Dienstagabend und vor dem Schlachthof ist die Hölle los. Eine Menge Leute sind gekommen um ein Konzert der Bos(s)toner Skakombo zu sehen. Im Internet erfuhr man schon vorher, dass Cap Down leider aufgrund einer Panne des Tourbusses absagen musste. Der Schlachthof bemühte sich um Ersatz durch eine lokale Band. Dieser Ersatz trat um kurz nach Zehn in Form der Band M-a-m-a auf die Bühne. Der Bassist trug eine Pseudo-Skimaske und begrüßte das Publikum mit seinen beiden Mittelfingern. Die Band legte auch sofort los, aber bei dem schlechten Sound (war es nur der Sound?) konnte man kaum etwas verstehen. Es galt immer zu rätseln, ob der aktuelle Song deutsch oder englisch gesungen wurde. Nach einigen Songs wurde es dem Bassisten wohl zu heiß und er zog die Maske ab und spielte weiter, was ihn auch nicht sympathischer gemacht hat. Zwei oder drei ihrer Songs kamen gut rüber, unter anderem ein Song über „Satellites“ und ein Song der einer speziellen, anscheinend störenden, Person im Publikum gewidmet wurde, dessen Titel ‚I Hate You, You Bastard’ hieß. Der Rest ist nicht erwähnenswert da man wenig verstand. Nach etwa 40 Minuten verließ M-a-m-a die Bühne, um nach etwa 3 Minuten zu einer Zugabe wieder auf der Bühne zu erscheinen. Die Zugabe war ein Song mit einem ebenso beleidigenden Titel wie „I hate you, ...“. Danach war der, für eine Vorband etwas enttäuschende, Auftritt von „Mama“ zu Ende und der Weg war frei für die lange erwarteten Mighty Mighty Bosstones.
Nun stand nur noch die schier endlos dauernde Umbaupause zwischen den Fans und dem unglaublichen Auftritt der Bosstones. Die Band kam auf die Bühne, gab ein kurzes Intro, ehe man mit ‚Sugar Free’ stürmisch loslegte. Stürmisch warum dies? Nun ja Mr Barrett betrat die Bretter des Schlachthofes, warf den Mikroständer erstmal zur Seite und versprühte Energie pur. Das Publikum war sofort auf der Höhe des Geschehens und ward seit her wie in einem Rausch. Wahnsinn was solch eine grandiose Band mit seinem Publikum in nur wenigen Sekunden des ersten Liedes so alles anstellen kann. Den von allen Leuten erwarteten Opener ‚1-2-8’, stand an zweiter Stelle der Setlist. Nahtlos gingen die acht Anzugträger in ‚Let’s Face It’ über und ließen die Zuschauer und Zuhörer ein wenig an ihrer langen Geschichte teilhaben, denn es folgten ausschließlich Songs aus älteren Zeiten, das heißt vor 1998. Lediglich ‚You Gotta Go’, ‚Everybody’s Better’ und ‚You Can’t Win’ vom aktuellen Output „A Jackknife To A Swan“ und ‚Let Me Be’ vom bisher einzigen Majorlabel Silberling „Pay Attention” durchbrachen den Rückblick auf die ellenlange Bandhistory. Besonders geil kam der Brecher ‚Dr. D’, spätestens hier gab es für die angereisten Fans kein Halten mehr. Der Fotograben wurde förmlich von den Crowdsurfern überflutet, im Moshpit stieg die Temperatur und der gesamt Schlachthof war am Tanzen, Pogen, Mitsingen, egal was, hauptsache der wahnsinnigen Stimmung tat dies keinen Abbruch. Mitgesungen wurde vor allen Dingen bei den beiden Megahits ‚Rascal King’ und ‚The Impression That I Get’, bevor die Bostoner Ausnahme-Kapelle mit ‚Holy Smoke’ das Ende der regulären Show einläutete. Wie es nicht anders zu erwarten war fiel der Vorhang dieser grandiosen Show mit dem Saalräumer ‚Lights Out’. 75 Minuten und schon Ende? Ja richtig, scheinbar haben sich die Jungs so verausgabt, dass sie nicht länger spielen können, oder sie sind einfach schon in die Jahre gekommen ;). Nein sicherlich nicht, denn so viel Energie und Power wie die Bosstones auf der Bühne versprühten hätten sie sicherlich noch Songs wie ‚Royal Oil’ oder ‚Over The Eggshells’ nachlegen können, die meines Erachtens im Set gefehlt haben. Nichts desto trotz sahen wir eine saugeile Show, die seinesgleichen sucht.
Winfried Bulach / Nils Manegold