Reviews

The Grave Digger

Label: Nuclear Blast (2001)

Wie schwer ist es für eine Band, auf viele erfolgreiche Jahre Musikgeschichte zurückzublicken und mit dem mittlerweile x-ten Album sich nicht selbst zu kopieren und neues auf der Platte umzusetzen? Da stellt sich schnell die Frage „Sollen wir mit der gewonnenen Routine ein solides Album einspielen, mit dem Stil, den die Fans gewohnt sind oder sollen wir unseren Stil komplett ändern und von der einstigen Marschroute abkommen?".

Ich glaube dass Grave Digger sich diese Frage auch nicht nur einmal gestellt haben, da sie auf nunmehr knapp zwei Jahrzehnte stolz sein können und mit „The Grave Digger“ ihr neuntes Album auf CD gepresst haben. Ein kleines (oder großes?) Stück Rockgeschichte haben die Mannen um Frontröhre Chris Boltendahl geschrieben und sind immer noch nicht satt: Um zumindest einen kleinen Wechsel zu vollziehen hat man den Ex-Gitarrist von Rage ,Manni Schmidt, seit November 2000 für sich gewinnen können und abermals einen deutlich hörbaren Schritt nach vorne gemacht. Vom Konzept her unterscheidet sich „The Grave Digger“ von seinen Vorgängern mit Trilogie-Charakter „Excalibur“, „Knights Of The Cross“ und „Tunes Of War“ hauptsächlich dadurch, dass diesmal kein geschichtlicher Abschnitt musikalisch umgesetzt wurde, sondern größtenteils Lyrics und Stimmungen von Edgar Allen Poe für die Ohren eingefangen wurden und auf eine CD gestanzt. Tracks wie ‚The Raven’ oder ‚The House’ überzeugen einerseits durch die hervorragenden Texte mit der Vorlage des großen englischen Dichters, andererseits aber auch durch Grave Diggers typische Musik und die düstere Stimmung. Klassischer Heavy Metal mit eingängigen Refrains und dem Stimmenwunder Chris Boltendahl vereinen alle 11 Songs auf der CD, ganz besonders überzeugend sind dabei der Opener ‚Son Of Evil’, der mit einem geilen Chorus ausgestattet ist und der Rausschmeisser ‚Silence’, der sehr gefühlvoll und vom Gesang her das abwechslungsreichste Stück der Scheibe darstellt. Einziger Kritikpunkt der CD ist die Tatsache, dass Grave Digger mit ihrer gleichnamigen CD sich nur bedingt musikalisch weiterentwickelt haben, was aber auch positiv zu bewerten ist, da das deutsche Aushängeschild in Sachen Heavy Metal seinen eigenen Stil beibehält und sich nicht durch andere Meinungen und Trends beeinflussen lässt.

Thomas Schmitt