Powerslave’ angeschlossen wurde. So langsam nahm die Kraft des Publikums ab und der Strom der Bodysurfer wurde zu einem Rinnsal während die brandenden Publikumswellen langsam schwächer wurden und immer früher verebbten. Bei ‚Heaven Can Wait’ wurde eine neuer Hintergrund aufgefahren (wobei es bis zu diesem Zeitpunkt natürlich schon einige Wechsel gab) der Tore zeigte die wohl Richtung Himmel führen sollen. Die Stimmung des Bühnenbilds und des Stücks vereinigten sich zu einem einzigartigen Gesamtbild, welches wohl die gesamte Aussagekraft des Songs herauskehren sollte und dies auch tat. Die nächsten beiden Stücke waren sehr beliebte Stücke der Fans und wurden deshalb auch mit allen noch mobilisierbaren Kräften gefeiert. Zuerst ‚Run To The Hills’ und dann ‚Fear Of The Dark’, welches einen Bühnenhintergrund aus Dunkelheit hatte und so die Schwärze des Songs unterstreichen sollte. Inzwischen trug Bruce eine Hose aus zusammengenähten Lack- und Lederstücken und auf der Bühne war ein Pharaokopf der sich bei ‚Iron Maiden’ öffnete und eine Mumie erscheinen ließ die auf der Bühne herumstreunte. Danach war der Gig fürs Erste vorbei und die Band trat den (ersten) Rückzug an.
Die Chöre die die Rückkehr der Band auf die Bühne forderten wurden zunehmend lauter als Bruce und Co wieder die Bühne betraten. Bruce ging ans Mikro aber nicht um sofort den nächsten Song anzustimmen, sondern um eine längere Ansprache zu halten. Wacken sei die größte, je von Maiden gespielte Show und die jetzige Tour sei die größte die die Band je gespielt hätte ließ Bruce verlauten, Er bedankte sich bei den Fans und lobte das beste Metalfestival in der Welt um danach seine Band vorzustellen, inklusive des schlechtesten Jazzdrummers der Welt. Danach ging es in den Endspurt mit ‚Moonchild’, welches akustisch vertont war. Auf der Bühne begann ein Spektakel mit einer Kristallkugel, einem Pharao, und anderen Spielereien die sich durch ‚The Clairvoyant’ und ‚Hallowed Be Thy Name’ zogen. Dort endete die Show während ein riesiger Pharaoborgzombie über die Bühne lief und alle mit seiner Laserwaffe bedrohte. Wie es sich gebührt endete die Show mit entsprechend viel Feuerwerk und beschloss so den Abend des ersten Wacken Tages.
Corvus Corax
Eine der Mittelalterbands auf Wacken dieses Jahr war Corvus Corax. Die Band spielte ihr neues und imposantes Werk „Cantus Buranus II“. Im Gegensatz zu ihren Auftritten als Tanzwut waren keinerlei elektronische Musikinstrumente involviert, stattdessen kam die Truppe mit einem opulenten Line Up in Form eines Chors auf die Bühne. Neben einer dementsprechenden Lightshow brachte die Band durch ihre Lautstärke und die epischen Gesänge und Klänge eine Gänsehaut über das W:O:A. Da die Stücke ihres neuen Werkes alle auf den gleichen Ideen basieren, ähnelten sie sich sehr und doch war der Auftritt alles andere als langweilig. Nachdem das Werk vollständig aufgeführt war, was dazu führte, dass die Band überzog, schlossen sie ihren Auftritt mit einem fulminanten Feuerwerk ab, das den Gig mehr als abrundete und alle zufrieden zurückließ.
Nightwish
Nightwish ist doch Heavy Metal! Schon allein der Anblick von Bassist Marco Hietala ließ an diesem Abend darauf schließen. Mit tiefen Augenringen stand der Kollege auf der Bühne und ließ nur erahnen, wie lange und feucht die Nacht davor gewesen war, um dann aber pflichtbewusst auf der Bühne zu stehen. Das der Kollege zunächst auch nur nach Wasser statt dem gewohnten Bier griff, untermauerte diese These. Im Verlaufe des Abends gab’s dann aber wieder den gewohnten Whiskey, sodass man sich auch keine Sorgen machen musste.
Zusammenfassend muss man sagen, dass Nightwish eine wirklich gelungene Vorstellung abgaben und vor allem showtechnisch mit das Beste zeigten, was es in diesem Jahr auf dem WOA zu sehen gab. Nach dem schon obligatorischen Opener ,Bye Bye Beautiful’ hab es bereits bei dem mächtigen ,Dark Chest Of Wonders’ eine furiose Pyro Show zu bewundern, die schon zu Beginn den Eindruck erweckte, dass sämtliches Pulver verschossen wurde … weit gefehlt, wie sich noch herausstellen sollte. Weiter ging’s mit ,Whatever Brings The Night’, bei dem vor allem das Doublebassgewitter von Drummer Jukka Nevalainen das Festivalgelände erschütterte. Überhaupt zeigte der Trommler mal wieder allen anderen Musikern, was wahrer Enthusiasmus auf der Bühne bedeutet; dieser Mann ist einfach nur pures Feuer on stage und so soll es ja auch sein. Es folgte die erste Ansage von Anette, die mit ihrem schwedisch angehauchten „wie geht es ihnen, alles gut?“ die gleiche Ansage wählte, wie schon bei der Show in Frankfurt. Irgendwie goldig. Zum Auftritt der Frontfrau ist anzumerken, das sie stimmlich ordentlich performte, sich ansonsten jedoch nach wie vor sehr im Hintergrund aufhält und auch den richtigen Draht zum Publikum noch nicht gefunden hat. Wir hoffen auf Besserung. Nach den allseits bekannten Songs ,The Siren’ und der Single Auskopplung ,Amaranth’ folgte erfreulicherweise mit ,Sacrament Of Wilderness’ auch ein älteres Stück, das mit einer kurzweiligen Polka-Keyboard Einlage von Tuoams untermalt wurde. Sehr beeindruckend kam auch der Übersong ,The Poet And The Pendulum’ rüber, bei dem auf der Bühne Ventilatoren aus Feuer ein fantastisches Schauspiel darboten. Für alle Insider der Band sollte sich der Auftritt auch lohnen, denn mit ,While Your Lipps Are Still Red’ folgte eine Ballade, die offiziell kein Nightwish Song ist, jedoch von Tuomas und Marco für den finnischen Film „Lieksa!“ geschrieben wurde. Der beruhigende Höhepunkt der Show. Gegen Ende des Gigs folgten die obligatorischen ,Wishmaster’ ,1001’, ,Nemo’ und als finalen Höhepunkt ,Wish I Had An Angel’. Ein starker Auftritt der Finnen, der glücklicherweise auch regenfrei über die Bühne ging und keinerlei Pannen zu verzeichnen hatte.
Children Of Bodom
Wie so oft waren die Children Of Bodom wieder mal zum Wacken Open Air geladen um dort die Black Metal Stage unsicher zu machen. Wie immer lieferten sie ihr heißgeliebtes Set beim Publikum ab und ließen die Menge vor der Bühne kochen. Nach dem obligatorischen Intro wurden ‚Sixpounder’, ‚Hellhounds On My Trail’ und ‚Silent Night, Bodom Night’ gespielt, die für ordentlich Bums in der Menge sorgten. Die Selbstdarstellung mittels Instrumentengepose gab’s obendrauf, wobei das Rosa bei Keyboarder Janne Wirman im Gegensatz zum vorherrschenden Schwarz etwas irritierend war. Songs wie ‚Follow The Reaper’, ‚In Your Face’ und Mask Of Sanity durften ebenfalls nicht im Set fehlen und erfreuten das Gehör der Zuschauer. Humor hatten die Jungs ebenfalls, denn das Thema von Knight Rider wurde davor gespielt. Im Laufe der letzten Songs ‚Hate Crew Deathroll’ und ‚Downfall’, die als Zugabe nach dem neuen ‚Blooddrunk’ folgten, wurde ‚Jump’ von Van Halen und ‚Umbrella’ von Rihanna gespielt, die in der CoB Version viel besser klangen als das Original. Danach gingen die Jungs unter Beifall von der Bühne und verabschieden sich bis zum nächsten Wacken-Gig (der wohl in den nächsten 3 Jahren stattfinden wird).
Kreator
„Laut, lauter, Kreator!“ war die Devise nachdem der Aufbau der zahlreichen Monitorboxen beendet und der Sound gecheckt war. Die Thrashmetaller aus Essen sollten den Slot zwischen Headliner Nightwish und den Eurovision-Gewinnern Lordi füllen. Also begann man fulminant mit ‚Violent Revolution’. Im Hintergrund der Bühne lies man die Musikvideos, teilweise etwas editiert, laufen und brachte so einen hervorragenden Zusammenschnitt aus Video und Lifeperformance auf die drei Bildschirme des W:O:A. Die Leute flippten sofort aus. Es wurde wild geheadbangt und eine Pit gebildet die größer war als bei allen andern Bands auf Wacken. Nach einer kleinen Ansprache an die Fans kam die Ankündigung des nächsten Werk wobei die Fans lauthals das „Kill“ aus ‚Pleasure To Kill’ herausschrieen. Hierbei zeigte sich die Kreativität der Band die zu jedem Lied ein Video parat hatte, welches manchmal einfach gestrickt aber immer passend war. Ungeschnitten waren die Bildwerke ebenfalls, wie man an ‚Enemy Of God’ sehen konnte, welches unter anderem zeigte, warum der Arzt nach dem Rohrschach-Test zusammenbricht (Schuld war eine Spritze). Die Pit wurde unterdessen stetig größer und die Menge an Crowdsurfern nahm immer weiter zu, doch man bewegte sich langsam und stetig auf einen Höhepunkt zu.
Um auch politisch ein Statement abzugeben machte Mille dem Publikum klar, dass Rassismus nicht zu Metal passen kann, die zugehörige Hymne ‚Europe After The Rain’ wurde prompt nachgeschoben. Das nächste Highlight, welches sehnlichst erwartet wurde, war ‚Extreme Aggression’. Hier forderte Mille die ganze Kraft der Lungen und der Stimmbänder vom Publikum, da er der Meinung war es müsste lauter gehen und es ging deutlich lauter. Die nächsten beiden Stücke, die allerdings nicht mehr ganz so hart einschlugen waren ‚Phobia’ und der Klassiker ‚Betrayer’ denn das Publikum war bereits stark ausgelaugt. Die Circlepit schrumpfte mit der Zeit, doch immer wieder forderte Mille die größte, die es je auf Wacken gegeben hat und er bekam seinen Wunsch bzw. seinen Befehl erfüllt.
Der Gig war bis hierher anstrengend, doch zu Ende war er noch lange nicht. Als Nächstes stand ‚Voices Of The Dead’ auf der Setlist, der zum Ausruhen und Kraftsammeln diente, denn ‚Reconquering The Throne’ verlangte wieder alles von den Metalheads vor der Bühne. Nach dem Song verließ Kreator die Bühne für eine kurze Pause und um sich zu einer Zugabe bitten zu lassen, vielleicht auch um selber Kraft zu tanken.
Nun dauerte der Gig nicht mehr lange und das Ende von Wacken näherte sich auch, denn die nachfolgenden Finnen Lordi sollten den Schlusspunkt des W:O:A markieren, nachdem sie 2007 zu Gunsten des Ozzfest abgesagt hatten. Das vorletzte Stück der Essener Thrashmetaller war ‚Impossible Brutality’ das die Knochen noch mal aufwärmen sollte um den letzten Song richtig knallen zu lassen. Selbstverständlich war den anwesenden Kreatorfans klar, welches Stück noch fehlte um den Gig abzurunden und das schon so lange zu Kreator gehört, dass es ihr Markenzeichen ist: ‚Flag Of Hate’. Das Publikum gab noch mal alles und brauchte auch die letzten Reserven auf, während immer noch zahlreiche Leute aus dem Graben kamen, die herausgeholt werden mussten oder als Crowdsurfer nach vorne kamen. Nachdem sich die Band gebührend verabschiedet hatte wurde es deutlich lichter auf dem Platz da viele nun Richtung Heimat aufbrachen oder sich auf den Boden setzten um sich zu erholen und auf Lordi zu warten, denn Kreators Auftritt hatte alles was der Thrasher sich wünscht.
Axxis
Axxis traten mit als eine der letzten Bands auf dem bisherigen WOA auf. Eine bessere Wahl hätte man kaum treffen können. Die Dortmunder sind seit je her nicht nur für gute Mucke, sondern auch für einen Frontmann bekannt, der auch locker als Comedian hätte Karriere machen können. Dementsprechend verlief dann auch dieser Axxis Gig wie immer mit einigen Lachern. Sehr symphatisch, dass Sänger Bernhard trotz der begrenzten Spielzeit auf seine kleine Späße nicht verzichtete und sich über 10 Minuten einer Dame aus dem Publikum widmete, die spontan auf die Bühne geholt wurde und bei ,Little War’ sogar mitmusizieren durfte. Ein Foto mit der Band vor der begeisterten Meute rundete dieses einzigartige Erlebnis für die junge Dame ab. Ansonsten gaben die Jungs natürlich wieder ordentlich Feuer und rockten zu später Stunde trotz der parallel spielenden Konkurrenz von Kreator noch mal ordentlich das Gelände. Nachdem die Band die Sängerin der letzten Alben wieder gekickt hat, kamen deren Vocals logischerweise vom Band, was die Songs aber auch keinen Abbruch tat. Gespielt wurde ein bunter Mix aus allseits bekannten Tracks (,Little War’ ,Brother Moon’ ,Touch The Rainbow’) und natürlich auch Stücke von der letzten Platte (,Tales Of Glory Island’ ,Living In A World…’).
Lordi
Die letzte Band des Festivals, die allmächtigen Lordi in ihren monstermäßigen Anzügen, ließ sich nicht lange bitten und kam pünktlich auf die Bühne. Gestartet wurde nach dem Intro mit ‚Bringing Back The Balls To Rock’, welches mit einer angemessenen Pyroshow begleitet wurde. Bandleader Lordi hatte einen Stab an dessen Enden sich Feuerwerk befand mit dem er ein wenig herumspielte, natürlich unter Beifall. Die Menge vor der Bühne die sich nach Kreator gelüftet hatte, hatte zusehends wieder zugenommen und vor der Bühne war nun kein Platz mehr, doch es ging wesentlich gesitteter zu als bei Iron Maiden. Das nächste Stück welches gespielt wurde war ‚The Kids Who Wanna Play With The Dead’ und Lordi hatte plötzlich Leichenteile an einer Kette in der Hand, die er kräftig in der Gegend herumschwingen ließ. Beim dritten Song ‚Who’s Your Daddy’ hatte der Mikromann wieder die Pyrostange in der Hand. Zu einem „Zwischenfall“ kam es bei ‚Blood Red Sandman, als ein Techniker auf der Bühne herumhantierte schlug Amen mit der Gitarre zu und der Mann kroch auf allen Vieren davon. Mit einer Ledermaske à la Texas Chainsaw Massacre bekleidet hatte Lordi diesmal einen ganzen Eimer mit Leichenteilen dabei und ließ die Fans immer wieder staunen ob des Einfallsreichtums der Band und ihrer Bühnenshow. Diese wurde mit dem rauchenden Schädel bei ‚It Snows In Hell’ weiter unterstrichen. Die erste richtige Ansage bekamen das Publikum erst bei ‚Deadite Girls Gone Wild’ zu hören, als Lordi die Ode an die Evil Dead (Tanz der Teufel) Filme erläuterte. Als Lordi einen Axtmikroständer auspackte und eine Maske mit Hörnern aufzog war es Zeit für ‚Get Heavy’ und dies war bezeichnend für die Show denn die war heavy und allererste Sahne. Die Pyro- und Effektshow riss nicht ab, denn Lordi hatte plötzlich Fledermausflügel in seinem Anzug und der Drummer hatte Pyros an seinen Sticks während die Band ‚Devil Is A Loser’ zum Besten gab. Dies war allerdings noch nicht der Höhepunkt des Gigs denn es sollte noch besser werden.
‚They Only Come Out At Night’ stand auf dem Plan und vorher kündigte Lordi den German Tank des Heavy Metals an auch bekannt als Udo Dirkschneider den Frontmann von U.D.O., welcher auch auf dem Album den Part des zweiten Sängers übernahm. In brillanter Form zeigten Udo und Lordi ein gekonntes Duett, welches den Zuschauern gefiel und zum Mitsingen und –schwingen animierte. Leider verließ Udo auch gleich nach dem Song die Bühne und Lordi fuhr im Programm fort ohne dem Sänger noch einen weiteren Song in der Show zu unterstützen. Einen neuen Song aus dem kommenden Album sollte im Auftritt der Finnen natürlich nicht fehlen und der kam mit ‚Beast Loose In Paradise’ als nächstes an die Reihe.
Einen weiteren Höhepunkt der Show war das Feuerwerk bei ‚Would You Love A Monsterman’ das aus Fontänen und einem kreisenden Pyrostab bei der Keyboarderin Awa bestand. Nach dem Song ließ sich Awa sehr bitten bis sie den Song den alle hören wollten einleitete. Sie tat gelangweilt obwohl es sehr viel Applaus gab, fügte sich dann aber doch ihrem "Schicksal". Der Rest kam nach dem einleitenden Tönen auf die Bühne und beendete den Gig in einem gigantischen Furiosum: Mit Axtmikrohalter, Flitterkanonen, Fontänen und lauten Knallern, so wie es sich für die letzte Show von Wacken gehört. Danach verabschiedete sich der Fünfer und ließ das Extro laufen, während die Zuschauer zufrieden vom Gelände strömten.
Oliver Bender & Winfried Bulach