Tausende Leute wanderten am 03. Juli 2004 zur Würzburger Uni, um bei der diesjährigen Campus Invasion teilzunehmen, so auch zwei Evil Rocks Hard Redakteure, die die Uni erstaunlicherweise über einen Schleichweg erreichten und nicht über den vorzüglich ausgeschilderten "offiziellen" Weg, was unendlich am Nervenkostüm der Schreiberlinge und Mitreisenden zerrte. Endlich angekommen wartete das nächste Hindernis an der Kasse, welches mit Leichtigkeit nach einer halben Stunde geklärt wurde. Das Resultat der anstrengenden Autofahrt und der unterhaltsamen Beschaffung unserer Karten führte dazu dass wir die Newcomerband Zinoba quasi komplett verpassten. Lediglich die letzten beiden Songs des 30-minütigem Auftritts konnten wir frontal erleben. Einfach gestrickte Melodien, die sofort ins Ohr gehen und zum Mitsingen animieren, diesen Eindruck hinterließ zumindest der letzte Song. Zum Glück dauerte die Umbaupause nicht so lange und die zweite Band des Nachmittags - die englische Drei-Mann Combo - Keane startete ihren Versuch die Massen mit ihrem "Electro-Brit-Pop" hinter sich zu bringen. Mir erschien das als eine unlösbare Aufgabe, denn das Trio benutzt lediglich ein Keyboard, ein Schlagzeug und die zarte Stimme ihres Frontmannes, um Musik zu machen. Wo sind den bitteschön die Gitarren? Zu Hause gelassen? Nein, die Engländer benötigen solche wunderbare Instrumente nicht um ihren Stil an die Leute zu bringen. Mit Songs wie ‚Somewhere Only We Know' oder ihr aktueller Charthit ‚Everybody's Changing' eroberten sie sicherlich einige Fans und hinterließen einen ordentlichen Eindruck. Doch irgendwas fehlte, was es bei den nun folgenden Bands im Übermaß geben wird: Gitarren, hart und roh…
Nachdem das langsame Programm endlich beendet war sollte es das kraftvolle Doppelpack aus den Lostprophets und Monster Magnet geben. Zuerst waren die sechs Waliser an der Reihe das Publikum kräftig in Bewegung zu versetzen, was angesichts der vielen anwesenden MTV Konsumenten, die unter anderem ‚Burn Burn' und ‚Last Train Home' aus den Charts kannten, kein Problem sein sollte. Vor dem Auftritt gab es noch eine passende Anmoderation die mit der Refrainzeile "But we sing" aus ‚Last Train Home' beendet wurde.
Als Einstimmung auf den Gig brachten Ian und Co die Titelmusik der Zeichentrickserie Batman als Intro mit. Die ersten zwei gespielten Titel sind eins zu eins von ihrem aktuellen Album "Start Something" übernommen worden, denn es waren ‚We Still Kill The Old Way' und ‚To Hell We Ride'. Von den 18000 gekommenen Besuchern bewegte sich der Hauptteil direkt vor der Bühne am meisten und es fing an wärmer zu werden. Da es den gesamten Tag bewölkt war, der Regen aber glücklicherweise ausblieb, hatten alle Leute gute Laune. Nach ‚Make A Move' gab es eine kleine musikalische Ruhephase, die in Gestalt von ‚Last Summer' daherkam. Strategisch war das sehr gut überlegt denn danach kam der Titel auf den wohl 90% der Charthörer gewartet hatten, ‚Last Train Home'. Vor der Bühne wurde lautstark mitgesungen, auch wenn einige dort schon stark angetrunken waren. Bei einem Durchschnittsalter von 16 war das nicht verwunderlich, denn diese Altersgruppe kam anscheinend nur wegen dieser Art des "Vergnügens". Leider war zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als die Hälfte der Show vorbei, aber kurz vor Schluss sollte mit ‚Fake Sound Of Progress' wenigstens ein Song vom gleichnamigen Debüt kommen. Wenn man etwas mit einem Knall beendet, behalten es die Zuschauer besser in Erinnerung und gemäß dieser Weisheit kam ‚Burn Burn' als Abschluss einer gelungenen Präsentation.
Monster "Fucking" Magnet, die Rockgötter aus New Jersey, standen als nächster Punkt auf dem Spielplan. Sie passten nicht wirklich zum Rest des sehr poppigen Lineups, denn das was jetzt kam war purer Rock vom Feinsten mit dem nicht viele Zuschauer etwas anfangen konnten. ‚The Right Stuff', war kein zu harter Einstieg, machte durch seine genialen Gitarrenparts aber schon einiges her. Der eine oder andere wippte mit dem Fuß, Kopf oder anderen Teilen des Körpers mit, aber niemand war dabei, der die Musik wirklich genoss. Das Geniale am Auftritt war, dass besonders viele Tracks ihres aktuellen Albums "Monolithic Baby!" gespielt wurden. Beim dritten Song ‚Supercruel' waren die Gitarren warm gelaufen und Dave Wyndorf betonte, passend zum veranstaltenden Medium, die Textzeile "Supercruel, TV's garbage" sehr deutlich. Langsam näherte sich der Gig seinem Höhepunkt. Bei ‚Unbroken (Hotel Baby)', der nicht ohne Grund als Single aus dem letzten Album ausgewählt wurde, war es endlich soweit und die Erwartungen der wenigen Monster Magnet Fans die zugegen waren wurden vollständig erfüllt. Ausgepowert aber glücklich konnte man es bei ‚Monolithic' etwas gemächlicher angehen lassen. Leichte Schunkelbewegungen gingen durch die Menge, welche sich bei ‚Radiation Day' verschnellerten und am Ende auf alle übergriffen, denn der letzte Song der gespielt wurde war allen bekannt. Der Refrain von ‚Space Lord' schallte durch die Menge, danach wurde, wie das bei Monster Magnet so Brauch ist, eine Gitarre zertrümmert und ins Publikum geworfen.
Nach diesem genialen Doppelpack der etwas härteren Rockmusik, war es an der Zeit die beiden momentan angesagtesten deutschen Bands zu begutachten. Wir sind Helden, die als letzte Band für die Invasion bestätigt wurden machten den Anfang. Das Quartett mag ja großen Erfolg haben und viele, sehr viele Leute zur heutigen Campus Invasion gezogen haben, aber für den Musikliebhaber der etwas härteren Gangart klingen die Helden doch irgendwie langweilig und total monoton. Aber wollen wir mal nicht so hart sein, denn irgendwas müssen sie ja an sich haben um die ganze Meute hinter sich zu vereinen, von Begin an war fast das komplette Publikum am Mitsingen. Von ihrem Durchbruch ‚Denkmal' über ‚Guten Tag' bis hin zum letzten Track des Sets ‚Müssen nur wollen' boten die Helden eine gelungene Auswahl aus ihrem aktuellen Album "Die Reklamation". Live kommt das ganze Material zwar souverän rüber, aber der berühmte Funke springt nicht zum Autor über, deshalb bleibt nur ein Fazit: wenigstens kann ich sagen ich hab den Echo-Gewinner live gesehen.
Der Headliner der Invasion, die Sportfreunde Stiller, benötigte am längsten für den Aufbau und das Stimmen der Instrumente. Die drei Jungs aus dem schönen Bayern waren gekommen um die Bedürfnisse der angereisten Fans zu befriedigen und brachten sämtliche ihrer Charthits und ihr derzeitiges Album "Burli" mit. Schon am Anfang gab es einen tiefen Einblick in eben genanntes Werk. ‚Frühling' brachte die Bewegung, die bei ‚Siehst du das genauso?' wieder abflaute. Man merkte, welche Band die Leute erwarteten und damit auch welche Musik sie zu hören pflegten. Da die Sportfreunde noch keine Masse an Tonträgern vorweisen können, waren sie in der Lage einen größeren Teil ihres gesamten Liedgutes unter die Leute zu bringen, bei dem zum Ende hin auch das allseits beliebte ‚Ich, Roque' nicht fehlen durfte. Die Menge war danach kaputt und obwohl es in der Mensa der Universität noch eine Aftershow-Party gab, zogen es die meisten vernünftigen Leute vor nach Hause zu verschwinden.
Winfried Bulach / Nils Manegold
- Keane Info
- Keane Website
- Lostprophets Info
- Lostprophets Website
- Monster Magnet Info
- Monster Magnet Website
- Sportfreunde Stiller Info
- Sportfreunde Stiller Website
- Wir sind Helden Info
- Wir sind Helden Website
- Zinoba Info
- Zinoba Website