Reviews

Primal Power Addiction

Label: DVS Records (2002)

Heaven’s Cry touren zurzeit mit den Briten von Threshold durch die Clubs. Zuschauerzahlen von wenigen Hundert (wenn nicht sogar drunter) sind nicht selten, in anbetracht einer solchen Konstellation aber geradezu lächerlich, denn hier kann man gleich zwei Ausnahmekapellen im Prog Bereich zusammen erleben. Leider wird ihr Schaffen bis auf wenige Ausnahmen (Dream Theater, Symphony X) kaum wahrgenommen, vermutlich wird es den Kanadiern mit ihrer neuen Scheibe „Primal Power Addiction“ nicht anders ergehen. Gründe hierfür gibt es mit Sicherheit viele, an dem Album selbst wird’s mit Sicherheit nicht liegen, denn die 6 Jahre Wartezeit auf ein neues Werk haben sich vollends gelohnt. Was Heaven’s Cry hier abliefern, ist ein fantastisches Album mit unheimlich vielen Nuancen und tiefgründigen Facetten. Trotz einiger Line Up Wechsel ist das Grundgerüst geblieben, sprich Gitarrist Pierre St. Jean und Basser Sylvain Auclair, die sich die Vocals teilen. In diesem Fall haben sich wirklich zwei gesucht und gefunden, eine weiche, wärmere Stimme gepaart mit einer etwas tieferen ergeben eine nahezu perfekte Harmonie im Gewand der zauberhaften Melodien. Im Gegensatz zu vielen anderen Progformationen setzen Heaven’s Cry nicht auf Keyboards, sondern auf drei Gitarren, wobei eine Akustikgitarre als ständiger Begleiter dient. Was die drei Herren hierbei an Sound hervorzaubern, verdient schon allergrößten Respekt, das Ganze vermittelt ein Klangerlebnis, so dass einem teilweise der Atem wegbleibt. Hinzu kommen noch die angenehm dominanten Bassläufe, die zusammen mit den Drums ein hohes Maß an Rhythmik beisteuern. Zudem sind Heaven’s Cry keine selbstverliebten Musiker, sondern sind auf erstaunliche Art und Weise in der Lage, ihre komplexen Strukturen trotzdem für den Hörer nachvollziehbar zu gestalten. Das Album beginnt sicherlich etwas eigenwillig, doch je länger man den Klängen der Kanadier lauscht, desto mehr wird man gefesselt in einem Meer von bezaubernden Stücken. Sicherlich schwer, hier einen Song hervor zu heben, deshalb belasse ich es bei der Coverversion ‚Beds Are Burning’ von Midnight Oil, die ebenfalls fantastisch umgesetzt wurde und einen großartigen Abschluss bildet.

„Primal Power Addiction“ ist ein absolut hochwertiges Album, für das man gerne eine ausdrückliche Kaufempfehlung ausspricht.

Oliver Bender