Konzerte

Therapy?
Amplifier

14.November 2004

Es ist 20.00 Uhr und wir betreten den Prime Club im kalten Köln. Sonntagabend gibt es nichts Besseres als ein nettes Konzert in gediegener Atmosphäre. Bis die drei Iren von Therapy? auf die Bühne kommen würden war allerdings noch einige Zeit zu überbrücken. Die Vorgruppe hieß Amplifier und begann um Punkt 21.00 Uhr mit ihrem Auftritt. Drei Herren aus Manchester die erst dieses Jahr ihr Debüt brachten und sich mit Andy und Co gut verstehen begleiten diese schon seit dem Tourstart. Als Musikeinflüsse werden unter anderem Led Zeppelin und The Police genannt. Klanglich ergibt sich ein Muster das Earthtone 9 mit Tool kreuzt, harte Gitarren in Songs die stets mehr als 5 Minuten dauern.

Eine volle Dreiviertelstunde stand auf dem Zeitplan um ihr im Mai veröffentlichtes Werk zu präsentieren. Sechs ganze Songs, also knapp mehr als die Hälfte des Albums, passten in diese Zeit hinein. Dieser Fakt spricht für die Band, denn mit ihren genialen Riffings haben sie es geschafft, dass die Zeit wie im Flug vorbei ging. Ob nun ‚Neon’ oder ‚One Great Summer’, immer starrte das Publikum gebannt Richtung Bühne und stimmte kopf-nickend den Künstlern zu. Am Ende jedes Songs gab es eine Menge Beifall. Man merkte, dass die Band den Besuchern gefallen hatte, als sie die Bühne verließen um Platz für Therapy? zu schaffen.

Die Bretter des Kölner Prime Clubs wurden nun eine schier endlos erscheinende dreiviertel Stunde für den Mainact des heutigen Abends hergerichtet, ehe gegen 22.30 Uhr das Licht ausging und „Der Weiße Hai“ aus den Boxen dröhnte. Andy, Michael und Neil betraten wenig später die Bühne und ballerten dem Publikum erst einmal den Klassiker ‚Church Of Noise’ vor den Latz. Ein wirklich gelungener Opener, denn das anwesende Publikum war sofort da und sang voller Inbrunst mit. Auch das im Anschluss folgende ‚Unbeliever’ wurde von den Zuschauern förmlich zelebriert. „The next song is for George W. Bush“ war die Ansage zu welchem neuen Track? Klar ‚Die Like A Motherucker’. Nun war vor der Bühne wahrlich die Hölle los, denn der Refrain „Live like a fucker, die like a motherfucker“ wurde bis zur völligen Heiserkeit mitgeschrieen. Durch die coole Akustik im Prime Club hatten selbst die Leute die ganz hinten standen das Gefühl mitten drin zu sein, einfach bombastisch. Es folgte eine Welle neuerer Songs (‚So-Called Life’ und ‚If It Kills Me’), ehe das Trio meine zwei absoluten Faves, nämlich ‚Nowhere’ und ‚Turn’ direkt hintereinander abrockten. Das die Setlist zu mehr als 60 % nur aus Songs des aktuellen Albums „Never Apologise, Never Explain“ und ihres Mörder-Albums „Troublegum“ bestand war wohl jedem klar, denn bei den guten alten „Troublegum“-Songs war der Mitgesang des Publikums fast lauter, als die verstärkte Stimme von Sänger und Gitarrist Andy, gerade der Megahit ‚Nowhere’ brachte den Club zum beben. Es folgten Tracks wie ‚Perish The Thought’, ‚Rust’ oder ‚Rise Up’, ehe man erneut in der Historie kramte und ‚Meat Abstract’ aus dem Hut zauberte. Danach gab es nur noch den ‚Potato Junkie’ und ‚Screamager’ und die erste Stunde des Gigs neigte sich viel zu schnell dem Ende entgegen. Wie gewohnt verließen die Iren danach die Bühne und verschwanden im tosenden Applaus durch das Hintertürchen.

Fünf Minuten genossen Therapy? die Rufe nach einer Zugabe, ehe sie ein letztes Mal auf die Bühne zurück kamen. Vom Debütalbum „Babyteeth“ wurde der Anti-Vietnam Schocker ‚Animal Bones’, nach langer Abwesenheit im Live-Set, wieder einmal abgestaubt und dem völlig aufgedrehten Publikum voll ins Gesicht gedrückt. Nach ‚Infernal Love’ kam ‚Rock You Monkeys’, der dem verstorbenen Joey Ramone gewidmet wurde und an diesem Tage eigentlich nicht auf dem Plan stand. Mit welchen Song würden die Iren denn nun endgültig ihr Set beenden? Natürlich musste es ein Klassiker sein, den man so ohne weiteres lauthals mitsingen konnte bis die Stimmbänder ihren Dienst verweigerten. ‚Knives’ war die durchaus richtige Wahl, denn auch hier sang der gesamt Club geschlossen mit und Andy konnte sich mehr auf seine Gitarrenarbeit konzentrieren. Nach 80 Minuten Therapy? war es nun leider schon an der Zeit den Heimweg anzutreten. Ein richtig genialer Gig, der auch ohne die Anwesenheit von Hits wie ‚Ten Year Plan’, ‚Nausea’ oder ‚Stories’ vollends zu überzeugen wusste. Als Fazit bleibt mir nur zu sagen: schaut Euch die drei Iren live an und Ihr werdet vom Therapy?-Virus befallen, einfach nur geil.

Winfried Bulach / Nils Manegold