Eine Knüppel-Night erwartete die Metaller, die sich am Sonntag, den 28.04.2002 in der Offenbacher Hafenbahn eingefunden hatten. Nach einem kurzen Blick auf die Homepage der Hafenbahn und der Vergewisserung, dass das Konzert um 20:00 Uhr beginnen sollte kam die Schreckensnachricht: Die Hafenbahn wird zum 31.06.2002 geschlossen und abgerissen. Der erste Schock saß tief, waren anfangs doch nur unglaubwürdige Gerüchte darüber im Umlauf. Also hieß es, die letzten Monate der Hafenbahn vollständig auszunutzen, den Anfang machten also heute Amon Amarth mit Gefolge. Pünktlich kurz vor 20:00 Uhr angekommen, ereilte uns der zweite Schock: Diabolical hatten schon gespielt. Versuche, etwas über den Auftritt bei den wenigen anwesenden Zuschauern herauszubekommen waren vergebens, also folgt an dieser Stelle keine Einschätzung der Band.
Dafür kamen Sins Of Omission ohne viel Schnörkel auf die Bühne, stellten sich kurz vor und fingen an zu spielen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwas 50-80 Leute in der Hafenbahn, die vorderen Reihen waren komplett leer. So wurde es für die Finnen von Sins Of Omission sehr schwer, Kontakt zum Publikum zu bekommen und etwas Stimmung zu erzeugen. Kennt man die aktuelle CD der Jungs „Flesh On Your Bones” weiß man, dass die Band es eigentlich drauf hat, Massen zu bewegen; bei diesem Gig aber war es etwas dürftig, was da durch die Boxen kam, wohl auch durch den schlechten Sound, der besonders die Gitarrenklänge doch sehr hat leiden lassen. So kam z.B. das im Studio absolut geile ‚Sinners Of Redemption‘ live wie einer unter vielen Songs vor. Nach 30 Minuten verließen Sins Of Omission auch schon wieder die Bühne und räumten den Platz für die Holländer von Callenish Circle.
Nun wurde der Sound schlagartig besser, der Gesang kam besser durch die Boxen, genau wie die Gitarren und die Drums. Schon hatten sich auch mehr Leute in der Halle eingefunden und ein kleines Moshpit bildete sich vor der Bühne. Mit Songs wie ‚No Reason‘ fanden die Holländer sofort ihre Freunde, die sie auch lautstark aus dem Hintergrund durch ´Holland, Holland´-Rufe unterstützten. Nach 40 Minuten war die Show aber auch in dem sehr eng bemessenen Programm vorüber und Callenish Circle wurden von den schwedischen Metallern von Vomitory abgelöst.
Wenn man sich eine Vomitory CD anhört, ist diese zwar schnell und aggressiv, keinesfalls aber unmelodisch oder nur Geknüppel. Genau so aber erschienen mir Vomitory live: Schnell, laut, wild und unmelodisch. Kaum Gitarrenmelodien waren zu hören, nur Blast-Beat, Double-Bass und das tiefe Growlen der Vocals. Es ist schwer, eine wilde Platte live gut rüberkommen zu lassen, deshalb will ich die Schweden nicht kritisieren, da sie sicherlich ihr bestes gegeben haben. Vielen aus dem Publikum hat das Metal-Gewitter auch gefallen, was sie durch wildes Headbangen zum Ausdruck brachten, mir persönlich leider nicht.
Amon Amarth hingegen besitzen zwar auch die musikalische Härte und den Biss von Vomitory, verpacken das ganze aber in melodienreiche Songs, in denen von Helden aus Sagen, Göttern und Schlachten aus dem hohen Norden die Rede ist. Wenn man sich einmal das Cover der aktuellen CD „The Crusher” anschaut und es mit dem Auftritt des Sängers auf der Bühne vergleicht, weiß man, woher der gezeichnete Krieger des Covers herstammt. Mit geballter Faust und wütendem Gesicht bringt Frontmann Johan Hegg die Songs live rüber, als wäre er in den besungen Kriegen und Schlachten grade selbst aktiv dabei. Eben das ist es, was Amon Amarth live neben der absolut geilen Musik zu etwas besonderem machen: Der Ausdruck und das mitgehen mit den Songs. Wie 4 sich drehende Windmühlen standen die 4 Schweden zeitweise auf der Bühne, während sie mit ihren Songs die Haare fliegen ließen. Unglaubliche Kraft und Energie strahlten Songs wie ‚Masters Of War‘, ‚Bastards Of A Lying Breed‘ aus, die in Uhrmachermanier wie im Studio runtergespielt wurden und die die leider sehr wenigen Fans (vielleicht noch 100 Stück), die noch nach Vomitory anwesend waren mitgehen haben lassen. Als sehr zuschauerfreundlich entpuppte sich der ´Schwedische Bär´ auf der Bühne und versuchte des Öfteren die Ansagen in Deutsch zu formulieren, was oftmals auch glänzend funktionierte. Amon Amarth waren nun schon zum 4. Mal in Offenbach zu Gast und zum 4. Mal haben sie nicht enttäuscht, sondern neue Fans hinzugewonnen.
Lässt man den Abend Revue passieren, kann man sagen, dass es sicherlich schöner gewesen wäre, wenn mehr Zuschauer in der Halle gewesen wären, da eine deutlich bessere Stimmung geherrscht hätte. Trotzdem waren Callenish Circle und Amon Amarth es auf jeden Fall Wert, bei einer etwas längeren Heimfahrt an diesem Sonntagabend verschlagen morgens auf die Arbeit zu gehen!
Thomas Schmitt
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