Freitag der 21. Juni 2002 sollte mit einem guten Konzert im Wiesbadener Schlachthof ausklingen, aber was wir dort geboten bekamen war mehr als nur ein einfaches Festival mit acht durchschnittlich bekannten Bands...
Als erste Band des Abends kamen die vier Jungs von Joshua auf die Bühne. Da die Halle noch nicht so gut besucht war und die meisten Leute noch den Sieg der deutschen Nationalmannschaft über die USA feierten, wollte bei den Emo Popern nicht die richtige Konzertstimmung aufkommen. 20 Minuten gab es handfeste Musik, wobei Joshua größtenteils Songs von ihrem aktuellen Album „Singing To Your Subconscious“ darboten. Nach einer kurzen Umbaupause betrat die Eindhovener Band Peter Pan Speedrock die Bretter des Schlachthofes. So langsam aber sicher trudelten immer mehr Leute in den Schlachthof ein und es kam so ein gewisses Konzertfeeling auf. Die Jungs spielten Songs wie ‚Rock Habit’, ‚Resurraction’ oder ‚Motörblock’ von ihrem letzten Longplayer „Premium Quality…Serve Loud“, aber auch ein paar ältere Tracks von ihrem Erstlingswerk „Killermachine“ standen auf der Setlist. Nach abermals 20 Minuten mussten auch sie die Bühne verlassen. Nun war es an der Zeit das Side-Project Solea von Samiams Gitarristen Sergie zu bewundern. Ohne viel Drumherum begannen sie mit den Songs ‚Leaving Today’ und ‚Shuffle’ von ihrer ersten Veröffentlichung („Solea“ MCD). Sänger Garrett versuchte immer wieder das Publikum zu animieren, aber von den ca. 100 Leuten, die vor der Bühne standen kannte keiner die Band, geschweige denn die Songs, was ich persönlich sehr schade fand. Überraschenderweise ließen Solea die ruhigen Tracks wie ‚Shotgun Wounds’ oder ‚Almost Gone’ ganz weg und spielten stattdessen ein paar neue Songs, die wohl auf den ersten Longplayer kommen (‚Cali’ und ‚Frankie’). Das Sergie enormen Einfluss auf das Songwriting hat hörte man bei dem Samiam-ähnlichen Song ‚Summer’. Solea boten 25 Minuten eine wirklich gute Show, die ebenfalls darunter litt, dass die Halle nicht mal zu einem viertel gefüllt war. Nichts desto trotz werden die vier Jungs mit diesem Gig einige Fans gefunden haben, mich konnten sie live jedenfalls vollkommen überzeugen. Was nun folgt ist doch klar, die übliche Umbaupause, bei der mal wieder jeder im Schlachthof rausrannte, um sich ein frisches Bier zu holen.
Nun war es an der Zeit, Vinnies (Drummer von Less Than Jake / Boss von Fueled By Ramen) Schützlinge The Stereo zu begutachten. Die Mannen um Jamie Woolford hatten ebenfalls 25 Minuten Zeit ihr Können unter Beweis zu stellen. The Stereo bot Rock vom Feinsten, ohne viel Gelaber und Spielereien. Das Hauptaugenmerk legten The Stereo natürlich auf ihr kürzlich erschienenes Album „Rewind & Record“, von dem sie unter anderen die Songs ‚Turn Off Your TV’ und ‚Pay No Attention’ dem Publikum darboten. Gegen Ende gab es noch ein paar Diskussionen, da die Band noch unbedingt einen Song spielen wollte, der aber nicht mehr ins Zeitlimit passte, also diskutierte man ein paar Minuten und letztendlich bekamen wir noch einen Song namens ‚1994’ zu hören. Nach weiteren 20 Minuten Umbaupause folgten die Turbo AC’s, die zu dritt die Menge das erste Mal so richtig in Stimmung brachten. Sie gaben einen guten Überblick über ihr bisheriges Schaffen und spielten eine gelungene Mischung aus ihren letzten beiden Alben „Winner Take All“ und „Fuel For Life“ (‚Hit The Road’, ‚True Believer’ oder ‚Death Foot’). Auffälligkeiten gab es während der 45 Minuten keine, lediglich dass der Saal voller wurde. Nun war der erste Haupact von der Bühne und draußen wurde es auch allmählich dunkel. Es ging mal wieder zu den Getränkeständen, um sich ein letztes mal zu erfrischen, denn von nun an kamen die Leute auf einmal aus allen Ecken gekrochen, um die letzten drei Bands Rival Schools, Less Than Jake und Muff Potter zu sehen.
Gerade zum Beginn von Rival Schools schafften wir es in der ersten Reihe anzukommen, wo sie auch schon mit ‚Travel By Telephone’ loslegten. Passend dazu ging es mit etwas rockigen Songs á la ‚Favorite Star’ oder ‚The Switch’ weiter, ehe man die Ballade ‚Undercovers On’ zum Besten gab, die erstaunlich viele Leute, mit Feuerzeug in der Hand, mitsingen konnten. Sänger und Mastermind Walter war von Beginn an aufgedreht wie ein Brummkreisel und sprang auf der Bühne herum wie ein Irrer, worunter die Musik zu keinem Zeitpunkt des Gigs litt. Was nun als letzter Song kommen musste war glaube ich jedem in der Halle klar: ‚Used For Glue’, ein absolut würdiger Abschluss, der die Menge nochmals zum springen animierte. Ich habe zwar die aktuelle Rival Schools CD „United By Fate“ zu Hause rumfliegen, aber ich hätte niemals gedacht, dass die Jungs mich live so überzeugen könnten, einfach geniale Musiker die Rival Schools. Was nun folgte war die längste Umbaupause meines Lebens, denn ich wollte unbedingt die Jungs von Less Than Jake zum dritten Mal bewundern und blieb natürlich in der ersten Reihe stehen, um auch alles genaustens mitzubekommen. Zu allem Überfluss gab es dann auch noch einen Stromausfall, was das Warten auch nicht gerade angenehmer machte. Als das technische Problem endlich behoben und alles für Less Than Jake angerichtet war, konnte es auch gleich losgehen. Das Licht ging aus, man vernahm die Worte des ‚All My Best Friends Are Metalheads’-Intros und 20 Sekunden später standen die Leute in den ersten Reihen in einer Konfetti Wolke. Es folgten Songs wie ‚Mr. Chevy Celebrity’ oder ‚Johnny Quest Thinks We’re Sellouts’, aber spätestens bei ‚My Very Own Flag’ war es aus mit dem ruhigen zuschauen, denn bei dem bekannten ohohohoh-Part sang jeder (zumindest in den ersten Reihen) lauthals mit (auch Leute, die sich nicht für LTJ interessieren!). Eins fehlte irgendwie, ach ja Mr. Skull. Er ließ eine ganze Weile auf sich warten und als er endlich die Bühne betrat brachen endgültig alle Dämme und die gesamte Halle war am abtanzen, mitsingen und feiern, einfach ein geiles Konzertfeeling, das man sein Leben lang nicht vergessen wird. Eine knappe Din A4 Seite Setlist, auf der auch unter anderen die Songs ‚Boring Town’, ‚Nervous In The Alley’, ‚I Think I Love’, ‚Gainesville Rock City’ oder ‚Look What Happened’ zufinden waren, gab es um die Ohren geballert. Zum Abschluss eines einstündigen Feuerwerks gab es noch ‚Al’s War’, eine Menge Konfetti und einen Feuer speienden Mr. Skull, der übliche Abschied halt. Roger hatte allerdings noch nicht genug und sprang ins Publikum, um sich wieder zurück tragen zu lassen, danach verabschiedete er sich brav bei der kompletten ersten Reihe per Handschlag. Einziges dummes Ereignis des LTJ Gigs war ein ganz intelligenter Punkrock-Anhänger, der während des Auftritts von LTJ auf die Bühne kam und die Worte „Es gibt keine bessere Punkrockband als NoFx, der Rest sind alles nur Coverbands, die von NoFx die Songs klauen.“ Ins Mirko brüllte. Sänger Chris verstand zwar kein Wort von dem was der Kerl da von sich gab, aber er grinste ihn die ganze Zeit dumm von der Seite an, so dass man den armen Wicht wegen seiner unqualifizierten Kommentare nur auslachen konnte. Ich war völlig platt und verzog mich in Richtung Sitzreihe, um so die Show von Muff Potter wenigstens halbwegs zu verfolgen. Viel bekam ich allerdings von der Emo / Pop / Punk Combo nicht mehr mit, aber mit Songs wie ‚Zu Wenig’, ‚Take A Run At The Sun’ oder ‚100 Kilo’ ließen Muff Potter einen wunderschönen Tag ausklingen.
Nils Manegold
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