Konzerte

Pretty Maids
Royal Hunt

13.April 2002
Hafenbahn, Offenbach

Danish Dynamite on tour - Da ich beide Bands mit zu meinen absoluten Favorites zähle, war es natürlich für mich absolute Pflicht, der Hafenbahn mal wieder einen Besuch abzustatten.

Pünktlich auf die Minute um 20 Uhr gingen die Lichter aus und Royal Hunt betraten die Bühne. Wer die Alben der Dänen kennt weiß, dass deren Mucke nicht gerade zum abbangen geeignet ist, sondern eher hochklassigen Melodic Hard Rock zum genießen darstellt. Meiner Meinung nach findet keine andere Band eine derart grandiose Mischung zwischen Rock und Klassik, genau dieser Aspekt kommt auch live voll zum Tragen. Andre Andersen beanspruchte auf der Bühne nicht gerade wenig Platz, kein Wunder, wenn man gleich mit 4 (!) Keyboards antritt. Der Sound kam sehr gut rüber, so dass man fast den Eindruck hatte, als ob die Alben im Hintergrund laufen würden. Los ging’s mit dem Opener ‚The Mission’, dem unmittelbar noch ,Surrender’ und ,Clean Sweep’ vom letzten Album folgten. Das meiste Songmaterial bestand aus den letzten beiden Scheiben. Umso erfreulicher, dass mit ‚Running Wild’ auch ein absoluter Kracher vom ersten Werk „Land Of Broken Hearts“ gespielt wurde, der ziemlich energiegeladen aus den Boxen dröhnte. Das Publikum hatte an der Band sichtlich seinen Spaß, auch wenn die ganz großen Jubelstürme ausblieben. Eine klasse Vorstellung lieferte vor allem Workaholic und Frontman John West ab. Nahezu phantastisch wie klar er selbst die höchsten Tonlage singt. Er ist mit Sicherheit mehr als nur ein Ersatz für den abgewanderten D. C. Cooper und zählt für mich zu den Ausnahmekönnern seines Fachs. Mit dem schnellen ‚Total Recall’ wurde dann der Schlussstrich gezogen. Eine Stunde Spielzeit verging wie im Flug, in der Royal Hunt ihre musikalische Klasse eindrucksvoll untermauerten.

Zunächst bin ich mal heilfroh, dass die Maids den Gig nicht abgesagt haben. Wie wir vor Konzertbeginn vom Tourmanager erfuhren, war fast die komplette Band dem Grippevirus erlegen und ruhte bis kurz vor ihrem Auftritt im Hotel. Keyboarder Jan Möller hatte es wohl schlimmer erwischt, also gab’s ein Wiedersehen mit Andre Andersen, der die Tasten betätigte, als ob er schon jahrelang in der Band spielen würde. Erfreulicherweise war die Hafenbahn im Gegensatz zum letzten Jahr sehr gut gefüllt, sodass eine der besten Livebands der Gegenwart auch der entsprechende Zuspruch zuteil wurde. Trotz der bereits angesprochenen Grippewelle lieferten die Dänen wieder eine grandiose Show ab, wie es für sie fast schon zum Standard gehört. Auch nach nunmehr 20 Jahren hat Ronnie Atkins nichts von seiner Power eingebüßt, er steckt das Publikum durch seinen Enthusiasmus und seine Begeisterung förmlich an, hat so manche Mitsingpassagen zu bieten und ist stimmlich nach wie vor voll auf der Höhe. Nachdem die Show durch die neuen Tracks von ‚Planet Panic’ (u. a. ‚Playing God’, ‚He Who Never Lived’) eröffnet wurde, folgte das schon obligatorische Drum Solo von Michael Fast, bei dem er seinem Namen alle Ehre machte. Ansonsten gab’s ein bunt gemischtes Programm durch die zahlreichen Maids-Alben, jeder Song wurden von den begeisterten Fans mitgesungen, waren es nun bei traumhaften Balladen wie ‚Eye Of The Storm’ oder schnelleren Tracks à la ‚We Came To Rock’. Dem Höhepunkt des Abends ging erst mal ein technisches Problem voraus. Mitten in dem Stück ‚Please Don’t Hurt Me’ verabschiedete sich die Gitarre von Ken Hammer, verursacht durch ein Problem mit dem Sender. Während Ken aus der Halle flitzte und die Hafenbahnleute fieberhaft an dem Problem arbeiteten, vergingen rund 10 Minuten. In der Zwischenzeit verzichtetet Ronnie darauf, irgendwelche Geschichten zu erzählen und sang das sehnlichst erwartete ‚Savage Heart’, musikalisch nur von Bassist Kenn Jackson begleitet. Die ganze Halle gröllte den Song mit, wodurch eine richtige Gänsehautatmosphäre entstand, bei der auch Ronnie ein erstauntes Lächeln nicht verborgen blieb. Ken Hammer bekam dann auch seinen Applaus, als die Gitarre endlich wieder zu hören war. Das offizielle Programm endetet mit dem Klassiker ‚Back To Back’ dem die Maids dann noch zwei Zugaben folgen ließen. Natürlich durfte auch ‚Future World’ nicht fehlen sowie der standardmäßige Abschlusssong ‚Red, Hot And Heavy’, bei dem die Halle förmlich bebte.

Fazit: Wer die Pretty Maids noch nie live gesehen hat, sollte die Chance auf dieser Tour nutzen. Sie sind jeden Pfennig wert und haben zudem mit Royal Hunt einen klasse Support mit am Start!

Oliver Bender