Nachdem ich UFO seit den 80er Jahren regelmäßig gesehen hatte und die letzten Gigs nicht so unbedingt das Gelbe vom Ei waren, zum Teil weil Egoprobleme den Erfolg der Show gefährdet hatte, die Interpretationen der Songs nicht unbedingt werksgetreu waren oder einfach die Setlist über viele Jahre hinweg stinklangweilig ("Wir spielen heute "Strangers in the night" plus x"), war meine Vorfreude auf diesen Gig doch eher überschaubar.
Die Location in dem alten Werksgelände war ordentlich gefüllt, allerdings so, dass Platzangst keine Option war. An diesem Abend wr nicht eine Vorgruppe eingeplant, sondern deren gleich zwei: die eher regional bekannten Rebellious Spirit, die Elemente des 80er Metal mit Alternative anreicherten. Nach ihrem gut 20 minütigen Set wurden sie mit höflichem Applaus bedacht. Für mehr waren die Songs insgesamt einfach zu sperrig.
Danach enterten Red's Cool die Bretter. Nach eini paar wenigen nervösen Minuten brachten sie ihre Version des melodischen 80er Jahre Hardrock virtuos mit einigen kleineren Shredeinlagen ihres Gitarristen souverän über die Bühne.
Um 21.50 war es dann endlich soweit: Ufo legten mit "Mother Mary" recht ungewohnt aber dafür umso effektvoller los. Die Setlist war gegenüber den vorherigen Konzertabenden wegen gesundheitlicher Einschränkungen von Phil Mogg ein wenig eingedampft worden. Aber ungemein spielfreudig und mittlerweile zu einer echten Einheit zusammengewachsen, lieferten UFO einen tollen Gig ab, der zwar nicht aller Wünsche erfüllte, aber doch den einen oder anderen überraschten Gesichtsausdruck hinterließ. So spielte man drei Nummern der neuen Scheibe "A Conspiracy Of Stars", dazu gleich ebenfalls drei Songs des Vorgängers "Seven Deadly". Etwas überraschend kam "Venus" vom Reunion Album "Walk On Water" und der größte Glücksgriff war ein Stück aus der Chapman Ära, jener Phase der Band zwischen 1979 und 1984, die fünf herausragende Alben hervorgebracht hat, die aber niemals seit dem Ausscheiden Paul Chapmans wieder zu Gehör gebracht worden sind: "Makin' Moves" von "The Wild, The Willing & The Innocent". Von diesem Stoff bitte in Zukunft mehr! Ich könnte noch "Letting Go", "No Place To Run", "Long Gone", "When It's Time To Rock" oder "Diesel In The Dust" wärmstens empfehlen!
Dazu kamen die üblichen Verdächtigen "Only You Can Rock Me", "Rock Bottom", "Doctor, Doctor", "Lights Out" und der etwas unbekanntere Song "Cherry" von "Obsession". Leider mussten wir auf "Love To Love" und "Out In The Streets" verzichten, ab wer kann schon alles haben?
Mich hat an diesem Abend sowohl die Kompaktheit der Band überzeugt, als auch der Umstand, dass sich Vinnie Moore heute mehr zurückzunehmen weiß als noch vor einigen Jahren. Damals hat er viele Songs mit übertriebenen Shredeinlagen regelrecht massakriert. Heute shredded er zwar immer noch hin und wieder, aber er lässt die Songs ihren Charme und Stil entfalten. Und davon profitiert die gesamte Band!