Konzerte

Rock im Wald 2003

29.August bis 30.August 2003
Waldsportplatz Erlenbrunn, Pirmasens

Nach einer mehr oder weniger einfachen Fahrt, die durch die Hilfe eines Ortsansässigen vereinfacht wurde, fanden wir uns am Ort des Geschehens ein. Im Pirmasenser Stadtteil Erlenbrunn, in dem Rock im Wald statt fand, war die Hautstraße mit absolutem Halteverbotsschildern gespickt und die Seitenstraßen waren nur für Anlieger frei. 2 Euro kostete der Parkplatz auf einem Feld, den man nutzen musste und das Camping kostete 9,60 Euro pro Person also ein guter Nebenverdienst für die Stadt Pirmasens. Eine riesige Frechheit, die von langer Hand geplant wurde und die Stadtkasse garantiert gut gefüllt hat.

Wir kamen an und gingen durch die Security Kontrollen, bei denen uns ein Eistee Pack abgenommen wurde, obwohl direkt am Eingang ein Schild stand ein solcher Pack pro Person. wäre erlaubt. Als wir endlich drin waren, hatten Bleed Into One ihren Gig beendet. Sie haben wohl fast alle Tracks ihrer Releases gespielt da genug Zeit war und man von weitem fast nur Musik und kaum Gerede gehört hat. ‚Bleeds To Death' und ‚Ugly Memories' waren wohl auf jeden Fall dabei, aber die Stimmung war zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich warm gelaufen, da noch zu wenig Leute auf dem Gelände angekommen waren. Hardcore war wohl nicht der Geschmack des Publikums und deshalb ließen die meisten sich wohl Zeit bei der Anreise, denn die Höhepunkte des Tages, die Mad Caddies und Pennywise sollten erst viel später spielen. Es hatte auch kurz vor Beginn der Veranstaltung noch mal etwas geregnet und alles war nass und es gab einige Pfützen auf dem Sandplatz.

Um 15.45 Uhr war es an der Zeit die zweite Band des diesjährigen Rock im Waldes auf die Bühne zu bitten. She-Male Trouble aus Berlin durften nun eine halbe Stunde lang ihr Können unter Beweis stellen und versuchten ihr möglichstes die bislang rar gesäten Besucher vor die matschige Bühne zu bringen. Titel wie ‚Stuck' oder ‚Time Runs Fast' wussten zu überzeugen, aber Stimmung wollte beim dem bescheidenen Wetter nicht wirklich aufkommen. Den Abschluss eines durchaus soliden Auftritts machte ‚Unkind', ehe das erste wahre Highlight des Festivals auf die Bühne kommen sollte.

Nach einer kurzen Umbaupause kamen Sugarcult auf die Bühne und legten mit ihrem neuen Schlagzeuger sofort mit "You're The One" los. Das war Musik nach dem Geschmack des Publikums und die Stimmung verbesserte sich zusehends. Und auch dem letzten gefiel die Show als die Vier den Anfang von ‚We're Not Gonna Take It' von Twisted Sister anspielten. Und abgesehen von den Hits ‚Stuck In America', ‚Pretty Girl (The Way)' und ‚Daddy's Little Defect' wurden auch drei neue Tracks gespielt die höchstwahrscheinlich auf dem neuen Album sein werden, dass im Februar nächsten Jahres rauskommen wird (nach Angaben des Bassisten Airin). Mit ihrem beliebtesten Titel ‚Bouncing Off The Walls Again' beendeten die Jungs aus Santa Barbara den Gig und verabschiedeten sich vom Publikum.

Nachdem Gitarren gestimmt und das Drumset ordnungsgemäß aufgebaut worden waren kamen die Jungs von Saves The Day auf die Bühne. Das Publikum zeigte leichte Begeisterung gegenüber der pop-infizierten Musik dieser recht jungen Band. Der Sänger sah aus wie die kleiner Version von Bill Gates und hatte eine Gitarre die fast größer war als er selbst. Saves The Day spielten viele Songs von ihrem aktuellen Album und dem kommenden Album, aber auch einige Ältere. Die Älteren waren meist aber nur langsamer und ähnelten musikalisch den Neuen.

Nach Saves The Day begann der Teil des Programms den die meisten Besucher erwartet haben. Den Auftakt machten Thrice die gleich mit ‚Kill Me Quickly' durchstarteten. Danach kam der wohl beliebteste Track ihres aktuellen Albums "Under Killing Moon". Die Menge pogte und die ersten Bodysurfer des Tages wurden von der Security "gerettet". Sie spielten keinen Track ihres ersten Albums nur von den letzten beiden. Unter anderem wurden noch ‚All That's Left', ‚Trust' und ‚Cold Cash, Colder Hearts' gespielt bis die Show mit ‚To Awake And Avenge The Dead' ihren Abschluss fand. Thrice hatten ihr Ziel erreicht und ihr Publikum in Wallung gebracht.

Den ersten skantastischen Auftritt des Wochenendes hatten die Mad Caddies inne, die um halb Zehn mit ‚Road Rash' voller Elan die Bretter der Bühne betraten. Im Handumdrehen wurde die Menge vor der Bühne in den Bann dieser Kombo gezogen und zum Tanzen verleitet. Das neuste Release aus dem Hause Mad Caddies "" war erst einige Monate auf den Markt und wurde deshalb umso mehr in der Setlist berücksichtigt. ‚Villians' und ‚Silence' waren nur zwei Stücke des neusten Outputs, ansonsten gab es eine gut durchmischte Songauswahl. ‚Preppy Girl', ‚Gentleman' oder den Piratenskasong ‚Weird Beard' trieben die Stimmung auf den Höhepunkt und sorgten für mächtig Laune vor und auf der Bühne. Mit ‚Falling Down' gab es diesmal nur einen Song von ihrer "The Holiday Has Been Cancelled" EP geboten, was der Setlist deutlich zu Gute kam. Der Polka-Klassiker ‚All American Badass' beendete eine ganze Stunde Gute-Laune-Mucke und steigerte die Vorfreude auf den Headliner Pennywise.

Das Quartett um Frontmann Jim enterte dann endlich um kurz vor Elf die Stage des Waldsportplatzes und sorgten von der ersten Minute an für grandiose Stimmung trotz des schlechten Wetters. Auch Pennywise hatten ein neuen Silberling im Gepäck und gaben mit ‚Judgment Day' und ‚God Save The USA' zwei Kostproben des erst erscheinenden Albums "From The Ashes" ab. Ansonsten reihte sich Hit an Hit und kaum ein Song wurde unterschlagen. On nun das absolut geile ‚Perfect People' vom "About Time"-Album, der Klassiker ‚Pennywise' vom selbstbetitelten Debütalbum oder dem allseits bekannten ‚Alien' von der "Straight Ahead"-Scheibe, sämtliche Knaller kamen zum Einsatz. Fehlte nur noch der Jason Mathew Thirsk Tribute Song ‚Bro Hymn', den es wie immer erst zum Schluss gab. Matschig, durchnässt und völlig fertig verließen die Leute das Festivalgelände und freuten sich schon auf den nächsten Tag, der noch mal eine Scheibe drauflegen sollte.



Nachdem es morgens noch einmal kräftig geregnet hatte kamen wir Samstagmittag bei Skafield an, dem ersten Auftritt des Tages. Vor dem rechten Teil der Bühne war eine große Pfütze durch die sich ein, schon leicht angetrunkener, Fan durchschlittern lies. Das Bild erinnerte an Woodstock nur in Pirmasens war es wesentlich kühler und es war keine Sonne zu sehen. Skafield spielte fast alle Songs ihres Debütalbums bei Leech Records und es gefiel den schon so "früh" anwesenden Leuten. Es waren mehr da als am Tag davor, da wohl noch einige zusätzliche Leute erst Samstags angereist sind um Wizo zu sehen.

Die zweite Band des Samstags war die Osnabrücker Kombo Waterdown, die die bislang angekommenen Besucher mit handfestem Hardcore eine halbe Stunde verwöhnte. Aus ihrem neusten Werk "The Files You Have On Me" kamen enorm viele Songs auf die Setlist. Beispielsweise ‚Xerox' oder ‚Dodging Bullets' ließen das eine oder andere mal einen Pit aufkommen und man konnte bereits jetzt erahnen wie die Stimmung im Laufe des bombastischen Abends erst noch werden sollte. Die 30 Minuten vergingen wie im Flug, doch mit ‚Going Back' wurde ein wunderbarer Schlusspunkt für Waterdown gesetzt.

Nachdem der "Teufel" von Mad Sin die letzten Vorbereitungen beendet hatte kamen die Jungs aus Berlin auf die Bühne und begangen mit ihrer Rock'n'roll Show. Mad Sin war die einzige Band die mit Kontrabass statt einer Bassgitarre angereist waren, welches ein wichtiges Element des "wahren" Rock'n'Roll ist. Sie spielten unter anderem ‚Tornado' und ‚Communication Breakdown' aber der Abschuss war als sie ‚You Have To Fight For The Right To Party' spielten. Die Menge tobte und es wurde ordentlich gepogt bzw. bodygesurft.

Jetzt kamen die interessanteren und bekannteren Bands des Tages. Den Anfang dieser Auftritte machten die guten alten Vandals, die einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad durch ihr Album "Hitler Bad, Vandals Good" erreicht haben. Die Jungs hatten ne extrem gute Show in petto. Sie spielten die beliebten Klassiker ‚Anarchy Burger', ‚Cafe 405' und ‚And Now We Dance'. Vom aktuellen Album kam ‚My Brain Tells My Body' und davor ‚Oi To The World' vom 2000er Album des selben Namens. Der Abschluss des Gigs war der Hammer. Zuerst spielten sie ‚My Girlfriend's Dead', was sehr viele hören wollten und danach begann die richtige Show. Sänger Dave überließ Gitarrist Warren das Mikro und nahm dessen Gitarre. Sie fingen an ‚I Have A Date' zu spielen und während des Songs turnte Warren herum, stieg auf die Träger des Bühnendaches, sprang von den Boxen und machte allerhand anderen Quatsch. Alles in allem eine tolle Show.

Bei Poison The Well flachte die Stimmung etwas ab, doch das änderte nichts an der Bühnenpräsenz der Amerikaner. ‚Botchla' oder ‚Rings From Corona' von "Tear From The Red" wurden genauso berücksichtig wie ‚Loved Ones' vom aktuellen Output "You Come Before You". Alles in Allem eine gelungene Mischung ihres bisherigen Schaffens, die vom Publikum nicht ganz so begeistert aufgenommen wurde wie die Songs der Urgesteine der Vandals.

Die Stimmung kochte wieder hoch als Less Than Jake mit ihren Kracher ‚All My Best Friends Are Metalheads' die Bühne enterten und ihre Konfetti-Kanonen das erste Mal abfeuerten. Chris, Roger und Co entfachten wie immer ein Feuerwerk an musikalischen Ergüssen und ließen die anwesende Menge ordentlich Tanzen. Der kongeniale Singalong ‚My Very Own Flag' von ihrem Debütalbum "Pezcore" war nur einer von vielen Hits der Ska-Kombo aus Gainesville, Florida. ‚Automatic', ‚Al's War' oder der brandneue Song ‚Ghosts Of You And Me' ließen keine Wünsche offen. Schon eine ganze Stunde vorbei? Nicht ganz, denn die Hommage an ihre Heimatstadt fehlte noch. ‚Gainesville Rock City' war demnach das Sahnehäubchen der Show des Ska-Fünfers, der nun die Bühne für die Hardcore-Heroen von BoySetsFire räumen mussten.

Nathan und Co kamen um halb Acht mit ‚Release The Dogs' von ihrem aktuellen Album "Tody Come Tomorrow" aus dem Backstagebereich und brachten die Masse zum toben. Wer die Amerikaner kennt, weiß um ihre Quirlichkeit auf der Bühne bestens bescheid und so wunderte es niemanden dass BoySetsFire keine Zeit für überflüssige Ansagen fanden. Ohne großartige Unterbrechungen wurden Songs wie ‚My Life In The Knife Trade', ‚Handful Of Redemption' oder ‚Bathory's Sainthood' unter die Leute gebracht, die nun völlig am Austicken waren. Doch wie so oft ist eine Stunde bei gediegener und vor allen Dingen genialer Live-Mucke viel zu schnell vorbei, die mit dem absolut coolen Brecher ‚Rookie' beendet wurde.

Kurz nachdem BoySetsFire abgebaut hatten kamen Axel und Co auf die Bühne um den Soundcheck ihrer Instrumente selbst vorzunehmen. Sie testeten mit dem Song "Gemein", den das Publikum prompt zum Mitsingen nutzte, auch wenn es nur der Refrain war. Nachdem endlich der richtige Sound gefunden war, fingen sie endlich an zu spielen. Die Nummer zwei der Internetabstimmung, nämlich "Kein Gerede", wurde gespielt. Zwischen all ihren Liedern verfielen die Jungs immer einen Redeschwall und redeten fast mehr als sie spielten. Nach einem neuen Song waren sie der Meinung das Publikum würde Balladen sehr lieben und sie spielten ‚Take Me Tonight' an, weil das Publikum anfangs nicht sehr lautstark und begeistert war. Bis ‚Kopfschuss' und ‚Gute Freunde' gespielt wurden. Es gab kein halten mehr und alle sangen mit und es wurde sich kräftig bewegt. Nach ‚Raum der Zeit' und ‚Quadrat Im Kreis' verließen sie die Bühne um 3 Minuten später mit ‚Die Letzte Sau' und dem viel geforderten ‚RAF' die Show auf dem "Waldsportplatz" zu beenden. Nach 3 Jahren endlich wieder eine typische geniale Wizo Show.

Nachdem Wizo fertig war lichtete sich der Platz vor der Bühne etwas, da wohl die meisten nur wegen der Show von Wizo gekommen waren und die meiste Publicity durch die Seite von Wizo und deren Newsletter kam. Dann kam der Auftritt von Monster Magnet die irgendwie nicht unter die ganzen Punk und Ska Bands passte. Trotzdem machten sie eine sehr gute Figur auf der Bühne. Den Anfang machte ‚Tractor'. Während der Show versuchten Monster Magnet zwei Gitarren zu zerhauen und verbrannten eine. Am Ende der Show merkte man, dass die Jungs sich die beliebtesten Songs gut aufgehoben hatten, denn als ‚Bummer', ‚Negasonic Teenage Warhead' und als Abschluss der Serie ‚Space Lord' gespielt wurde folgte ein Freudenschrei der Fans den nächsten. Insgesamt eine sehr solide Show mit gutem Metal.

Nun war es nur noch eine Band, die den Waldsportplatz in Erlenbrunn mit ihrer Musik begeistern konnte. Seeed aus der Hauptstadt ließen sich mächtig Zeit beim Bühnenumbau und sorgten somit für eine viertel Stunde Verspätung. Als dann endlich die Lichter der Bühne ausgingen und die Jungs in schwarzen Kapuzen-Anoraks zum Vorschein kamen jubelten vereinzelt ein paar Leute. ‚Music Monks' war der erste Titel der Reggae / Hip Hop Formation. Im weiteren Verlauf kamen ihre Charthits ‚Dancehall Caballeros' oder ‚We Seeed', doch die meisten Leute machten sich bereits jetzt auf den Heimweg. Einer der letzten Songs war ihre neuste Single ‚Release', die nochmals abgefeiert wurde. Um kurz nach halb eins war es dann auch schon wieder vorbei mit dem Rock im Wald 2003 und der Sportplatz leerte sich zusehends.

Nils Manegold / Winfried Bulach






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