Der erste Weihnachtsfeiertag dieses Jahr war zur Abwechslung mal nicht mit der Familie, sondern mit der Terrorgruppe geplant. Das bedeutet Rohe Weihnachten mit viel Musik, Bewegung und einem der letzten Live Auftritte von MC Motherfucker und Co.
Als erstes sollten uns die 4 Pfälzer Buben von Trend verwöhnen, die Punk 19 Uhr die Bühne betraten. Gleich der zweite Song hieß ‚Standortvorteil’ den die Jungs von der anwesenden Menge forderten. Die Menge war nicht allzu angetan von dem was da von der Bühne schallte, aber es war schließlich noch früh am Abend. ‚Was soll’s’ war die nächste Frage die von Trend gestellt wurde, wobei der Sänger eine komische Figur machte, da er seit Anfang des Gigs sein Mikro oder seine Hand gegen seinen Kopf schlug. Bis zur Hälfte ihres Auftritts bestimmten ausschließlich Forderungen und Fragen die Songauswahl des Quartetts, denn sie forderten ‚Mehr Rockelemente’ und gaben sie dem Publikum gleich mit auf den Weg. Langsam aber sicher wärmte sich das Publikum auf und etwas Bewegung kam ins Spiel. Von ihrem Album „Das Produkt“ kam der seltsame Titel ‚Thälmann Tombola’ bei welchem von einem Auftrag denn die Vier angenommen haben gesungen wurde. Das Niveau war bis zu diesem Punkt nicht schlecht und musikalisch gesehen boten die Pfälzer einige nette Titel, aber mit ‚Gott hat keine Flugzeuge’ nahm dieses Niveau ein Ende und ging nach unten. Der letzte Titel war einfach nur ein einziges Gegröle, dem sich einige Leute aus dem Publikum anschlossen, obwohl sicher keiner verstand was die Herren da sangen. Endlich war der Gig zu Ende und man konnte auf qualitativ bessere Musik von The Movement warten.
Die Punk’n’Skaler von The Movement ließen auch nicht lange auf sich warten und legten auch gleich nach einem kurzen einleitendem Drumsolo mit ihrem Stamm-Opener ‚No Jobs’ richtig los. Ein wenig sonderbar scheinen The Movement mit ihren Anzügen ja schon auszusehen und das als Punk’n’Ska Trio. Vereinzelt hörte man schon vor dem Gig, dass man sich die Band nicht unbedingt anhören müsse, aber wer sie nun live on Stage sah wurde 100%ig eines besseren belehrt. Getreu dem Motto ihres letzten Albums „Move“ pogte die Masse vor der Bühne bei Titeln wie ‚Get Pissed’ oder ‚Losing You’ und warf alle Vorurteile von Bort. Nicht immer ganz ersichtlich sind die politischen Botschaften und Gesten der Band, aber bei dem Anti-Amerika Song ‚One Way Culture’ kam die Message hervorragend rüber. Da ein neues Album der Band in Vorbereitung ist gab es auch gleich einmal die eine (‚A Little Rain’) oder andere (‚No Regrets’) Kostprobe geboten, ehe man erneut den Perlen ihres Debütalbums beiwohnen durfte. Den Höhepunkt der Show von The Movement war sicherlich der Ohrwurm ‚Turn Away Your Faces’, der vom Publikum heftig gefeiert wurde. Nun war es an der Zeit Platz zu machen für die beiden letzten Bands der Rohe Weihnachten Tour und so gab es zum krönenden Abschluss noch den Song ‚Waiting’ geboten, bevor man sich nach einer knappen halben Stunde Rock’n’Rolls ordentlich verabschiedete.
Die Melodien von The Movement noch in den Ohren, machten sich Muff Potter die Wiesbadener Bühne heimisch indem sie ihre Old School Tischlampen anschlossen und so den Charme eines Wohnzimmers von der Bühne leuchten ließen. Nach einem kurzen Intro begannen die Münsteraner mit ‚100 Kilo’ das dem Publikum ein Begriff war, denn schließlich hat Muff Potter von ihren mehr als 400 Gigs etwa ein halbes Dutzend mal in der Hauptstadt Hessens gespielt. Die Stimmung schwang sich von Höhepunkt zu Höhepunkt, als ältere Songs wie ‚Bis zum Mond’ und noch unbekannte Titel wie ‚22 Gleise später’ spielten. Tanzen, Pogen und auf der Menge surfen war schon alles drin, während aus den Lautsprechern ‚Unkaputtbar’ tönte. Da die Zeit, die die Bands zur Verfügung hatten, anstieg, konnten Muff Potter mehr als die üblichen 10 Songs spielen, die ihre Vorgänger hinbekamen. ‚Sgt. Mangelkrämer’ und ‚Vom Streichholz und den Motten’ waren die nächsten Titel, die den Schlachthof rocken sollten. Während einiger Songs fungierten die Anfangs erwähnten Tischlampen als Discolampen die mit dem Rhythmus an und aus gingen und die Menge noch etwas zum Springen anstachelten. Es ist verständlich warum die Band anfangs sagte, sie hätte nur gute Erinnerungen an Wiesbaden, denn das Publikum tat was die Muff Potter forderte und verbreitete eine großartige Stimmung. Einen Song später ging es allerdings von der Bühne und viele dachten, das wäre der Auftritt gewesen. Es gab eine zwei Song Zugabe die immer noch im Zeitrahmen blieb. Die Crew der Terrorgruppe stand während der Songs, aber schon in den Startlöchern um die Bühne terrorfest zu machen.
Pünktlich um 22.00 Uhr erlosch das Licht des Schlachthofes und aus den Boxen ertönte der Europe Klassiker ‚Final Countdown’. Diese vortrefflich passende Einzugshymne wurde mit einem Feuerwerk und den Textzeilen „Uhhlalalalala Hehohohoho“ vom ‚Russen Hitler’ grandios beendet und die Show wurde nahtlos mit ‚Gestorben auf dem Weg zur Arbeit’ eröffnet. Das neuste Liedgut namens ‚Fischertechnik’ gab es gleich im Anschluss, ehe Archi, Johnny, Slash und Steve Zeit fanden dem Publikum „Hallo“ zu sagen. Nach ihrer Ode an Deutschland (‚Nicht mein Land’) kam ein wenig blaues Blut in die Angelegenheit, denn es folgte die Hommage ‚Ernst August’. In gewohnt energiegeladener Manier, diesmal ohne Brüche (in Frankfurt 2003 verletzte sich Archie am Knöchel), zog der Vierer über Gott (‚Hedonistische Heilsfront’, ‚Kathedralen’) und die Welt (‚Keiner hilft Euch’) her ohne Rücksicht auf Verluste. Als Frontmann Archi dann die Frage stellte „Wollt ihr ein politisches Lied hören?“ dachte fast jeder Anwesende, dass es nun an der Zeit ist, dass Frau Merkel ihr Fett weg bekommt. Tja so kann man sich täuschen, denn statt ‚Angela’ gab es diesmal das ‚Politiker-Lied’ geboten. Der Mitgröler ‚Allein gegen Alle’ wurde durch die ersten Textzeilen des Klassiker ‚Arbeit sein muss bleibt’ eingeleitet, bevor man sich dem Themenbereich „kurze Songs und kleine Bärte“ widmete. Drei Songs (‚Adolf Hitler (Dem sein Bart)’, ‚All Comic Heros Are Fascist Pigs (ACAB)’ und ‚Ozonlochlied’) und dass alles unter 2 Minuten, welche Band schafft das schon? Im Anschluss war es an der Zeit den Jazz ein wenig zu huldigen und so gab es den Schmuggler-Song ‚5 Kilo’, der ziemlich groovie zu den Zuschauern vordrang. Um beim Thema Drogen zu bleiben schmetterte Bassist Slash gleich einen weiteren Klassiker: ‚Opa’. Die Show neigte sich langsam aber sicher dem Ende entgegen, das wurde spätestens jedem bewusst als sich das Quartett bei ‚Schöner Strand’ Kappen aufsetzten und mit Funkenregen aus selbigen ein weiteres optisches Highlight setzten. Mit ‚Nazis im Haus’ gab es den vorerst letzten Song geboten, ehe die Jungs hinter der Bühne verschwanden. Die vielen Zugabe-Rufe des Publikums bewogen die Band nochmals auf die Bretter des Schlachthofes zu kommen und fünf weitere Songs zu präsentieren. Den Anfang machte der Slime-Klassiker ‚Deutschland’, gesungen von Andi 1 und Andi 2, zwei Zuschauern, die mehr oder weniger textsicher den Song über die Zeit schafften. Neben dem Punk-Urgestein ‚Blitzkrieg Bob’ und dem Smash-Hit ‚Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland’ gab es jetzt nur noch einen Song der übrig blieb. Na was würde denn besser passen als ‚Wir müssen raus’? Jedenfalls kein anderer Terrorgruppen Song, also verabschiedeten sich die Kreuzberger mit ‚Wir müssen raus’ standesgemäß aus dem Schlachthof Wiesbaden. Traurig darüber die Terrorgruppe das letzte Mal gesehen zu haben traten die Leute den Heimweg an, nur der harte Kern verharrte noch im Schachthof, denn wie bereits ein Jahr zuvor kamen die Jungs ein allerletztes Mal auf die Bühne und boten den übrig gebliebenen noch ein kleines Stück Hip Hop. ‚Scheisslied’ war definitiv der letzte live erlebte Song der Kreuzberger, schade, schade, schade. Jedenfalls haben alle zum Schlachthof gepilgerten Musikliebhaber die Terrorgruppe in guter Erinnerung...
Winfried Bulach / Nils Manegold
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