Konzerte

Morgana Lefay
Lanfear, Mindcrime, Tyrant Eyes

30.April 2005
Live Arena, Münster / Breitefeld

Fast der gesamte Abend in der Live Arena stand an diesem Abend im Zeichen deutscher Metalbands, wobei der Powermetal mehr Vertreter am Start hatte als die übrigen Stile. Die erste Band des Abends waren Tyrant Eyes, der Band um den Onkel Tom Drummer Sascha. Die meisten Leute hatten sich einen Sitzplatz geschnappt nur ein paar wenige standen vor der Bühne, um sich das Geschehen aus nächster Nähe anzusehen oder auch um ihre Nackenmuskeln etwas warm zu machen. Was Tyrant Eyes spielten war keinesfalls von schlechter Qualität, doch viele sparten ihre Kräfte für später, zudem waren noch nicht alle in der Arena angekommen. Das Konzert lief vor sich hin und der eine oder andere Titel von „The Darkest Hour“ wurde gespielt. Handfest, aber keine Überflieger, dachte so mancher, bis die Jungs einen neuen Song namens ‚Illumination’ auspackten, der eine geniale Melodik hatte und so manchen Zuschauer von seiner Sitzgelegenheit riss. Heiß wurde dem Sänger währenddessen keinesfalls, denn er hatte bereits 5 Flaschen Wasser über seine Glatze geschüttet, statt einen Schluck davon für die innere Kühlung zu nutzen. Großer Applaus wurde gespendet als die Jungs ihr letztes Lied anstimmten und Platz für die nächste Gruppe machten. Eine gelungene Vorstellung kann man nur sagen.

Die nächste Gruppe auf dem Plan war Mindcrime. Nach dem Intro ‚Falling Of Innocence’ vom aktuellen Album kam das Quintett auf die Bühne. ‚Der erste gespielte Titel war ‚Owner Of Secrets’ auf das ‚Search Of Serenity’ folgte, welches damit die ersten drei Titel von „Tourniquet Sleep“ vervollständigte. Die Besucher vor der Bühne hatten langsam zugenommen, denn der Sound, vor allem der des Keyboards, hatte sich im Vergleich zu ihren Vorgängern deutlich verbessert. Dark Melodic Metal nennt Mindcrime ihre eigene Musikrichtung, aber den Powermetallern die wegen Morgana Lefay gekommen waren, war das egal, Hauptsache was von der Bühne kommt rockt. Christoph Weller machte die eine oder andere Ansage zwischen den Songs, dabei fehlte es ihm nicht an Witz, denn im Publikum war jemand der versuchte seine Scherze mit der Band zu machen, die aber durch Christophs Wortgewandtheit nach hinten losgingen. Lang sollte der Gig nicht mehr dauern, aber der Geburtstag von Schlagzeuger Jens war eine Ankündigung wert und erntete einigen Applaus vom Publikum, bevor man zum letzten „Hit“ des Abends kam. ‚Burning Glass’ einer der besten Titel des aktuellen Albums und auch Namensgeber für eine EP der Band war der vorletzte Track, der allerdings zelebriert und gefeiert wurde. Nun war das Eis vollends geschmolzen, leider etwas spät, denn die Jungs sollten einen Song später schon Feierabend machen, dennoch haben sich die Herren wohl den einen oder anderen Fan auf diese Weise erspielt.

Nach dem doch spärlich ausgefallenen Keyboardsound der beiden Vorgruppen erhoffte ich mir bei Lanfear diesbezüglich ein wenig mehr Präsenz, wohl wissend um den nicht gerade geringen Anteil der Keys bei nur einem Gitarristen. Glücklicherweise konnte man bei dem Quintett die Tastentöne wesentlich besser wahrnehmen, sodass die Rahmenbedingungen für einen gelungenen Auftritt gegeben waren. Die mir berichteten bescheidenen Live Qualitäten der Band konnte ich an diesem Abend keineswegs nachvollziehen: Lanfear zeigten allemal, dass sie in der Lage sind, die Klasse ihrer Alben auch auf der Bühne transparent rüberzubringen. Auch wenn ein Shouter wie Tobias Althammer durch seine hohen Vocals wohl nicht jedermanns Sache ist, beeindruckt es dennoch, wie spielend leicht er dies auch auf der Bühne umsetzt. Auffälligster Akteur der Band war Gitarrist Markus Ullrich, der wie von der Tarantel gestochen jeden Millimeter der Bühne ausnutze und wohl am meisten der Anwesenden (inklusive Publikum) zu den Songs abging. Das er auch an den Saiten einiges zu bieten hat, bewies er ein ums andere mal, erwähnenswert sei hierbei vor allem das Gitarren Keyboard Duett bei , Dispraise’. Die Setlist wurde pari zwischen den beiden letzten Releases aufgeteilt. Lediglich ,Zero Poems’ dürfte einigen aus früheren, noch progressiveren Tagen, in Erinnerung sein. Ansonsten schufen Tracks à la ,Stigmatized’ ,Shaed Of Black’ The Fortune Lies Within’ oder der Abschlusssong ,Another Golden Rage’ eine gute Live Atmosphäre, sodass man Lanfear nach gespielten 45 Minuten einen gelungenen Gig attestieren konnte.

Auch wenn an diesem Abend noch 3 weitere sehr gute Bands mit im Boot waren, so war doch spätestens beim Opener ,Source Of Pain’ klar, dass die Anwesenden in der Live Arena nur wegen dem Headliner Morgana Lefay gekommen waren. War es vor der Bühne zu Beginn der Veranstaltung doch relativ überschaubar, so schien nun der ganze Club auf den Beinen zu sein, um zu den Songs der schwedischen Urgesteine um Frontmann Charles Rytkönnen abzugehen. Das die Songs des Fünfers bestens geeignet sind, um die Matte mal wieder durchzuwirbeln, dürfte bekannt sein. Von dieser Gelegenheit wurde an diesem Abend auch mal wieder reichlich gebraucht gemacht. Nimmt man alleine die Killertracks wie ,Maleficium’ oder ,Master Of the Masquerade’, so geht einem schon ein kleiner Schauer über den Rücken, wenn die tobende Masse begeistert mitgrölt und Charles mit seiner unvergleichlichen Stimme das letzte aus den Tracks rausholt. Glänzend unterstützt wurde der Shouter hierbei von seinen Bandkollegen, wobei sich Gitarrist Peter Grehn als zweite treibende Kraft am Mikro erwies. Der Sänger war an diesem Abend bestens gelaunt, war zu einigen Späßen aufgelegt („You Want Some Old Stuff? Something from the Beatles Area?), ließ die Zuschauer in den vorderen Reihen auch mal mit dem Mirko singen und wurde sogar von einem Fan aufgeklärt, dass ,Another Dawn’ von der „Sanctified“ stammt, was er dankbar für den weiteren Verlauf der Tour in Erinnerung behalten wollte. Die neue Scheibe der Schweden „Grand Materia“ sollte an diesem Abend ebenfalls nicht zu kurz kommen und war mit 4 Songs vertreten. Absolut genial kam hierbei, wie auch schon auf der Platte, ,Hollow’ zur Geltung, daneben gefiel zudem auch ,I Roam’. Dennoch verkam der Auftritt nicht zu einer Promotionveranstaltung, im Gegenteil: Die Schweden spielten an diesem Abend Werke von neun Studioalben, sodass wahrlich von jeder Epoche (inklusive der Lefay Releases) für alle etwas dabei war. Und somit wurde man auch Zeuge von den Anfängen der Schweden aus dem Jahre 1990, in dem man die superbe Halbballade ,Symphony Of The Damned’ schrieb und die zugleich auch die etwas sanftere Seite der Band zum Vorschein brachte. Einzigartiges Live Erlebnis. Über die Klasse der allseits bekannten ,The Boon He Gives’ braucht man nicht zu sprechen, die Antwort hierauf gab ein begeistertes Publikum, dass losgelassen den Chorus mitgrölte. Nach 90 Minuten war dann Schluss, die Band wurde von der kleinen aber begeisterten Menge würdig verabschiedet. Bleibt nur noch zu sagen: Mehr Metal geht nicht!

Winfried Bulach / Oliver Bender 






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