Konzerte

Supersuckers
Future Ex Wife, Minus

31.Januar 2004

Anlässlich eines kleinen Trips in die schottische Metropole während eines verschneiten Wochenende ergab sich so einiges an lustigen Ereignissen. Nicht nur dass die Billardtische kleiner waren, auch die Röcke der holden Weiblichkeiten schienen in diesem eher frischen Klima unverständlicher, doch erfreulicherweise etwas höher als sonst getragen zu werden. Bier war unbezahlbar, weshalb auch deutsche Produkte das Nettogewicht des Hinfluges erhöhten. Von solchen Begebenheiten getragen, erhielt man auch Nachricht eine Band mit dem Namen Supersuckers würde hier ein Gastspiel geben. Welch Chance im Heimatland von Led Zeppelin, Maiden, Priest oder genauer noch The Exploited einem Konzert beizuwohnen.

Dass das Vereinigte Königreich anders ist war klar, aber 10£ für zwei Bands (die dritte war kostenlos) sind happig. Aber was soll's, man hat es ja. Da den Laden jedoch ein Schild mit dem Aufdruck 'Sold Out' zierte, musste nochmal zwei Pfund drauf gelegt werden. Future Ex Wife hatten gerade angefangen zu spielen und etwa fünfzig Nasen verloren sich im Keller des Etablissements. AC/DC und Led Zeppelin sind die Vorbilder dieses Vierers und das ließ sich gut an, knackiger Sound, sauber gespielte Riffs, ordentlicher Gesang waren die Hauptvorzüge der Ex-Weiber. Unverkrampft zockte man besonders gut, wenn der Speed (das war der erste Anglizismus) auf dem Programm stand. Witzige Ansagen und ein Gitarrist, der als die Saite seines Bandkollegen riss, mal eben den eigenen Song, der schon frech bei AC/DC geklaut war, mit dem Ende des Originals versah. Sehr lässig. Ein Cover von 'Dazed And Confused' mit herrlich schrägem Ich-sing-die-Gitarre-an-Part gab es ebenfalls zu hören. Sehr netter Einstieg in den Abend, manchmal wäre ich froh wir hätten solche Vorbands in Deutschland.

Nach kurzer Soundcheckzeit kamen dann im nun zwar gut gefüllten, für deutsche Verhältnisse jedoch nicht ausverkauften Clubs die Supersuckers hervor gekrochen. Die Stimmung war dennoch erwartungsfroh und Eddie Spaghetti und seine Mannen rockten von Beginn an los. Mit Sonnenbrille und Hut konnte der Spaß nicht vor der Tür bleiben, wie auch Eddies Ansagen bewiesen, die äußerst relaxt vorgetragen wurden. Sehr tight und routiniert spielte die Band ihr Set herunter, wobei das Publikum zwar jubelte und mit sang; Luftgitarrenspiel, Bierverschüttungen oder Stagediving wurde überraschenderweise jedoch nicht geboten, da war man sich wohl zu fein für, in Workingclass-Glasgow. Zumindest beunruhigend... Aber was soll's Spaß für mich war genug da, denn die Amis rissen sich schön den Arsch auf und ließen mich hoffen, dass bald mal eine Deutschlandtournee ansteht, damit auch sie was von den Fans geboten bekommen. Ihr Angebot war verlockend. Gerade der Country-Blues-Part des Auftrittes bildete eine interessante und fast auch gebildete Abwechslung zu den rotzigen Gluecifer-soundalikes im Set der Washingtoner (bundesstaatlich versteht sich). Mein Songtitelfavorit war 'The Evil Power Of Rock'n'Roll' ansonsten gab es gut gemischtes mit Hauptaugenmerk auf dem neuen Werk "Motherfucker Be Trippin'" zu hören. Daneben ist mein Bandliebling der Drummer, der aussieht wie alles, nur nicht wie ein Rocker. Nach dann ca.1 ½h verließen die Helden ihren Arbeitsplatz um dem Redakteur erstmal eine Pause zu gönnen. Guter Auftritt mit reserviertem Publikum. Rock my life.

Um halb eins in der Nacht wurde es zwar nicht kalt, aber Minus aus Iceland trafen auf einen spärlichen Rest an ausharrenden Zuschauern. Mit Tattoos gesegnet, rockten die fünf in Großbritannien bereits bekannteren Gewinner des heimatlichen Rock Grammies durch eine Stilrichtung die Grunge mit Stoner Rock verband und einige Ausbrüche des etwas stark inszenierenden Sängers zu verkraften hatte. Verkraftet hatte sich auch der Gitarrist, der wie ein Bär sein Stück Holz in der Pranke hielt. Musikalisch waren interessante Ansätze zu sehen, die aber durch Einheitsspielereien oft zu nichte gemacht wurden. Gerade die sphärischen Gitarren, die kalt und frostig daher kamen sind ausbaufähig. Zudem gilt die alte Rockregel vor allem für den Schlagzeuger, erst spielen lernen, dann posen. Und wenn schon Stock kreisen lassen, dann bitte nicht in Zeitlupe, sondern mit Stil (und Stock). Potential nach oben ist da, üben angesagt. Auf Wiedersehen Glasgow und vielen Dank an Paul Glasgow.

Christian Kremp