Nachdem Jay uns einige Zeit Backstage einige Fragen beantworte, fanden wir uns eine Viertelstunde vor dem Beginn in der riesigen Grugahalle ein. Sie sollte nicht vollständig gefüllt werden, was bei ihren Ausmaßen aber auch nicht weiter verwunderlich ist.
Die Mannen von Bad Religion überraschten mich bereits im Vorfeld als ich vernahm, dass die guten alten Schweden von Randy das Publikum anheizen sollten. Pünktlich wie die Maurer legte das Quartett auch gleich richtig los und ballerte den Zuschauern den Nihilismus Song ‚You Are What You Fight For’ voll vor den Bug. Ohne großartiges Gerede folgte auch gleich der erste wahrhaftige Hit ‚Addicts Of Communication’ von ihrem Erfolgsalbum „The Human Atom Bombs“. Stilecht, grandios, einfach nur Rock’n’Roll pur. Die angereisten Fans brauchten lange um warm zu werden aber spätestens beim Politknaller ‚Karl Marx And History’ war auch der Letzte Bewegungsbanause überzeugt und ließ sich das ein oder andere Kopfnicken entlocken. Vom bereits etwas älteren letzten Album „Welfare Problems“ (Anfang 2003) kam lediglich der Mitgröler ‚Cheater’ zum Einsatz und versüßte vielen die Wartezeit auf den Mainact Bad Religion. Lange mussten wir warten ehe der Übersong ‚Punk Rock City’ angeschlagen wurde, dann gab es allerdings kein halten mehr. Schade, schade, schade denn mit ‚Punk Rock City’ verabschiedeten sich die Schweden auch schon wieder, immer dann wenn’s am schönsten wird. Doch nein eine Zugabe gaben die Jungs noch. Das obligatorische Beatles Cover fiel leider aus, dafür gab es in der Mitte des Sets mit ‚Kiss Me Deadly’ ihre Version des Generation X-Klassikers geboten, der es ebenfalls in sich hatte.
Nachdem Randy das Publikum mehr als nur angeheizt hatte, sollte es laut Plan eine halbe Stunde Pause und im Anschluss zwei Stunden Bad Religion geben, das verriet uns vorher der Zeitplan im Backstage-Bereich.
Mit wenigen Minuten Verspätung, die mit einem sich wiederholenden Sample aus dem Intro ‚Overture’ überbrückt wurden, kamen Greg und Co dann auf die Bühne um gleich mit ‚Fuck Armageddon…’ das Publikum in einen Chor zu verwandeln, der aus einer Kehle „Fuck Armageddon…This Is Hell“ schreit. Die Setlist für das Konzert sollte 90 Minuten Minuten füllen, wie man am Ende des Konzerts feststellen sollte. 27 Songs sollten es sein, genau wie Jay es im Interview vorausgesagt hatte.
‚Supersonic’ war nicht nur der nächste Song, sondern auch eine treffende Beschreibung für den Sound in der Halle, der sehr klar und sauber rüberkam. Vom neuen Album „The Empire Strikes First’ kamen mit ‚Sinister Rouge’ und ‚Los Angeles Is Burning’ Lied Nummer 5 und 6 des Konzertes. Obwohl das Album erst eine Woche nach dem Konzert in Deutschland auf den Markt kommt, konnte ein Grossteil der Menge den Refrain ohne Probleme mitsingen, was auch bei den übrigen Songs der Neuveröffentlichung stark auffiel. Den ersten langsamen Song, als eine Art Pause, spielten sie in Form von ‚Epiphany’. Die Stimmung im Konzertsaal war extrem gut und man konnte sich einfach nur wohl fühlen.
Greg erzählte hin und wieder einige Dinge über die Band, wenn mal eine Pause zwischen den Songs gemacht wurde. Interessant ist zum Beispiel, dass ihr erster Gig vor 15 Jahren in der Zeche Carl, die ebenfalls in Essen steht, stattfand und dass sie diese Stadt am liebsten haben. Er bewies sein geografisches Wissen über das deutsche Ruhrgebiet indem er das Publikum nach ihrem Wohnort fragte, wobei er etwa 5 Städte im Gedächtnis behalten hatte.
Der wichtigste Titel des neuen Werks von Bad Religion kam nach dieser „Pause“. Annähernd jeder Anwesende buchstabierte die sechs großen Buchstaben in ‚The Empire Strike First’ mit. Nach ‚Atomic Garden’, der drei Stücke später kam, spielte Jay ‚Bro Hymn’ von Pennywise an und das Publikum grölte sofort den Refrain mit. Greg wurde dadurch sehr verletzt, meinte zumindest Jay, weil das Publikum den Song einer anderen Band „sang“.
Danach ging die Band zum Endspurt über, der unter anderem aus ‚Infected’, ‚Generator’ und ‚Sorrow’ bestand. Natürlich lieferten die Jungs auch eine Zugabe ab, wie das seit ewigen Zeiten bei den Kaliforniern Brauch ist. Entgegen der Äußerung von Jay, welcher bei dem Interview noch meinte es würde kein Song mehr von den Scheiben gespielt werden bei denen Brett nicht dabei war, wurde der ‚Punk Rock Song’. Als endgültigen Abschluss einer makellosen Show wurde noch der ‚American Jesus’ präsentiert nach dem sich die Fans um die Setlisten streiten durften.
Nils Manegold / Winfried Bulach