Konzerte

Gamma Ray
Sonata Arctica, Vanishing Point

05.Oktober 2001

Nachdem die Zeit der Festivals vorbei ist, kommt nun definitiv ein heißer Herbst auf uns zu, in dem ein Highlight das nächste jagen wird. Gamma Ray ist ohne Zweifel einer dieser großen Acts, die zur Zeit die Hallen unsicher machen. Zudem haben sie mit Sonata Artctica und Vanishing Point zwei Bands mit am Start, von denen man sich einiges versprechen kann. Als wir um 19.15 Uhr in der Stadthalle eintreffen, herrscht bereits vor verschlossenen Türen gute Stimmung, hervorgerufen von einer kleinen Gruppe Gamma Ray Fans, die einige Songs der neuen Scheibe "No World Order" zum Besten geben.

Nachdem um kurz nach acht mit Vanishing Point die erste Band die Bühne betrat, war die Halle bereits gut gefüllt. Verdient hatten die Australier diesen Andrang allemal, denn was die Melodic / Progressive Metaller in der folgenden halben Stunde ablieferten, konnte sich allemal sehen lassen. Obwohl sie im Gegensatz zu den beiden folgenden Bands in etwas ruhigeren Gewässern schwammen, gelang es ihnen dennoch, die melodisch angehauchte Atmosphäre ihrer Songs auf die Zuschauer zu übertragen. Sänger Silvio Massaro verstand es, den Songs durch seine ausdrucksstarke Stimme das gewisse Etwas zu verleihen und strahlte ebenso wie seine Bandmitglieder eine enorme Souveränität aus. Einziges Manko der Australier waren zum einen die Keyboard Sounds, die man bis auf ein Songintro kaum gehört hat (obwohl der Keyboarder abgegangen ist, als ob er Pfeffer im Hintern hätte). Zum anderen könnte die Band ruhig etwas mehr aus sich herausgehen und das Publikum stärker mit in die Show einbeziehen. Es gibt genug Bands, die das tun, deren Songs aber nicht genug Klasse haben, um Begeisterung bei den Zuhörern zu wecken. Vanishing Point sind zweifellos ein anderes Kaliber, die mit Sicherheit ihren Weg machen werden.

Nach einer kurzen Umbauphase waren dann Sonata Arctica an der Reihe. Auf deren Auftritt war ich ziemlich gespannt, da sie mich im letzten Jahr auf ihrer Tour mit Stratovarius und Rhapsody nicht überzeugen konnten. Das einzige, was damals hängen blieb, waren der schlechte Sound, ein nicht hörbares Keyboard und Sänger Tony Kakko, der stimmlich einen schwarzen Tag erwischte.

Die Show begann ebenso wie aktuelle Scheibe, zunächst 'Silence' als Intro, gefolgt von dem Speedster 'Weballergy'. Tony hatte zunächst kleinere Probleme mit dem Mikro, die jedoch schnell beseitigt wurden. Positiv ist vor allem anzumerken, dass die Band nicht darauf aus war, nur die aktuelle Scheibe zu promoten, sondern auch einige Songs des sensationellen Debüts mit am Start hatte. Zudem deckte die Band ein breit gefächertes Spektrum ab, ruhigere Songs wie 'Replica' oder das grandiose 'The End Of This Chapter' wurden ebenso dargeboten wie die Doublebass Songs 'False News Travel Fast' oder 'Black Sheep'. Insgesamt gesehen haben sich Sonata Arctica zwar eindeutig verbessert, dennoch fällt auf, dass Tony Kakko mit den hohen Vocals so seine Probleme hat. Symbolisch hierfür stehen die beiden oben genannten Doublebass-Nummern, bei denen er entweder die auf der CD hörbaren hohen Töne tief sang ('False News Travel Fast', letzter Part) oder sie während dem Gesang abbrach ('Black Sheep'). Mit den tieferen Stimmlagen hatte er hingegen keine Probleme wie zum Beispiel auch das live dargebotene, atmosphärisch geniale 'The End Of This Chapter' eindrucksvoll belegte. Mit 'Wolf & Raven' verabschiedete sich die Band von ihrem Publikum, die trotz der kleinen Mängel in den 45 Minuten Spielzeit eine gute Show ablieferte.

Eine geschlagene dreiviertel Stunde später war es dann endlich soweit. Eingeleitet durch das geniale Intro 'Induction', welches von einer eindrucksvollen Lichtshow begleitet wurde, betraten Kai Hansen und seine Mannen die Bühne. Überraschend zunächst, dass Bassist Dirk Schlächter nicht mit dabei war, der aufgrund einer Knieverletzung noch keine komplette Show durchsteht. Er griff jedoch später noch mit ins Geschehen ein. Was soll man ansonsten zu Gamma Ray live noch großartig sagen? Es war einfach eine geile Show! Die erste halbe Stunde widmete die Band zum größten Teil ihrem neuen Album, in der die Songs 'Dethronne Tyranny', 'New World Order' und 'Fire Bellow' zu hören waren. Im weiteren Verlauf wurden natürlich auch Tracks früherer Scheiben gespielt. Bei 'Short As Hell' bebte die ganze Halle, Kai konnte insgesamt gesehen seine Stimme schonen, da die Fans ihm das singen teilweise komplett abnahmen. Absolute Weltklasse war eine ca. 15-20 Minuten lange Version von 'Somewhere Out In Space', bei dem ein fünfminütiger Publikumspart den Fans gesanglich alles abverlangt wurde. Als ob Kai den Beweis seine Klasse noch antreten müsste, legte er ein geniales Gitarrensolo auf's Parkett, das einfach nur begeisterte. Mit diesem Song verabschiedete sich die Band dann auch zunächst, um natürlich noch einmal mit einer Zugabe zurück zu kommen, in Form von 'In The Valley Of The Kings' und, wie könnte es anders sein 'Future World'. Das einzig negative am Auftritt von Gamma Ray waren einige Idioten in der Mitte des Saales, die meinten, sich wie die Affen aufführen zu müssen. Wenn schon die Security Kräfte mit mehreren Leuten gegen die Absperrung drücken müssen, damit diese nicht einbricht und Kai Hansen die Leute zu etwas mehr Rücksicht auffordert, dann kann etwas nicht mehr stimmen.

Alles in allem ein genialer Livegig mit Gamma Ray as its best. Wer nicht dabei war, hat was verpasst, wer es nicht nachholt, dem ist nicht mehr zu helfen!

Oliver Bender