Die Dänen von Mercenary eröffneten an einem Freitagabend ein Fest des Powermetals, wobei sich am Anfang der Show die Frage stellte, was genau Mercenary mit Brainstorm und At Vance zu tun hatte. Neben dem Sänger produzierte auch der Bassist einige Vocals die sich in ihrer Unkenntlichkeit in Nichts nachstanden. Der Bassist war eher für die Growls zuständig während der Sänger sich neben harcoreähnlichem „Gesang“ auch an cleanen Parts versuchte. Während sie ihre Show durchzogen, zeigten sie dem Publikum deutlich ihren Patriotismus mit einer Cocktailflagge oder der riesigen Fahne vom Merchandisestand. Es wurden monumentalartige Stücke gespielt wie z.B. ‚Firesoul’ was eine Spielzeit von mehr als sieben Minuten hat. Das Beste an ihrem Auftritt war eindeutig das Licht, denn während die Bühne z.B. in einem tiefen Rot leuchtete, wurde die Band grün angestrahlt, was nur eine der zahlreichen Ausschnitte der guten Lightshow war. ‚Seize The Night’ war der letzte Song bevor Mercenary etwas Salsa für die Tourorganisatoren spielten und die Halle das erste Mal ein wenig in Bewegung brachte. Dann wurde es wieder etwas lauter und die Menge vor der Bühne stand wieder still da. Ob nun ‚World Hate Center’ oder der Titeltrack ihres aktuellen Albums ‚11 Dreams’, die Band konnte überhaupt nicht überzeugen auch als Andy B. Franck beim letzten Song mit seiner genialen Stimme zu Hilfe kam und damit einen kleinen Begeisterungssturm auslöste, die Leute waren froh die Band gehen zu sehn.
Nach dem Auftritt von Mercenary konnte es ja nur noch besser werden. Musikalisch ging es mit dem folgenden Act At Vance in eine andere Richtung, die in jedem Falle passender zum Headliner erschien, als dies die Dänen waren. Was man bei den Mannen um Bandleader Olaf Lenk positiv erwähnen muss ist die Tatsache, dass der nicht mehr ganz so neue Sänger Mats Leven auf der Bühne deutlich präsenter (sowohl stimmlich als auch showmäßig) ist, als dies Oliver Hartmann war. Da fehlte live doch oftmals der letzte Kick, was man nun nicht mehr behaupten kann. Somit kam auch an diesem Abend der meines Erachtens beste Song der Band ,The Evil In You’ großartig rüber und ließ Gänsehautfeeling aufkommen. Ansonsten wurden natürlich einige Stücke von der neuen Scheibe „Chained“ zum Besten gegeben, die zwar wie die übrigen Songs auch, live etwas härter klingen als auf den Platten, aber trotzdem nicht über einige Leerlaufstellen hinwegtäuschen. Am stärksten kam hier noch der Titelsong weg, bei ,Rise From The Fall’ und ,Now Or Never’ hielt sich die Begeisterung jedoch in Grenzen. Vom Vorgänger „The Evil In You“ wurden zudem das höchstmelodische ,Broken Vow’ und das rassige ,Fallen Angel’ dargeboten, mit dem gleich zu Beginn deutlich mehr Zug in den Gig kam. Das Olaf Lenk ein hervorragender Gitarrist ist, kam auch an diesem Abend wieder zum Tragen. Dennoch macht er auf der Bühne eindeutig zu wenig und verharrte zumeist stillstehend hinter seinem Mikro. Warum man als Supportband zudem ein Instrumental, gefolgt von einem Drum Solo spielen muss, wusste wohl keiner so genau. ,Take Me Away’ läutete den Gong für At Vance ein, die zwar nicht enttäuschten, aber auch keinen Anlass für die Zukunft lieferten, zumindest live in höhere Sphären einzudringen.
Endlich hatte Brainstorm es geschafft. Lange Jahre hatte es gedauert, aber Andy hat sein Versprechen gehalten, das er bei dem letzten Gig zusammen mit Edguy in Langen gegeben hatte, als Headliner wiederzukommen. Die Band brachte zu Beginn den ersten Track ihres neuen Albums ‚Worlds Comin’ Through’ und schon war die Halle am Mitsingen. Darauf folgend kam ‚Blind Suffering’ und eine kleine Begrüßung für das Publikum. Die Stimmung wurde zusehends besser je länger die Schwaben auf der Bühne verweilten und da sie nun als Headliner unterwegs waren hatten sie die Zeit von ihrer Kultplatte Unholy ‚Voices’ zu spielen. Die beiden Gitarristen Milan und Thorsten spielten am Ende des Songs abwechselnd geniale Soli, was der Atmosphäre noch etwas mehr einheizte und einige Leute ihre Luftgitarre auspacken lies. Natürlich waren diese Songs noch nicht wirklich etwas für die Headbanger unter den Zuschauern und so fasste die Band einige Nackenbrecher in einem Medley zusammen zu denen unter anderen ‚Lifeline’ und ‚Shadowland’ gehörten. Mit der Anmoderation, dass man nun in die verrückte Welt von Drummer Dieter Bernert eintauchte kündigte Andy ‚Inside The „Fucking“ Monster’ an. Danach gab es eine kleine Premiere, denn Brainstorm spielte auf dieser Tour zum ersten Mal die komplette Trinity Of Lust von „Soul Temptation“. Eine besondere Lichtshow hüllte sie dabei in eine passende Optik ein und man konnte nur Staunen und genießen was man sah und hörte. Kurz vor dem Ende des dritten Teils kamen die Mitglieder von At Vance und Mercenary auf die Bühne um noch etwas zu singen, feiern und sich für die geile Tour zu bedanken, denn Langen lag am Ende der Inside The Monster Tour.
Die Musiker verließen die Arena wieder und ein anderer Gast trat auf: Carmen Schäfer. Die Frau, die auf dem Album Andy bei ‚All Those Words’ begleitete sollte eben jenen Dienst live on stage verrichten. Damit war man am Höhepunkt des Konzerts angelangt. Alle sangen mit und als die Band fertig war ging das Singen der Melodie mindestens noch 5 Minuten weiter. „Wahnsinn“ und „Danke“ war das Einzige was dem Fronter noch einfiel. Die Band wollte noch etwas zeigen und spielte mit ‚Hollow Hideaway’ einen weiteren Klassiker. Dann kam der Moment den keiner ersehnt hatte, der letzte Song stand an: ‚Burns My Soul’.
Doch zum Glück war es damit doch (noch) nicht zu Ende, denn eine Band wie Brainstorm würde die Halle nicht einfach so verlassen ohne den treuen Fans noch eine Zugabe zu präsentieren. ‚Doorway To Survive’ war der Anfang des leider nur zwei Songs währenden Zusatzes. Andy ging runter von der Bühne und demonstrierte seine Nähe zum Publikum indem er sich direkt an die Absperrung stellte und die Gäste in den vorderen Reihen ihm zum Greifen nahe waren. Nun fehlte noch der letzte, wirklich der allerletzte Titel des Abends und der gesamten Tour, der von „Metus Mortis“ kommen sollte. ‚Under Lights’ war der Abschluss eines gelungenen Brainstormauftritts.
Winfried Bulach / Oliver Bender