Konzerte

J.B.O.
The Traceelords

08.Oktober 2004

Saxon spielten bereits in der Vorwoche in Neu-Isenburg, nun folgte also Teil zwei der Veranstaltung. Was zugleich auffiel: Selten so viel rosa im Publikum gesehen. Obwohl die Anzahl der Besucher kurz vor Start der Traceelords überschaubar war, wirkte man dem allgemeinen Trend, kein Shirt der spielenden Band anzuziehen, an diesem Abend entgegen. Einige nahmen den Titel des aktuellen J.B.O. Releases auch wörtlich und erweckten durch diverse Aktionen den Eindruck, selbst zu „Verteidigern des Blödsinnes“ aufgestiegen zu sein.

Kurz nach acht betraten dann die Traceelords die Bühne, um die Masse ein wenig mehr in die Weihen des Rock’n’Roll einzuführen. Mit Sicherheit kannten nur die wenigsten der Anwesenden die Band um Frontmann Andy Brings (früher Sodom), dafür sprach auch die anfangs etwas reservierte Haltung des Publikums. Aber die Truppe stellte in den folgenden 45 Minuten unter Beweis, dass sie über die seltene Gabe besitzt, ein Publikum zu animieren, förmlich mitzureißen und die Stimmung zu steigern. Und dies lag nicht nur an dem blendend aufgelegten Andy, auch an seinen Mitstreitern, denen der Spaß an diesem Auftritt sichtlich anzumerken war. Vornehmlich sei hier Gitarrist Christof Leim erwähnt, der in bester Wirbelsturmmanier über die Bühne fegte. Da mir das aktuelle Release der Band nicht bekannt ist, gingen die ersten drei Tracks an mir vorüber, erst Numero 4 konnte ich das ,She’s 24’ identifizieren. Ohnehin wirkten die Tracks der Debütscheibe etwas spritziger und straighter, dazu zählt auf alle Fälle auch das geniale ,All I Really Need’, Rock ‚N’ Roll at its best. Und wenn der Sänger sich mal eben entschließt, während eines Tracks mit der Gitarre querbeet durch die Zuschauer zu laufen, dann singt eben einfach der Bassist weiter. Der hatte übrigens an diesem Geburtstag, bekam vom Publikum das obligatorische Ständchen und durfte kurz darauf noch ein zweites mal trällern (,Every Rose Has Its Thorne’ von Poison), während seine Bandkollegen einen kleinen Strip für ihn hinlegten. Damit kam Andy auch den „Ausziehen“ Aufforderungen der weiblichen Fans nach. Musikalisch gab es neben den erwähnten Showeinlagen auch weiterhin die volle Packung Rock. Wenn man bedenkt, dass die ganze Masse die Traceelords beim letzten Song ,Daddy Cool’ lautstark unterstützte und dies mit dem Beginn der Show vergleicht, dann kann man den Jungs wirklich eine klasse Leistung attestieren. Eine rundum symphatische Band, zieht euch die Alben der Jungs mal rein, lohnt sich!

Nachdem die Traceelords ihre Show abgeschlossen hatten und hinter der Bühne verschwanden um Slicks Geburtstag zu feiern, wurde ihr Equipment entfernt und alles für JBO vorbereitet. Dann kam der Geschichtenerzähler hinter dem Vorhang hervor um die Geschichte der Verteidiger des Blödsinns zu erzählen, die vom Publikum mit diversen Geräuschen vertont wurde. Nachdem er die gesamte Geschichte aus seinem Buch vorgelesen hatte öffnete sich der Vorhang und eben genannte Verteidiger präsentierten den gleichnamigen Song. Da man eine neue Platte im Gepäck hatte gab es als Zweites gleich den Titelsong ‚United States Of Blöedsinn’. Die Vier hatten passend dazu, schwarze Muscle-Shirts an auf denen jeweils ein Wort dieses Albums stand. Klar hatte man wieder Hosen im rosa Armeefraktionlook an um stilistisch da weiter zu machen wo man bei der letzten Tour aufgehört hat. Ziemlich früh versuchten sie die von den Traceelords angeheizten Zuschauen mit ‚Schlaf Kindlein, Schlaf’ zum Einnicken zu bringen, aber das klappte selbstverständlich nicht, so dass sie mit ‚La Le Lu’ schwerere Geschütze auffuhren. Der Song war aber nur der Anfang zum etwas erweiterten ‚Kuschelmetal’, der einige neue Titel enthielt. Zur Standardkost wie ‚ Mei Alde Is' Im Playboy Drin’ und ‚Roots Bloody Roots’, das diesmal wieder von Pabarotti persönlich gesungen wurde, kam ein neues Cover, das sie nicht veröffentlichen durften. Es war eine Neuinterpretation von ‚Danke’, die nicht den gewöhnlichen Dingen Tribut zollte, sondern Sachen wie Sex, Drogen und anderem. Der Stargast performte dieses Mal nicht, wie sonst üblich ‚Highway To Hell’, sondern einen anderen Song von „A Chi/Di Chi“ nämlich ‚A Whole Lotta Rosie’. Vor der Pause, die durch das Drumsolo von Wolfram gefüllt wurde, gab es wieder Ausschnitte aus dem neuen Album, ‚Gänseblümchen’ und ihren einzigen Hit auf Englisch ‚Kickers Of Ass’.

Zu dem Drumsolo kam Ralph heraus und es gab eine kleine Drum & Bass Session, die sehr an ‚Ich lebe für Schafskäse’ erinnerte. Das ‚Glaubensbekenntnis’ wurde mit Prediger Vito in voller Montur zelebriert und man bekam in den vorderen Reihen eine Nase voll Weihrauch ab, die die „Messdiener“ mitgebracht hatten. Bis zu diesem Punkt war die Stimmung im Publikum ausgelassen, aber es war noch keine richtige Bewegung im Publikum zu sehen. Bei ‚Bolle’ änderte sich die Statik des Publikums in ein ausgelassenes Tanzen, das ein ein Pogen überging. Von nun an bewegte sich das Publikum immer wenn es Stellen gab die etwas schneller gespielt wurden und eine tanzende Bewegung zuließen. ‚Ein guter Tag zum Sterben’, welcher natürlich wieder fast ausschließlich vom Publikum durchgesungen wurde, und ‚JBO wird niemals sterben’ waren die letzten Titel bevor Hannes, Vito und Co die Bühne verließen.

Jeder Anwesende wusste, dass das noch nicht das Ende des Konzertes war, aber allzu viel war nicht mehr zu erwarten, denn zwei Stunden waren bereits vergangen. Die erste Zugabe bestand aus zwei Songs, die von Hannes furios angekündigt wurden. ‚Gimme Dope Joanna’ wurde komplett von den Tourbegleitern visualisiert, die eine Riesentüte dabeihatten und auch komplett verkleidet waren. Showmäßig kann man JBO nichts mehr vormachen und so wurde wieder ‚Ein Fest’ erster Güte gefeiert bevor es das zweite Mal von der Bühne ging.

Ein Song fehlte auf jeden Fall noch, ohne den JBO niemals ein Konzert machen würden, aber Hannes meinte sie hätten nicht nur einen, sondern noch zwei Songs. Da der Ruf von JBO ohnehin im Eimer ist, konnte man wieder bekräftigen dass ‚Arschloch und Spaß dabei’ immer noch das Motto der Band war. Den Abschied gab man mit dem Titel ‚JBO’, aber man ging nicht sofort von der Bühne. Man wollte sich noch vor dem Publikum verbeugen und die anfangs angesprochenen Shirts präsentieren. Die Vier irrten also auf der Bühne herum bis sie endlich die korrekte Aufstellung gefunden hatten damit der Ausdruck auch einen Sinn ergab. Bei der Verbeugung wurde silbernes Konfetti ins Publikum gefeuert und das Deep Space Nine Intro gespielt, dass den Abend abrundete.

Oliver Bender / Winfried Bulach