Konzerte

LagWagon
A Wilhelm Scream, Sub Simplex

21.Januar 2006

Mal wieder ein hochklassiges Line Up das sich der Wiesbadener Schlachthof da geangelt hat. Was gibt es Samstagabend besseres als ein Punk Konzert mit einem Headliner wie Lagwagon, die so selten in deutschen Landen verweilen.

Doch den Anfang machen erst einmal die Bochumer Sub Simplex, die genau wie A Wilhelm Scream auf der gesamten Lagwagon Tour dabei sind. Inspiriert vom US Punk und mit einem leisen Hauch von den Ärzten versuchten die Jungs das Publikum aufzuheizen. Anfangs tat sich wenig im Publikum, da keine außergewöhnliche Kost geboten wurde und man doch lieber die gute Stimmung für den Headliner aufheben wollte. Doch es steigerte sich die Bewegung im Publikum steigerte sich mit der Qualität der Songs und so kam es sogar dazu, dass sich eine ordentliche Pogo Pit bildete. Faszinierend war, dass der überwiegende Teil der Stücke deutsch war, obwohl die Jungs viele englische Werke besitzen, die eventuell besser gepasst hätten. Die Show war ganz ok und die Band wird sich einige Freunde im Publikum gemacht haben.

Nach der obligatorischen Umbaupause ging es mit A Wilhelm Scream weiter. Der Fünfer aus den Staaten, genauer gesagt aus Massachusetts, hat noch keine lange, dafür aber eine erfolgreiche Geschichte vorzuweisen. Durch ihr Durchbruchsalbum 2004 schafften sie es in kurzer Zeit Bands wie Rise Against, Lawrence Arms und Strung Out zu unterstützen. Nun versuchen sie deutsche Fans auf ihre Seite zu ziehen. ‚The King Is Dead' von ihrem letzten Album punktete gleich als zweiter Titel der Setlist. Ebenfalls gut war das Werk ‚The Kids Can Eat A Bag Of Dicks' welches sich als extrem eingängig erwies und zum Tanzen, mehr Pogen, anregte. In ‚The Soft Sell' kam Joey Cape mit einer kleinen Einlage von hinter der Bühne das erste Mal zum Zug. Es sollte nicht das letzte Mal sein, denn die beiden Bands verstanden sich, wie man auch am Ende des Konzerts sehen konnte, mehr als gut. Die Pit die sich während dieses Stücks bildete wirkte auf Frontmann Nuno Pereira herzerweichend, denn er meinte zu den Fans: "You make my life." Weiter ging es mit ‚Less Bright Eyes, More Deicide' und einer Ode an die ignoranten Freunde von A Wilhelm Scream. Die Halle kochte mittlerweile und es sollte noch etwas weiter gehen bis sich der Fünfer verabschiedete. Es wurde ruhiger, aber nur weil man sich teilweise sehr arg ausgepowered hat und die Pause eventuell nicht mehr reichen würde um später wieder loszulegen zu können. So feierte A Wilhelm Scream mit einem weiteren Einsatz von Joey Cape ein wahres Freudenfest, das ihren Auftritt als Support mehr als erfolgreich beendete.

Um 22.30 Uhr war es dann endlich soweit. Joey Cape und seine Mannen betraten die Bühne des Schlachthofes und legten mit ‚Heartbreaking Music' auch gleich die Marschrute für den heutigen Abend fest. Mit acht Studioalben im Gepäck gab es ja schließlich viel Material, das unter die Menge gebracht werden wollte. ‚Automatic' und ‚After You My Friend' folgten auf dem Fuße und fegten sämtliche Zweifel bezüglich Joeys Stimmproblemen davon. Zwei Wochen vor diesem Gig in Wiesbaden musste der Fünfer einen Auftritt absagen, doch am heutigen Abend war Joey wieder voll da und begeisterte nicht nur mit seiner unverwechselbaren Stimme, sondern auch mit einer wahnsinnigen Bühnenpräsenz. Auch Gitarrist Chris Flippin machte seinem Namen alle Ehre und nutze die Gesamte Fläche, die sich ihm bot. Der Elan der Jungs schien von Beginn an auf das Publikum übergesprungen zu sein, denn selten wurde im Schlachthof so ausgiebig gepogt. Das mochte vielleicht auch daran liegen, dass Hits wie ‚Island Of Shame', ‚Smile' oder ‚Sleep' recht früh auf der Setlist standen. Natürlich gab es auch eine reichliche Auswahl an neueren Songs, ‚Coconut' zum Beispiel. Hier wurde mal nicht gepogt, sondern die Tanzschritte passend für jeden Off-Beat-Song ausgepackt. ‚Mr. Coffee' beendete dann vorerst die Show der LagWagonaner und hinterließ ein frenetisch jubelndes Publikum, das nur noch eines wollte: mehr. Das bekamen sie auch. Laut Setlist sollte der Tribut-Song ‚Sad Astronaut' für den kürzlich verstorbenen Derrick Plourde zum Zuge kommen, doch scheinbar hatten die Jungs keine Lust auf traurige Momente und ersetzten den Song kurzerhand durch einen meiner absoluten Faves ‚Alien8'. Weitere Zugaben waren ‚Riffle' und ‚Razor Burn' vom Killeralbum "Hoss" und ‚Back One Out'. Knapp 90 Minuten in denen 25 Songs in absolut genialer Manier über die Bretter des Schlachthofes gebracht wurden waren damit beendet. Für mich gibt es also nur ein Fazit: Wo LagWagon draufsteht ist Lagwagon drin. Eine geile Setlist, die keine Wünsche offen ließ und eine perfekte Show, wenn auch ohne großes Trara, machten diesen Gig schon im ersten Monat des Jahres zu einem Highlight in 2006.

Winfried Bulach / Nils Manegold 






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