Konzerte

Saxon

07.Oktober 2005

Es war einmal im Jahre 1979; die Garage in Saarbrücken fungierte noch als Werk des Ford-Konzerns, der Heavy Metal steckte noch tief im Underground (an verschiedene Stilrichtungen innerhalb der Metal-Szene war noch überhaupt nicht zu denken), und der Verfasser dieser Zeilen rannte noch freudestrahlend um den Weihnachtsbaum, unter dem Papi liebevoll den neuesten Lego-Kasten verstaut hatte. Aber das Jahr 1979 war auch die Zeit, in der 5 Jungs aus South Yorkshire / England der Hardrock / Metal-Szene mittels selbstbetiteltem Debüts einen kräftigen Arschtritt verpasste.

Nun schreiben wir das Jahr 2005. Die Garage hat sich zu einem beliebten Konzert-Venue gewandelt, in der vor allem in den späten Achtzigern / frühen Neunzigern unzählige Bands Station machten, bevor die Konzertflut mitte der Neunziger durch die Hilfe einer gewissen Christa Jenal nachließ. Der damals 5-jährige Junge hat seine Vorliebe für Lego gegen eine CD-Sammelwut eingetauscht und die 5 Jungs aus England headlinen heute alle möglichen Festivals und sind eh andauernd auf Tour. Der Name Saxon ist heute ein fester Begriff innerhalb der Metal-Szene, hat die Band es doch geschafft, dieselbe nachhaltig zu beeinflussen. 17 offizielle Alben, die niemals ein bestimmtes Qualitätsniveau unterschritten haben, bzw. meistens begeistern konnten, sprechen eine deutliche Sprache.

Nun hat man beschlossen, den Anfang der glorreichen Achtziger wieder zu beleben und die Fans zurück in diese Zeit zu versetzen, indem man sich auf die ersten Alben bis 1984 beschränkt und alles Material nach „Crusader“ außen vor lässt. Mit anderen Worten: Leute, die unbedingt „Solid Ball Of Rock“, „Dogs Of War“ oder gar noch neueres Zeug hören wollen, hatten bei diesem Event nichts zu suchen. So bekam man tatsächlich noch einmal das Gefühl, mit 31 Jahren zur Jugend zu gehören, schließlich ist der gemeine Saxon-Fan, der die Band schon zu Anfangszeiten kannte, schon recht nah am Verfallsdatum angekommen. Ist aber auch mal ganz schön, nicht andauernd von Kiddies in Slipknot- / Dimmu Borgir- / Caliban-Shirts über den Haufen gerannt zu werden und seine Kutte mal wieder mit Stolz zu tragen.

Damit gar nicht erst neumodische Gedanken aufkommen konnten, sorgten die Kollegen samt Kollegin vom Rock Hard für ein nostalgisches Rahmenprogramm und heizten dem Publikum mit metallischen Klängen aus den Achtzigern kräftig ein, bevor das Licht ausging und es ernst wurde. Was würden Front-Maniac Biff und seine Hintermannschaft - zu der übrigens auch wieder Schlagwerker Nigel Glockler gehört - wohl aus den Ärmeln zaubern?

Los ging’s mit ‚Motorcycle Man’, das einen furiosen Set perfekt eröffnete. Biff hat noch immer nichts von seinem Charisma eingebüßt und hat seinen Hausbrand (weswegen die Shows, die eigentlich für den März diesen Jahres angesetzt waren, ausfallen mussten) wohl gut verkraftet. Des Weiteren scheint er mit jeder Show jünger zu werden. Soviel Spaß strahlen nicht mal hungrige Newcomer-Bands aus! Und mit reichlich Spaß in den Backen ging es weiter durch die frühe Geschichte, durch Alben, aus denen Stücke gegraben wurden, die ich zumindest noch nie live erleben durfte: ‚Play It Loud’, ‚Stallions Of The Highway’, das geniale - etwas an die natürlich ebenso dargebotene Hymne ‚The Eagle Has Landed’ erinnernde ‚Frozen Rainbow’, sowie ‚Suzy Hold On’ oder ‚See The Light Shining’. Dazwischen versteckten sich natürlich Klassik-Kaliber wie ‚Strong Arm Of The Law’, ‚Power And The Glory’ (göttlich) oder der oben genannte Adler-Track, bevor Biff in seiner typischen Art ‚Crusader’ ankündigte („That’s a fucking new song!“) und die Garage in einen Hexenkessel verwandelte. Der Schweiß floss in Strömen; man hatte das Gefühl, den Höllentoren zu nahe gekommen zu sein, so heiß war es mittlerweile in der gut besuchten Halle. Das änderte allerdings nichts daran, dass zum Restprogramm - bestehend aus ‚To Hell And Back Again’, ‚Redline’, ‚Never Surrender’, ‚Denim And Leather’, das mit den typischen Mitgröl-Parts angereicherte ‚Wheels Of Steel’, ‚747’ - kräftig die mehr oder weniger vorhandene Matte geschüttelt wurde. Hier muss auch mal wieder die Saxon-Hintermannschafft erwähnt werden, die dem Material den richtigen Schliff geben konnte und den Fan manches Mal in Staunen versetzte. Vor allem das Gitarren-Dreamteam Scarret / Quinn hat sich in den letzten Jahren zu einem der besten Klampfen-Duos der harten Rock-Szene gemausert. Die beiden knallen dem Zuschauer ein killermäßiges Rock-Solo nach dem anderen um die Ohren, während Basser Nibbs Carter seinen Haar-Rotor in ständiger Bewegung hält und den blickfangenden Aktivposten darstellt.

Mit den beiden Zugaben ‚Princess Of The Night’ (genial wie immer) und ‚Heavy Metal Thunder’ (der Name ist und bleibt Programm) wurde zum Schluss noch einmal richtig Gas gegeben. Mit diesem doppelten Arschtritt wurde das Publikum an die frische Luft entlassen, die nach dieser Hitze-Hölle eine wahre Wohltat darstellt. Für die Hartgesottenen wurden noch einmal die CD-Maschinen der Rock Hard-Kollegen angeworfen und mit reichlich Old School-Material gefüttert. Alter Metal im Ohr und ein Bier in der Hand…die perfekte Art, einen solch geilen Abend gebührend ausklingen zu lassen!

Fazit: Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich Saxon schon erleben durfte. Aber jedes Konzert der Engländer ist immer wieder ein Erlebnis. Von mir aus könnten sie nächste Woche wieder in meiner Nähe spielen und ich wäre dort. Einfach eine der geilsten Live-Bands auf Erden!

Michael Meyer 






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