Konzerte

Warriors Of Steel XVII
Grave, Disbelief, Dew-Scented, My Darkest Hate, Destination's Calling

23.April 2005

Alle halbe Jahre wieder kommt die Metalgemeinde Südwest-Deutschlands nach Ludwigshafen, um neben Plattenständen, Bier und Freunden vor allem Livemusik zu genießen. Diesmal war ein besonders erlesenes Set ausgesucht worden. Mit der Schweden-Death-Legende Grave, den hessischen Death Metallern von Disbelief und der Thrash-Granate Dew-Scented waren gleich drei potentielle Headliner geladen. Vor noch recht spärlicher Kulisse durften Destination‘s Calling dann eröffnen. Die recht junge Band hatte für eine Spielart des Power Metal entschieden, was sie zwar vom Rest des Billings abhob, nicht jedoch schlechter machte. Nach zwei bis drei Songs tauten die Jungs auch auf, bewegten sich mehr und spielten einen ordentlichen Auftritt. Die Keyboards waren zwar nicht mein Fall, doch für Power Metal Fans stellten die Herren sicher einen guten Einstieg in den Abend dar.

My Darkest Hate sind nun auch schon ein paar Jahre aktiv und das war sofort auf der Bühne zu spüren, mit Routine knallten der Vierer den Old-School Death Metal raus. Ganz im Stile der noch mit dem Thrash verbunden Vorbilder kam dabei einiges an geilen Riffs aus den Boxen. Der gute Sound tat ein übriges das nun zahlreichere Publikum zu begeistern und so bildeten sich die ersten haarschwingende Gruppen. Der Sänger grunzte sich einen und auch die Gitarrenfraktion gab am Bühnenrand alles.  Der Sound von My Darkest Hate erinnerte mich immer wieder an alte Sepultura, gerade was die prägnante Gitarre spielte war doch gelegentlich leicht „schizophren“. Nach 45min Spielzeit verließ die Band unter Beifall die Bühne und durfte sich über einen gelungenen Auftritt freuen. Den einen oder anderen Fan sollten sie auf jeden Fall gewonnen haben.

Nach fast schon zu kurzer Umbauphase tauchte eine Speerspitze der deutschen Metalszene auf der Bühne auf und räumte ab, wie es an diesem Abend keine weitere Band schaffen sollte. Dew-Scented hatten Sound wie er nötig ist, sehr differenziert, so dass man die Präzision dieser Band genießen kann. Die Haare flogen auf und vor der Bühne und die Temperatur stieg im Saal nun merklich an. Diese Band konnte auch von vorne bis hinten nur begeistern, geile Aktion auf der Bühne und Songs die live fast noch besser Arsch treten als auf Platte. ‚Destination Hell‘, ‚Soul Poison‘, Life Ending Path‘, ‚Inwards‘, ‚Unconditional‘, ‚Locked In Motion‘ und vor allem ‚Cities Of The Dead‘ sind riesig, man will einfach nur noch ausrasten. Als Bonus spielten Dew-Scented dann auch noch drei Songs vom im Juni erscheinenden neuen Album und ich kann nur sagen, warm anziehen, wenn das Album nur annähernd die Qualität dieser Songs halten kann, wird es eines der Topalben des Jahres. Noch mehr Rhythmus ohne die Geschwindigkeit zu vergessen, da geht jedem Thrash Metal Fan das Herz auf. Das Publikum feierte die Band dann auch gebührend ab und der Livemitschnitt, der möglicherweise für eine DVD der Band verwandt wird, sollte dies nur bestätigen. Weiter auf dem Vormarsch und immer besser.

Disbelief hatten es da fast schon schwer gegen anzukommen, doch auch diese Band hat mittlerweile so viele Auftritte gespielt und Alben veröffentlicht, dass sie spielend das Publikum mit dem Opener des neuen Albums gleich zu Beginn verwöhnen konnten. Auch hier stimmte der Sound, um den walzenden Death Metal und die psychotischen Leadgitarren gut dastehen zu lassen. Jagger grunzte und schrie sich die Kehle aus dem Hals, um zwischen den Songs verpeilte Kommentare abzugeben. Auch der Rest der Band ist sehenswert, da gebangt wird wie blöde und dennoch das Spielen nicht vergessen wird.  Mit den Backdrops des neuen Albums dachte man es würde wohl vor allem Songs von „66Sick“ gespielt, doch weit gefehlt, nahezu die gesamte Bandkarriere wurde abgedeckt, wobei die letzten beiden Outputs mehrfach gewürdigt wurden. So gab es vom neuen Album noch die Highlights ‚Rewind It All‘, ‚Lost In Time‘ und ‚For God‘, überraschen spielten Disbelief auch ‚Crawl‘, das live jedoch auch besser klang als auf LP. Vom letzten Teil durfte neben dem Überhammer ‚To The Sky‘ natürlich nicht ‚Spreading The Rage‘ und ‚Ethic Instinct‘ fehlen. In der Zugabe wurde dann noch ein Song vom Debüt gespielt, aufgrund geschwächter Erinnerung des Autors wird hier nur die Vermutung geäußert, dass es ‚Against The Shadow‘ war. Die Menge feierte auch die Hessen ab, aber wohl auch der Art der Musik geschuldet, nicht so extrem wie Dew-Scented. Dennoch ein gelungener Auftritt.

Als Headliner durften dann Grave die Bühne betreten, ein äußerst rares Ereignis gerade in Deutschland, so drängte sich auch die Fotografenmeute vor der Bühne, um dieses Ereignis der Nachwelt zu erhalten. Leider merkte man den Schweden ihre Bühnenabstinenz auch an, da sie wesentlich weniger tight auf der Bühne waren als die beiden vorangegangenen Bands. So zehrten Grave dann auch mehr von ihrem Legendenstatus, den sie gerade wegen „Into The Grave“ durchaus zurecht tragen. Der Sound ließ zu Beginn keine Wünsche offen, bereitete im Verlauf jedoch einige Probleme, da die Leads etwas untergingen und es etwas zu einseitig rhythmisch zuging. Auch der Schlagzeuger war gelegentlich ein wenig unsauber, was die Beinarbeit anging, so dass die Freude etwas getrübt wurde. Das Publikum war denn auch weniger euphorisch denn andächtig und applaudierte brav. Auch die Pausen, die die Band zwischen den Songs benötigte, trugen nicht zu Steigerung der Atmosphäre bei. So lieferte Grave einen allenfalls durchschnittlichen Auftritt ab, der nur zwei mögliche Schlüsse zulässt, entweder die Band beginnt wieder mehr live zu spielen oder verzichtet ganz darauf. So macht sie ihren Status eher kaputt.

Nach der Livemusik konnte man dann zum gemütlichen Teil des Abends übergehen, sprich der Metaldisko. Im Keller gab es fast nur achtziger Jahre Klassiker zu hören und der angeheiterte sich stetig verkleinernde Haufen Headbanger feierte noch bis es „Hell“ wurde. Ein sehr cooler Abend, auf ein neues im Herbst.

Christian Kremp